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Folge der Corona-Pandemie: Mangelnde Immunisierung gegen Meningokokken-Erkrankungen bei Kindern

Die Hälfte der fälligen Termine zur Meningokokken-Impfung wurden während der COVID-19-Pandemie verschoben oder abgesagt. Dies ergab eine internationale Umfrage.

Eine länderübergreifende Befragung ergab, dass 50% der Meningitis-Impftermine aufgrund der COVID-19-Pandemie verschoben oder abgesagt wurden. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Human Vaccines & Immunotherapeutics“ veröffentlicht. Dies unterstreiche den Autoren und Autorinnen des Beitrags zufolge die Notwendigkeit „dringender Maßnahmen“, um die zeitgerechte Durchführung aller empfohlenen Impfungen bei Kindern zu fördern. Die Hälfte der Impfungen erfolgte während der Pandemie nicht im von den Impfgremien empfohlenen Zeitfenster, da Eltern den Termin auf später verlegten oder ganz darauf verzichteten.

Angst vor Ansteckung hielt Eltern vom Praxisbesuch ab

Die COVID-19-Pandemie forderte aufgrund mehrerer Faktoren wie Ausgangssperren und der Angst vor einer Ansteckung ihren Tribut bei den empfohlenen Impfungen für Kinder.

Eine invasive Meningokokken-Erkrankung kann zu bleibenden Behinderungen und zum Tod führen. Meningokokken-Erkrankungen werden durch die Bakterien Neisseria meningitidis verursacht. Davon gibt es verschiedene Untergruppe. In Deutschland können Kinder gegen die 5 häufigsten Untergruppen geimpft werden (A, B, C, W, Y). Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt eine routinemäßige Impfung aller Kinder im Alter von 12 Monaten gegen Meningokokken der Gruppe C. Bestimmte Risikokinder (z.B. bei längeren Auslandsaufenthalten) sollten i Alter von 1 Jahr eine Impfung mit einem kombinierten Meningokokken-A-C-W135-Y-Konjugat-Impfstoff erhalten. Kindern ohne Milz oder nach Milzentfernung oder mit bestimmten Immundefekten rät die STIKO zu einer Impfung gegen Meningokokken B.

Angesichts sinkender Impfraten während der COVID-19-Pandemie zeigen die Ergebnisse der Umfrage, wie wichtig es ist, die Impfungen gegen Infektionskrankheiten während einer Pandemie fortzusetzen.

An den Interviews, die zwischen dem 19. Januar 2021 und dem 16. Februar 2021 durchgeführt wurden, nahmen 4962 Erziehungsberechtigte (53,9% als weiblich identifiziert) von Kindern im Alter von 0 bis 4 Jahren aus dem Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Brasilien, Argentinien und Australien teil, und Eltern von Jugendlichen im Alter von 11 bis 18 Jahren aus den Vereinigten Staaten. Unterschiedliche Impfpläne führten zu unterschiedlichen Altersgruppen in den USA. Alle an der Befragung teilnehmenden Eltern waren mindestens 18 Jahre alt und entweder alleinige oder gemeinsame Sorgeberechtigte für ihre Kinder.
Die Umfrage ergab, dass 83% der Eltern es für wichtig hielten, dass ihre Kinder während der COVID-19-Pandemie weiterhin die empfohlenen Impfungen, einschließlich Meningitis-Impfungen, erhalten. Die Hälfte der geplanten Termine zur Meningitis-Impfung wurde dennoch während der Pandemie abgesagt oder verlegt. Darüber hinaus hatten 21% der Eltern nicht die Absicht, diese Termine zu verschieben.

Für andere Impfungen gaben die Befragten an, dass sie sich ähnlich zurückhaltend wie bei den Meningitis-Impfungen verhielten. Fast die Hälfte aller befragten Eltern berichteten darüber, dass sie einen Arzttermin aufgrund der Pandemie verschoben oder abgesagt hätten.

Während der Pandemie hatte mehr als jeder zweite an der Umfrage teilnehmende Elternteil in diesem Zeitraum keine Bedenken hinsichtlich einer Impfung gegen Meningitis. Die Ergebnisse zeigten aber auch, dass sich die Hälfte der Eltern Sorgen wegen der Abstandsregeln und des erhöhten Risikos einer Ansteckung mit COVID-19 für ihre Kinder machten.

Pandemie schwächte Vertrauen in Impfungen

Die Pandemie hat dazu geführt, dass mehrere Erziehungsberechtigte hinsichtlich Impfungen insgesamt zögerlich waren. Der Aussage „Nach der COVID-19-Pandemie bin ich jetzt weniger zuversichtlich, was die Sicherheit von Impfstoffen im Allgemeinen angeht“ stimmten 16% der Eltern voll und 18% eher zu.
Die Autorinnen und Autoren gehen davon aus, dass dies nach der Pandemie zu einer größeren Impfzurückhaltung führen könnte, was sich negativ auf die Durchimpfungsraten weltweit auswirken könnte. „Ein Wiederaufleben von durch Impfungen vermeidbaren Infektionen, die eliminiert oder kontrolliert wurden, wie Masern, Röteln, Diphtherie, Keuchhusten und Polio, und die mit einer hohen Krankheitslast und Sterblichkeit bei Kindern verbunden sind, ist eine echte Gefahr“, schreibt das Expertenteam. Es ist der Meinung, dass „dringende Maßnahmen erforderlich [sind], um die Impfraten aufrechtzuerhalten und das Auftreten von durch Impfungen vermeidbaren Infektionen und Krankheiten weiter zu verringern“.

Quellen: <link www.contemporarypediatrics.com/view/half-of-meningococcal-vaccination-appointments-delayed-or-canceled-during-covid-19-pandemic _blank external-link-new-window "Opens external link in new window">contemporarypediatrics.com</link>, <link doi.org/10.1080/21645515.2023.2179840 _blank external-link-new-window "Opens external link in new window">Human Vaccines & Immunotherapeutics</link>

Meningokokken-Infektionen: Eltern sollten sich umfassend über Impfschutz informieren