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AIDS bei Jugendlichen

Medikamente

Die bei einer HIV-Therapie eingesetzten Medikamente lassen sich in vier Wirkstoffgruppen unterteilen:

1. NRTI (Nukleosidische und nukleotidische Reverse Transkriptase Inhibitoren)

NRTIs schleusen sich als falsche Bausteine in die menschliche Zelle ein. Auf diese Weise verhindern sie, dass die HIV-Erbinformation durch das viruseigene Enzym „Reverse Transkriptase“ (RT) umgeschrieben wird und zur menschlichen Erbinformation passt.
NRTIs sind seit über 15 Jahren in der Behandlung HIV-infizierter Kinder im Einsatz. Die Kombination von zwei NRTIs als Teil der HAART ist wirksam und gut verträglich.

2. NNRTI (Nicht-nukleosidische Reverse Transkriptase Inhibitoren)

NNRTIs blockieren dagegen direkt das Enzym „Reverse Transkriptase“.
NNRTIs können innerhalb von wenigen Wochen zur Resistenzentwicklung gegen die gesamte Substanzklasse führen. Deshalb müssen NNRTIs immer gleichzeitig mit anderen antiretroviralen Substanzen eingesetzt werden.

3. PI (Protease-Inhibitoren)

PIs hemmen das Enzym Protease, ein Eiweiß, das die Virusvorstufen zu HIV umwandelt. Damit wird die Produktion neuer Viren in den menschlichen Zellen verhindert.
Alle PIs können in Kombination mit zwei NRTIs verwendet werden.

4. Fusionsinhibitoren

Fusionsinhibitoren stellen eine neue Medikamentenklasse dar. Sie hemmen die Verschmelzung des Virus mit der Zielzelle im Körper.

Leider zeigen die Medikamente nicht nur Wirkungen, sondern auch Nebenwirkungen, z.B. die Verminderung roter und weißer Blutkörperchen, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, Schädigungen der Nervenbahnen, Hautausschläge sowie Übelkeit und Erbrechen. Falls eine Therapie begonnen werden soll, wird der behandelnde Arzt ausführlich auf mögliche Nebenwirkungen aufmerksam machen. Ein weiteres Problem stellt die regelmäßige Einnahme der Medikamente dar. Manchmal muss diese auf nüchternen Magen erfolgen, manchmal direkt zur Mahlzeit, einige Pillen müssen in Fruchtsaft oder Wasser aufgelöst werden, und viele von ihnen schmecken bitter. Die Einnahme muss diszipliniert und konsequent durchgeführt werden. Das Weglassen einzelner Medikamente erhöht die Gefahr einer Resistenzentwicklung erheblich.

Therapie mit Immunglobulinen

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit stellt eine vierwöchentliche intravenöse Zufuhr von Antikörpern (Immunglobuline) dar. Durch sie kann eine fehlende Antikörperbildung des Körpers größtenteils ersetzt werden. Die Therapie mit Immunglobulinen wird aufgrund der guten Fortschritte in der medikamentösen Kombinationstherapie in Zukunft seltener angewandt werden als bisher. Sie wird jedoch weiterhin eine Rolle spielen

  • bei Patienten, die sich in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium befinden, das durch medikamentöse Therapien nicht ausreichend behandelbar ist.
  • bei Patienten mit wiederkehrenden Virus-Infektionen: sind andere Behandlungsmöglichkeiten bereits ausgeschöpft, kann ein Therapieversuch mit Immunglobulinen möglicherweise zu einer Verminderung der aufgetretenen Infekte führen.
  • bei Patienten, die bereits eine Behandlung mit Immunglobulinen bekommen haben und die auf die Absetzung der Therapie mit deutlich gesteigerter Infektionsrate reagieren.

Opportunistische Infektionen stellen im Krankheitsverlauf eine große Gefahr dar. Sinken die T-Helferzellen (CD4-Lymphozyten) unter einen bestimmten Grenzwert ab, sollten deshalb vorbeugende Maßnahmen gegen die häufig auftretende Pneumocystis-jiroveci (vormals „carinii“)-Pneumonie, eine schwer verlaufende Lungenentzündung, durchgeführt werden. Durch regelmäßige Einnahme oder Inhalation eines Antibiotikums kann diese Lungenentzündung weitgehend vermieden werden. Auch für andere opportunistische Infektionen gibt es zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten.

Insgesamt betrachtet sind die Fortschritte beachtlich, die bei der Behandlung der HIV-Infektion gemacht wurden. Möglicherweise lässt sich durch eine effektive Therapie der Ausbruch von AIDS verhindern. Bei Personen, die bereits an AIDS erkrankt sind, kann der Gesundheitszustand und die Lebensqualität deutlich verbessert werden.