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Keuchhusten bleibt gefährlich - Impfungen nicht ohne triftigen Grund hinausschieben

Trotz vorhandener Impfstoffe ist Keuchhusten immer noch eine häufige Infektionskrankheit und kann insbesondere für ganz kleine Kinder gefährlich werden. Ursachen dafür sind u.a. zu späte und unvollständig durchgeführte Impfungen und auch ein mit der Zeit nachlassender Schutz. Deshalb sind neben der Grundimmunisierung auch Auffrischimpfungen sehr wichtig. Selbst wer die Erkrankung durchgemacht hat, bleibt nicht immun.

„Junge Säuglinge können besonders schwer erkranken. Das Tückische ist, dass sie statt der typischen bellenden Hustenattacken mit anschließendem Erbrechen von Atemaussetzern betroffen sein können. Antibiotika haben, wenn die Krankheit sich bereits entwickelt hat, kaum einen Einfluss auf den Verlauf, nur auf die Ansteckungsfähigkeit. Kinder- und Jugendärzte empfehlen, die allgemein empfohlenen Impftermine einzuhalten – auch die Corona-Pandemie sollte kein Grund sein, dass kleine Kinder wichtige Impfungen versäumen“, erklärt Dr. Herman Josef Kahl, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des Expertengremiums vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).
Gerade Säuglinge sind in den letzten Jahren die am häufigsten betroffene Altersgruppe bei Keuchhusten (ca. 46-50 pro 100.000). Im Alter von zwei bis sechs Monaten ist demnach das Risiko besonders groß, an Keuchhusten zu erkranken. Mehr als die Hälfte der Kinder, die in den ersten fünf Lebensmonaten Keuchhusten bekommen, brauchen eine Behandlung im Krankenhaus.

„Keuchhusten ist hoch ansteckend. Die verursachenden Bakterien verbreiten sich durch Tröpfcheninfektion. Im Alter von 2, 4 und 11 Monaten sollten Babys im Rahmen der Sechsfachimpfung (Kombinationsimpfung gegen Diphtherie, Hepatitis B, Haemophilus influenzae Typ b, Keuchhusten, Kinderlähmung und Wundstarrkrampf) eine Immunisierung gegen Keuchhusten bekommen“, verweist Dr. Kahl auf die aktuellen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin. Bis zum ausreichenden Schutz durch diese Impfungen könnten die Säuglinge durch Antikörper der Mutter vor Keuchhusten bewahrt werden, wenn diese immunisiert wurde. Schwangere Frauen sollten zu Beginn des 3. Trimenons (ab der 28. Schwangerschaftswoche) geimpft werden - unabhängig vom Abstand zu einer vorher verabreichten Pertussis-Impfung. Wurde dies versäumt, sollte die Mutter am besten in den ersten Tagen nach der Geburt geimpft werden.
Vor der Geburt eines Kindes sollte überprüft werden, ob bei engen Kontaktpersonen (Eltern, Geschwister, Tagesmütter, Großeltern) ein ausreichender Immunschutz (d.h. Impfung innerhalb der vorausgegangenen 10 Jahre) besteht und gegebenenfalls aufgefrischt werden. Denn bei Jugendlichen und Erwachsenen kann Keuchhusten mild verlaufen und unerkannt bleiben. Sie können die Krankheit weiter verbreiten, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Bei Kindern empfiehlt die STIKO eine weitere Auffrischimpfung im Vorschulalter (im Alter von 5 bis 6 Jahren) mit einem Tdap-Kombinationsimpfstoff (Tetanus-Diphtherie-azelluläre Pertussis). Da die Immunität nur ca. 10 Jahre dauert, sollten Jugendliche bis 16 Jahre bzw. deren Eltern an eine weitere Auffrischung denken.

Deutschland gehört laut ECDC neben Polen, den Niederlanden, Großbritannien und Spanien zu den Ländern in Europa mit den meisten Keuchhustenfällen. 2018 wurden in Deutschland 606 Ausbrüche mit 1.945 Erkrankungen registriert. Nach den Säuglingen waren die 10- bis 14-Jährigen die Altersgruppe mit den meisten Erkrankungen. Nur 78% der Kinder haben die Impfserie mit dem Kombinationsimpfstoff bis zum Ende des 2. Lebensjahres komplettiert, d.h. 22% - fast ein Viertel der Kinder - haben bis dahin keine vollständige Grundimmunisierung erhalten, so das aktuelle Ergebnis aus der RKI-Impfsurveillance.

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