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Ärzteverbände: Impfschutz in keiner Altersklasse vernachlässigen

Ein umfassender Impfschutz ist in jedem Lebensalter zentraler Bestandteil der Gesundheitsvorsorge, der unbedingt sichergestellt werden muss. Darauf weisen der Berufsverband der Internisten (BDI), der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und der Frauenärzte (BVF) anlässlich der Bayerischen Impfwoche der Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI) hin, die zeitgleich zur Europäischen Impfwoche der WHO (20. bis 26. April) ausgerufen wurde ...

Um die Chance der Impfprävention sinnvoll zu nutzen, müssen hohe Durchimpfungsraten im Kindesalter erfolgen und Impflücken im Erwachsenenalter geschlossen werden. Diese Ziele können über zwei Ansatzpunkte erreicht werden. Zum einen muss die Bevölkerung durch Aufklärung über die Chancen von Impfungen informiert und zur Durchführung motiviert werden. Und zum anderen müssen diese Menschen bei ihrem Impfvorhaben unterstützt werden, nämlich durch eine verbesserte Kostenerstattung dieser Leistungen durch die gesetzlichen Krankenkassen, so die Forderungen der Ärzteverbände.
„Die Impfraten in Deutschland sind bei bestimmten Immunisierungen zu niedrig, wie etwa bei Masern, wo die international angestrebten Durchimpfungsraten seit Jahren nicht erreicht werden“, betont Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des BVKJ. „Bei Hepatitis A gehen viele Personen fälschlicherweise davon aus, dass es sich ausschließlich um Infektionsrisiken bei Auslandsreisen handelt und vernachlässigen diesen Impfschutz. Die Erkrankungszahlen des Robert Koch-Instituts zeigen jedoch, dass in 63% der Erkrankungsfälle kein ausländisches Infektionsland angegeben, sondern die Ansteckung in Deutschland erfolgte“, berichtet Dr. Wolfgang Wesiack, Präsident des BDI. Bisher wird die Impfung gegen Hepatitis A jedoch nur vereinzelt von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet.

Impfschutz beginnt im Mutterleib
Die Schutzwirkung von Impfungen beginnt bereits bei Babys im Mutterleib durch Immunisierung der Mutter. Im Vorfeld einer Schwangerschaft ist daher ein vollständig aufgebauter Impfschutz wichtig, um Komplikationen während der Schwangerschaft zu vermeiden und das Neugeborene durch die Leihimmunität der Mutter, den so genannten Nestschutz, in den ersten Wochen und Monaten passiv zu schützen. Frauen mit Kinderwunsch brauchen vor allem eine Immunisierung gegen Röteln und Windpocken. Weil Keuchhusten (Pertussis) sehr gefährlich für Säuglinge werden kann, sollten beide Eltern und sämtliche Kontaktpersonen des Nachwuchses auch dagegen geimpft sein, damit sie das Kind in den ersten Lebensmonaten nicht anstecken. „Die Erkrankung ist für Kleinkinder lebensgefährlich, für alle anderen belastend und langwierig. Heutzutage muss noch jedes 1000. Neugeborene in Deutschland wegen Keuchhusten in einer Klinik behandelt werden und immer noch sind Todesfälle durch die Folgen dieser Erkrankung zu beklagen. Fälle, die durch entsprechende Aufklärung und hohe Durchimpfungsraten eigentlich vermeidbar wären“, mahnt Dr. Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF).

Im Kindesalter flächendeckend Grundimmunisierung aufbauen
Im Kindesalter gilt es, die empfohlenen Grundimmunisierungen zu erwerben. Die Kinder-Standardimpfungen sind wichtig, damit Kinder frühzeitig einen ausreichenden Schutz gegen schwere Infektionen aufbauen können. „Von großer Bedeutung sind hierbei hohe Durchimpfungsraten, um schwere Infektionskrankheiten wie etwa die Masern in Europa auszurotten. An dieser Erkrankung sterben auch heute noch Menschen in Europa, was angesichts der zur Verfügung stehenden Impfstoffe doch erschütternd ist“, betont Dr. Wolfram Hartmann. In den vergangenen zwölf Monaten wurden in der europäischen Region 8145 Masernfälle gemeldet. 86% davon entfielen auf sechs westeuropäische Länder – darunter Deutschland, Österreich und Italien. Mangelnde Impfbereitschaft gefährdet das Vorhaben der WHO, diese Erreger bis 2010 in Europa zu eliminieren. Um das WHO-Ziel zu erreichen, muss die Aufklärung der Eltern verbessert werden, Vorbehalte müssen ausgeräumt und die enorme Bedeutung für die Gesundheitsförderung unserer Kinder vermittelt werden“, so der Pädiater. Um die regelmäßig in Europa aufkeimenden Masernepidemien über Ländergrenzen hinweg zu verhindern, empfiehlt die WHO eine zweistufige Impfung für mindestens 95% aller Kinder. „In Afrika erleben wir gerade, was passiert, wenn internationale Impfziele nicht verwirklicht werden. Das Poliovirus sollte bereits Ende 2000 vom Globus verschwunden sein. Aktuell ist die weitgehend eingedämmt geglaubte Kinderlähmung in vielen Staaten wieder auf dem Vormarsch“, warnt der Kinderarzt.

Im Erwachsenenalter Impfschutz vervollständigen und auffrischen
Im Erwachsenenalter sollten Auffrischimpfungen erfolgen und versäumte Impfungen nachgeholt werden. „Erwachsene haben beim Impfschutz eine besondere Verantwortung, denn sie übernehmen die Vorbildfunktion für ihre Kinder. Sie müssen ihre Gesundheit und damit auch ihren Impfstatus - und den ihrer Kinder - selbst im Blick haben“, betont Dr. Albring. „Immunisierungen gegen Tetanus und Diphtherie müssen alle zehn Jahre aufgefrischt werden“, so der Gynäkologe. Daneben ist es wichtig, Impflücken zu schließen und wichtige Immunisierungen wie beispielsweise gegen Hepatitis A und B präventiv wahrzunehmen. „Die Impfung gegen Hepatitis B gehört seit 1995 zu den Kinder-Standardimpfungen. Der Großteil der Personen, die davor geboren wurden, ist heute nicht geimpft. Sie sollten die Impfung gegen Hepatitis B unbedingt nachholen“, empfiehlt Dr. Wolfgang Wesiack.
Um diese Erwachsenen-Impfungen und dadurch auch die Vorbildfunktion der Eltern zu stärken, sind neben Aufklärungskampagnen auch die gesetzlichen Krankenkassen gefordert. Obwohl die Kassen ihre Vorsorgeprogramme ausweiten, müssen noch immer viele Patienten Impfungen - beispielsweise gegen Hepatitis A und B - selbst bezahlen, was der Impfmoral sicher nicht zuträglich ist. „Versicherte sollten ihre Chance nutzen, Kassen auszuwählen, die entsprechende Vorsorgemodelle anbieten“, rät der Internist. Eine Übersicht der Krankenkassen, die verschiedene Impfungen auch für Erwachsene erstatten, ist auf der Internet-Seite www.internisten-im-netz.de einsehbar.