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Kinder mit Migrationshintergrund haben höchstes Gelbsuchtrisiko in Deutschland

Kinder, deren Familien nicht aus Deutschland stammen, haben ein erhöhtes Risiko, sich in ihrem Herkunftsland, wie z.B. in der Türkei, in Marokko, im ehemaligen Jugoslawien, in Südostasien oder in der ehemaligen USSR mit Hepatitis zu infizieren. Laut Experten des RKI lassen sich über die Hälfte der Hepatitis-A-Fälle in Deutschland auf Besuche von Angehörigen im Ausland zurückführen. Immigrantenkinder der ersten Generation haben ebenso ein besonders hohes Risiko, sich mit Hepatitis B bei Verwandtschaftsbesuchen im Ausland anzustecken ...

Kinder mit Migrationshintergrund gehören in Deutschland zu den Risikogruppen für Hepatitis-A- und –B-Infektionen. „In Deutschland ist das Infektionsrisiko für beide Gelbsuchtformen gering, doch besuchen Familien ihre Verwandtschaft in Ländern mit einer stärkeren Hepatitis-A- und B-Verbreitung, stecken sie sich dort an und importieren die Viren nach Deutschland. Aufgrund von Sprachbarrieren versäumen manche ausländischen Eltern auch, dafür zu sorgen, dass ihre Kinder alle in Deutschland üblichen Vorsorgen oder Impfungen, wie z.B. gegen Hepatitis B, erhalten. Eine reisemedizinische Beratung und Impfung gegen Hepatitis A bei Familienreisen ins Herkunftsland erfolgt selten“, erklärt Dr. Ursel Lindlbauer-Eisenach, Mitglied der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin. Laut Experten des RKI lassen sich über die Hälfte der Hepatitis-A-Fälle in Deutschland auf Besuche von Angehörigen insbesondere in der Türkei, im ehemaligen Jugoslawien, in Südostasien oder der ehemaligen USSR zurückführen. Bei solchen Familienbesuchen im Ausland sind Kinder und junge Erwachsene ebenso besonders gefährdet, sich mit Hepatitis B zu infizieren. Nach einer aktuellen Studie haben Immigrantenkinder in der ersten Generation, deren Vater und Mutter nicht deutsch-stämmig sind, in Deutschland das höchste Risiko, an Hepatitis B zu erkranken.

Bei Adoption sollten Eltern an Impfschutz denken
„Wenn Eltern ein Kind aus dem Ausland adoptieren, sollten sie es auf vergangene und akute Infektionen untersuchen lassen und fehlende Impfungen nachholen. Dabei sollten sie ihren eigenen Impfschutz nicht vergessen“, rät Dr. Lindelbauer-Eisenach, Kinder- und Jugendärztin sowie Impfexpertin des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Je jünger die Kinder – abhängig vom Ursprungsland – desto wahrscheinlicher ist es z.B., dass keine Immunität gegen Hepatitis A vorliegt. Laut einer aktuellen amerikanischen Studie haben nur 17% der Kinder aus Asien oder der pazifischen Region Antikörper gegen das Hepatitis-A-Virus, während über 70% der aus Afrika stammenden Adoptivkinder bereits eine Infektion durchgemacht hat und immun ist.

Säuglinge erhalten in Deutschland seit 1995 routinemäßig eine Grundimmunisierung gegen Hepatitis B: Mit dem vollendeten 2. Lebensmonat (9. Woche) wird das Baby zum ersten Mal geimpft. Bei dieser ersten Impfung wirkt ein einziger Impfstoff gegen sechs verschiedene Infektionskrankheiten, darunter auch Hepatitis B - neben Diphtherie, Hib (Haemophilus influenzae Typ b), Keuchhusten (Pertussis), Kinderlähmung (Poliomyelitis) und Wundstarrkrampf (Tetanus). Der Sechsfachimpfstoff wird insgesamt viermal verabreicht, um optimalen Schutz zu gewähren. Der Impfstoff gegen Hepatitis A ist ab dem ersten Lebensjahr zugelassen. Zwei Impfungen sind erforderlich. Mit der zweite Impfung im Abstand von 6-12 Monaten zur ersten erhält der Impfling eine Immunität für mindestens 10 Jahre.
Bei Kindern und Jugendlichen, die ihre Impfung gegen Hepatitis B bisher versäumt haben, sollte der Kinder- und Jugendarzt abwägen, ob nicht eine Kombinationsimpfung gegen Hepatitis A und B sinnvoll ist.

Quellen: Pediatrics, Emerg Infect Dis, ECDC