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Die Zahl der Impfungen bei Kleinkindern deutlich gesunken

Seit Beginn des Jahres gingen die dringend notwendigen ersten Impfungen für Säuglinge und Kleinkinder stark zurück. Vermutlich glauben viele Eltern, dass auch ein Besuch beim Kinder- und Jugendarzt mit einer Praxisgebühr verbunden ist. Säuglinge erhalten im ersten Lebensjahr u.a. Schutzimpfungen gegen Keuchhusten und Haemophilus influenzae Typ b - Krankheiten, die für sie lebensgefährlich werden können...

In den ersten drei Monaten dieses Jahres ist die Zahl der notwendigen Impfungen bei Säuglingen und Kindern bis zum zweiten Lebensjahr deutlich gesunken. "Die uns vorliegenden Zahlen zeigen einen Rückgang der dringend notwendigen ersten Impfungen für Säuglinge und Kleinkinder von etwa 10% im Vergleich zum Vorjahr", so Dr. Ursel Lindlbauer-Eisenach, Kinder- und Jugendärztin aus München und Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin. Säuglinge erhalten im ersten Lebensjahr u.a. Schutzimpfungen gegen Tetanus (Wundstarrkrampf), Pertussis (Keuchhusten) und Haemophilus influenzae Typ b (Hib) - einer gerade für Babys lebensgefährlichen Ursache der Hirnhautentzündung. Die Impfungen werden mit Kombinationsimpfstoffen verabreicht, um die Zahl der notwendigen Injektionen zu reduzieren. "Wer seine Kinder nicht impfen lässt, geht ein großes Risiko ein, denn gerade Keuchhusten oder Hib verlaufen bei Säuglingen nicht selten tödlich", warnt die Impfexpertin. Noch deutlicher ist der Rückgang bei der Masernimpfung. "Im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr haben fast 30% weniger Eltern ihre Kinder gegen Masern impfen lassen. Offenbar hat sich bei den Eltern der Irrglaube festgesetzt, dass auch ein Besuch beim Kinder- und Jugendarzt mit einer Praxisgebühr verbunden ist", vermutet Dr. Lindlbauer-Eisenach.

Masernepidemien drohen
Durch die geringe Zahl der Impfungen steigt die Gefahr, dass es zu großen Ausbrüchen von Masern in Deutschland kommt. "Um Masernepidemien zu verhindern oder die Krankheit zu eliminieren, benötigen wir Durchimpfungsraten von über 90% für beide Impfungen gegen Masern. Leider wird die zweite Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) oft vergessen - weniger als die Hälfte aller Kinder in Deutschland sind zweimal gegen Masern geimpft", warnt Dr. Lindlbauer-Eisenach vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Masernerkrankungen verlaufen häufig mit Komplikationen - Mittelohr- und Lungenentzündungen können in Folge einer Infektion auftreten. Gefürchtet ist die Entzündung des Gehirns - die so genannte Masernenzephalitis, die auch tödlich enden kann. Nach Angaben des RKI kommt ein Todesfall auf etwa 1.000 Masernerkrankungen.

USA bekämpfen "importierte" Masern
Ein Fall von eingeschleppten Masern beunruhigt zur Zeit die Gesundheitsbehörden im Bundesstaat Iowa in den USA. Am 12. März landete ein Flugzeug, aus Indien kommend via Amsterdam und Detroit, in Cedar Rapids in Iowa. An Bord dieses Fluges war ein Passagier, bei dem kurze Zeit nach der Ankunft eine Masernerkrankung diagnostiziert wurde. Inzwischen haben sich zwei weitere Personen angesteckt. Da Masern durch kleine Tröpfchen in der Luft von Mensch zu Mensch verbreitet werden und hochansteckend sind, befürchten die Behörden vor Ort eine Masernepidemie bei ungeschützten Erwachsenen, denn die Zahl der betroffenen Kontaktpersonen geht in die Tausende. Daher werden nun Massenimpfungen durchgeführt - vor allem bei Erwachsenen, die vor 1957 geboren wurden und noch keine Masern hatten. Neben den drei bestätigten Fällen befinden sich noch 20 weitere Patienten in Quarantäne.

Nordamerika gilt als masernfrei - Impfprogramme vor allem bei Kindern haben erreicht, dass es in den USA seit Jahren keine Fälle von Masern gegeben hat. Kinder in den Vereinigten Staaten von Amerika dürfen - im Gegensatz zu den Bestimmungen in Deutschland - keine öffentlichen Einrichtungen wie Schulen oder Kindergärten besuchen, ohne einen vollständigen Impfstatus zu haben.

Keine Praxisgebühr beim Kinder- und Jugendarzt
Alle von der STIKO empfohlenen Impfungen werden von der Kasse erstattet. "Im Gegensatz zu allen anderen Arztgruppen kostet der Besuch beim Kinder- und Jugendarzt keine Praxisgebühr. Es ist also sinnvoll, die notwendigen Impfungen beim Kinder- und Jugendarzt vornehmen zu lassen und fehlende Impfungen nachzuholen. Auch Erwachsene, die sich impfen lassen, zahlen nichts, denn Impfleistungen sind generell von der Praxisgebühr befreit", erläutert Dr. Wolfram Hartmann, der Präsident des BVKJ.