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Windpocken: Immungeschwächte haben ein erhöhtes Risiko für schwere Erkrankung

Sind die Abwehrkräfte z.B. im Rahmen einer immunsuppressiven Therapie geschwächt, kann eine Windpockenerkrankung schwerwiegende Folgen haben.

„Steht bei einem jungen Patienten eine immunsuppressive Therapie an (z.B. im Rahmen einer autoimmunologisch bedingten chronisch-entzündlichen Darm- oder Gelenkerkrankung, aber auch verschiedener Krebserkrankungen), sollte vorher unbedingt auch an eine Windpockenimpfung gedacht werden, falls dies noch nicht geschehen ist. Denn die Windpockenimpfung gehört zu den Lebendimpfungen wie z.B. die Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Rotaviren. Hierbei werden in ihrer Wirkung stark abgeschwächte (attenuierte), aber vermehrungsfähige Viren verimpft, die die gleiche Antikörperbildung hervorrufen wie die Wildvirusvarianten. Attenuierte Viren können aber bei Immunschwäche trotzdem noch gefährliche Erkrankungen hervorrufen und dürfen i.d.R. nicht verabreicht werden“, erklärt Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des Expertengremiums des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Im Unterschied hierzu können sogenannte Totimpfungen, bei denen nur nicht vermehrungsfähige Antigene verimpft werden, auch bei Immunsupprimierten verabreicht werden. Selbst unter Therapie rufen sie i.d.R. noch eine ausreichende Immunantwort hervor.

Auch bei zuvor gesunden Kindern kann eine Windpockenerkrankung manchmal zu Komplikationen führen, die einen Krankenhausaufenthalt erforderlich machen: z.B. neurologische Probleme (Gehirn/Gehirnhaut-Entzündung, Krampfanfälle, Schlaganfall), Infektionen der Hautbläschen (Superinfektion) und Magen-Darm-Probleme. Ein vorübergehender Mangel an Blutplättchen ist bei Patienten mit Windpocken häufig. Bei abwehrgeschwächten jungen Patienten kann jedoch die Blutgerinnung in seltenen Fällen außer Kontrolle geraten.
„Das Varizellen-Virus ist hochgradig ansteckend. Es wird über die Atemwege durch feine virushaltige Tröpfchen übertragen, die beim Atmen oder Husten ausgeschieden werden und unter Umständen im Umkreis von mehreren Metern zur Ansteckung führen können. Auch virushaltiger Bläscheninhalt kann über eine Schmierinfektion zur Weiterverbreitung des Virus sorgen. Neben Speichel und Bläscheninhalt ist auch die Tränenflüssigkeit der Augen infektiös. 9 von 10 Personen, die dem Virus ausgesetzt sind und keine Immunität besitzen, werden krank. Infizierte Patienten sind schon einen 1 oder 2 Tage, bevor sich der Ausschlag entwickelt, ansteckend und auch solange, bis alle Bläschen verkrustet sind“, beschreibt Dr. Fegeler das Infektionsrisiko.

Von der Ansteckung bis zum Ausbruch dauert es etwa 10 bis 21 Tage. Infizierte entwickeln Kopfschmerzen, Fieber und Unwohlsein. Ein oder zwei Tage später kommt der Ausschlag. Der juckende Ausschlag beginnt im Gesicht oder auf der Kopfhaut und breitet sich schnell auf den Rumpf aus. Der gesamte Krankheitsverlauf dauert 6 bis 10 Tage. Windpocken treten bevorzugt in den späten Wintermonaten und im Frühling auf.

Quellen: <link https: doi.org s40121-019-00273-6 _blank external-link-new-window external link in new>Infect Dis Ther, <link https: www.kinderaerzte-im-netz.de doi.org s00103->Bundesgesundheitsbl, <link https: doi.org s11298-019-7343-z _blank external-link-new-window external link in new>CME, <link https: www.rki.de de content infekt epidbull merkblaetter ratgeber_varizellen.html _blank external-link-new-window external link in new>RKI
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