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Impfzahlen bei Kleinkindern sinken bedenklich

In den letzten Monaten ist ein deutlicher Rückgang der lebenswichtigen ersten Impfungen bei Säuglingen und Kleinkindern zu verzeichnen. Falsche Panikmache in den Medien ist einer der Hauptgründe...

Die Zahl der Impfungen von Säuglingen im ersten Lebensjahr ist in den letzten Monaten stark zurückgegangen. "Die uns vorliegenden Zahlen zeigen einen Rückgang der dringend notwendigen ersten Impfungen für Säuglinge und Kleinkinder von etwa 10 bis 15% seit April diesen Jahres im Vergleich zum Vorjahr", so Prof. Heinz-J. Schmitt, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin. Säuglinge erhalten im ersten Lebensjahr u.a. Schutzimpfungen gegen Tetanus (Wundstarrkrampf), Pertussis (Keuchhusten) und Haemophilus influenzae Typ b (Hib) - einer gerade für Säuglinge lebensgefährlichen Ursache der Hirnhautentzündung. Die Impfungen werden mit so genannten Kombinationsimpfstoffen verabreicht, um die Zahl der notwendigen Injektionen zu reduzieren. "Wer seine Kinder nicht impfen lässt, geht ein großes Risiko ein, denn gerade der Keuchhusten oder die Hib verlaufen bei Säuglingen nicht selten tödlich", warnt Prof. Schmitt. Als einen der Gründe für den beobachteten Rückgang sieht Prof. Schmitt die negative Berichterstattung in den Medien, die sich auf den in Deutschland verwendeten Sechsfachimpfstoff bezieht - einem Kombinationsimpfstoff, der gegen sechs verschiedene Krankheiten schützt (Tetanus, Diphtherie, Poliomyelitis (Kinderlähmung), Pertussis (Keuchhusten), Haemophilus influenzae Typ b (Hib) und Hepatitis B).

Umfangreiche Untersuchungen des Paul-Ehrlich-Institutes
Das in Deutschland für die Zulassung von Impfstoffen zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen hat alle Meldungen von Todesfällen, die in einem zeitlichen Zusammenhang zu einer Sechsfachimpfung stehen könnten, nochmals genauestens geprüft. Für diese Untersuchung wurden alle gemeldeten Todesfälle miteinbezogen, die in einem Zeitraum von bis zu 40 Tagen - und nicht nur für die ersten 24 Stunden - nach einer erfolgten Impfung auftraten. Das Ergebnis dieser weltweiten Datenerfassung: Seit Einführung der Sechsfachimpfstoffe im Oktober 2000 wurden fast 9 Millionen Impfungen mit Sechsfachimpfstoffen durchgeführt - 16 Todesfälle wurden erfasst, die sich in einem Zeitraum zwischen 4 Stunden und 38 Tagen nach einer Impfung ereigneten. Dreizehn dieser Todesfälle wurden aus Deutschland gemeldet - in keinem einzigen Fall konnte bisher ein eindeutiger, medizinischer Nachweis dafür erbracht werden, dass eine Impfung Auslöser für den Tod eines der betroffenen Kinder war. Neben anderen Todesursachen wurde dabei vor allem auch der Plötzliche Kindstod - SIDS (Sudden Infant Death Syndrome) - in direktem Zusammenhang mit der Impfung gebracht.

"Plötzlicher Kindstod" steht in keinem Zusammenhang mit Impfungen
"Die Beobachtung der letzten Jahre zeigen, dass die Zahl der SIDS-Todesfälle in Deutschland rückläufig ist - und das bei gleichzeitiger Zunahme der Impfungen mit dem Sechsfachimpfstoff - die Zahlen sind hier eindeutig", entgegnet Schmitt Behauptungen von Impfgegnern. "Die Europäische Zulassungsbehörde für Impfstoffe (EMEA) und auch das in Deutschland zuständige Paul Ehrlich-Institut (PEI) müssten die Zulassung von Sechsfach-Impfstoffen zurückziehen, wenn es einen kausalen Zusammenhang zwischen Impfung und Todesfällen gäbe. Bei jährlich etwa 3 Millionen Impfungen von Kindern im ersten Lebensjahr erwartet man - statistisch betrachtet - eigentlich ein häufigeres zeitliches Zusammentreffen zwischen einem Todesfall und einer Impfung.", so der STIKO-Vorsitzende weiter.

Sechsfachimpfstoff genauso sicher wie bisher verwendete Kombinationsimpfstoffe
"Manche Eltern sind verunsichert und lassen ihre Kinder zur Zeit nicht impfen", beobachtet Dr. Ursel Lindlbauer-Eisenach - Mitglied der STIKO - vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte aus München. "Diese Impfungen im Kindesalter gegen sechs potentiell tödliche Krankheiten können lebensrettend sein - es ist sehr gefährlich, diese Impfungen zu verschieben", warnt Dr. Lindlbauer-Eisenach. "Die Sechsfachimpfstoffe sind sehr gut verträglich. Ich führe etwa 1.500 Impfungen pro Jahr durch - Komplikationen kommen extrem selten vor. Nach allem, was wir wissen und täglich erfahren, sind diese Impfstoffe genauso gut wie die Kombinationsimpfstoffe, die wir in früheren Jahren benutzt haben", berichtet Dr. Lindlbauer-Eisenach aus ihrem Praxisalltag.