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Immer mehr Schulkinder bekommen Keuchhusten

Laut einer aktuellen Studie des Landesamtes für Gesundheit und Soziales in Mecklenburg-Vorpommern erkranken immer mehr Kinder im Schulalter an Keuchhusten (Pertussis). Untersucht wurden Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren in den neuen Bundesländern. Demnach haben sich die Erkrankungszahlen von 2001 bis 2004 fast verdreifacht...

Laut einer aktuellen Studie des Landesamtes für Gesundheit und Soziales in Mecklenburg-Vorpommern erkranken immer mehr Kinder im Schulalter an Keuchhusten (Pertussis). Untersucht wurden Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren in den neuen Bundesländern. Demnach haben sich die Erkrankungszahlen von 2001 bis 2004 fast verdreifacht. „Diese Zahlen sind sehr beunruhigend für uns. In Gemeinschaftseinrichtungen, wie in der Schule, kann sich diese Krankheit schnell ausbreiten. Um das zu verhindern, sollen die Kinder vor Eintritt in die Schule eine Auffrischung ihres Impfschutzes erhalten“, so Frau Dr. Ursel Lindlbauer-Eisenach vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) aus München, die auch Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) ist.
Als Konsequenz dieser Entwicklung wird in anderen Ländern, z. B. USA oder Kanada bereits seit längerem eine weitere Auffrischimpfung im Vorschulalter empfohlen. Auch das Bundesland Sachsen empfiehlt seit 1998 eine Auffrischimpfung im Vorschulalter.

Ältere Krankheitsträger gefährden ungeschützte Säuglinge
Keuchhusten ist eine hoch ansteckende Infektionskrankheit, die vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern zu schweren Komplikationen führen kann. Übertragen wird diese Infektion von Mensch zu Mensch. Der Erreger – ein Bakterium – wird über Tröpfchen durch die Luft übertragen. Die Erkrankung kündigt sich bei Säuglingen und Kindern mit Husten an. Nach ein bis zwei Wochen treten dann krampfartige Hustenanfälle ggf. mit Atemnot auf. Säuglinge zeigen oft keine typischen Hustenanfälle, sondern versterben unter dem Bild eines plötzlichen Kindstods (SIDS) durch einen Atemsstillstand. Als Folgeerkrankungen nach Keuchhusten-Infektionen können Mittelohrentzündung, Lungenentzündung und Erkrankungen des Gehirns auftreten. Eine Lungenentzündung nach Keuchhustenerkrankung findet man z. B. im 1. Lebensjahr bei jedem fünften, im 2. bis 4. Lebensjahr bei jedem zehnten Kind. Besonders Kinder und Jugendliche, die an Asthma leiden, haben in der Regel einen komplikationsreichen Krankheitsverlauf, zum Teil mit schweren Lungenentzündungen. Der Keuchhusten kann auch der Auslöser für Asthma sein.
Bei Erwachsenen sind die Symptome meist untypisch und häufig fällt nur ein über Wochen anhaltender, quälender Husten auf. Diese Erkrankten stellen ein hohes Risiko für die Übertragung der Erreger auf ungeschützte Säuglinge und Kleinkinder dar. Keuchhustenerreger findet man sehr häufig bei Erwachsenen mit länger anhaltendem Husten.

Deutschland folgt dem Beispiels Sachsens
1980 erkrankten noch überwiegend Säuglinge (etwa 50% aller Erkrankungen im ersten Lebensjahr) und nur 2% der Erkrankten waren über 15-Jährige. Durch die Impfungen im Säuglingsalter (seit 1991 gilt die Impfempfehlung) hat sich der Altersgipfel jedoch verschoben. 2003 betrafen nur noch 1% der Keuchhustenfälle Säuglinge, aber 80% über 15-Jährige.
Bundsweit empfahl die STIKO bisher folgende Impfungen: alle Säuglinge erhalten im Alter von 2, 3 und 4 Monaten sowie im Alter zwischen 11 und 14 Monaten Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Kinderlähmung, Hib und Hepatitis B. Im Alter von 5 bis 6 Jahren erfolgt dann eine Auffrischimpfung gegen Tetanus und Diphtherie. Eine weitere Auffrischimpfung gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten und Kinderlähmung ist für die Altersgruppen von 9 bis 17 Jahren vorgesehen. Um die Zahl der notwendigen Impftermine zu reduzieren, werden alle diese Impfungen inzwischen vorwiegend als Kombinationsimpfung verabreicht.

Nur das Bundesland Sachsen hat eine andere Impfstrategie. Seit 1998 wird im Vorschulalter zusätzliche zur Tetanus-Diphtherie-Auffrischimpfung auch eine Impfung gegen Pertussis durchgeführt. Aufgrund dieser Impfstrategie wurde der auffällige Erkrankungsanstieg in der Altersgruppe der 5- bis 15-Jährigen in diesem Bundesland nicht beobachtet. „Deshalb hat die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin nun auch für alle Kinder im Alter von 5 bis 6 Jahren eine Auffrischimpfung gegen Pertussis empfohlen. In diesem Alter lässt die Immunität, die Kinder durch die Impfung im Säuglingsalter erhalten haben, nach“, erklärt Frau Dr. Lindlbauer-Eisenach.
Weder die durchgemachte Erkrankung noch die Impfung schützt lebenslang, wie fälschlicherweise oft angenommen. Ein sicherer Immunschutz besteht nur, wenn die Erkrankung oder die letzte Impfung nicht länger als 10 Jahre zurück liegt.