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Windpocken - Impfung für viele ratsam

Nach einer aktuellen Befragung in 282 deutschen Praxen verliefen die Windpocken bei 16% der Patienten schwer und bei 5,7% traten Komplikationen auf. Prof. Peter Wutzler aus Jena und seine Kollegen plädieren daher für eine allgemeine Windpocken-Impfung von Kleinkindern in Deutschland...

Professor Dr. Peter Wutzler vom Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität Jena und seine Kollegen befragten 282 deutsche Arzt-Praxen per Telefon zu ihren Erfahrungen mit Windpocken-Patienten. Die Auswertung der Daten von 1.334 Patienten ergab: Bei 16% der Patienten verliefen die Windpocken schwer und bei 5,7% traten Komplikationen auf. Häufig waren Mittelohrentzündung, Lungenentzündung oder Husten. Manche Patienten hatten schwere Infekte der unteren Atemwege oder neurologische Störungen, die eine Einweisung ins Krankenhaus erforderten. Auch eine Windpocken-Embryopathie (Schädigung des ungeborenen Kindes durch das Virus) gehörte zu den angegebenen Komplikationen. Professor Wutzler rechnete die Ergebnisse auf die pro Jahr geschätzten 760.000 Windpocken-Erkrankungen hoch und kam zu folgendem Ergebnis (pro Jahr):

  • 124.000 unter den Neu-Erkrankten haben schwere Verläufe,
  • bei 43.000 Patienten treten Komplikationen auf,
  • bei 61.000 ist eine Klinikeinweisung erforderlich.

Schutzimpfung ab dem 9. Lebensmonat möglich
Dies spricht für eine allgemeine Windpocken-Impfung bei Kleinkindern, so Professor Wutzler und seine Kollegen. Sie verweisen auf das erfolgreiche Windpocken-Impfprogramm in den USA. Vier Jahre nach dem Start des Programms ist die Zahl der erkrankten Kinder um 70% zurückgegangen.

Gegen Windpocken können gesunde Kinder ab 9 Monaten geimpft werden. Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts in Berlin empfiehlt folgenden Risikopatienten unbedingt eine Schutzimpfung: Kinder mit schwerer Neurodermitis, Leukämie, bösartigen Tumoren oder geschwächter Immunabwehr sowie Geschwistern und Eltern dieser Kinder.

Da die Anzahl der Komplikationen bereits im Teenageralter zunimmt, raten Impfexperten, auch gesunde Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren (im Rahmen der Jugendgesundheitsvorsorge J1), die bisher noch nicht an Windpocken erkrankt sind, zu impfen. Damit sinkt vor allem die Gefahr einer Übertragung auf Risikopatienten.

Quelle: ÄrzteZeitung