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Studie: Diabetes Typ 1 und Zöliakie treten häufiger als erwartet zusammen auf

Einer im Oktober in der Fachzeitschrift „Pediatrics“ veröffentlichten amerikanisch-deutsche Studie zufolge tritt Diabetes Typ 1 und Zöliakie deutlich häufiger zusammen auf, als bisher angenommen wurde.

Professor William Hagopian und seine Kollegen fanden heraus, dass Jugendliche mit Diabetes-Typ 1 ein fast verdreifachtes Risiko für die Entwicklung von Zöliakie-Autoantikörpern besaßen, die die Krankheit Zöliakie ausbrechen lassen können. "Das gemeinsame Auftreten ist größer als es die demografischen Faktoren und die genetischen Risikofaktoren erklären. Das deutet darauf hin, dass gemeinsame Umwelt- oder pathophysiologische Mechanismen zum erhöhten Risiko beitragen können", schreiben die Autoren.
"Typ-1-Diabetes und Zöliakie sind genetisch eng verwandt", erklärte Studienautor Hagopian. "Menschen mit einer Krankheit neigen dazu, die andere zu bekommen. Patienten, bei denen Typ-1-Diabetes-Autoantikörper nachweisbar sind, sollten auf Zöliakie-Autoantikörper untersucht werden", so Hagopian. Er leitet das Diabetes-Programm am Pacific Northwest Research Institute in Seattle.

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunkrankheit, die das Immunsystem des Körpers veranlasst, die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse fälschlicherweise anzugreifen, so die American Diabetes Association. Insulin ist ein Hormon, das hilft, den Zucker aus Nahrungsmitteln in die Zellen des Körpers zu bringen, um in Energie umgewandelt werden zu können. Menschen mit Typ-1-Diabetes produzieren zu wenig Insulin und müssen es deshalb durch Spritzen oder eine Insulinpumpe dem Körper zuführen.

Zöliakie ist eine Autoimmunkrankheit, die das Immunsystem veranlasst, den Dünndarm anzugreifen, wenn Gluten konsumiert wird, so die Celiac Disease Foundation. Gluten ist ein Protein, das in Weizen vorkommt. Symptome einer Zöliakie können Bauchschmerzen und Blähungen, Durchfall, Erbrechen, Verstopfung, Gewichtsverlust, Müdigkeit und verzögertes Wachstum und eine verzögerte Pubertät sein. Die frühe Diagnose einer Zöliakie kann Komplikationen, wie Wachstumsverzögerungen bei Kindern, verhindern helfen.
Hagopian zufolge tritt "Zöliakie in der Allgemeinbevölkerung etwa dreimal häufiger auf als Typ-1-Diabetes".

Vergangene Untersuchungen gingen davon aus, dass Typ-1-Diabetes und Zöliakie bei rund 5 bis 8% der Patienten zusammen auftritt, sagten die Autoren der Studie.

Um eine bessere Vorstellung davon zu bekommen, wann beide Krankheiten sich zusammen bei einem Patienten entwickeln und welche Auslöser dafür verantwortlich sein könnten, haben die Forscher Daten aus einer prospektiven Studie von Kindern mit einem hohen genetischen Risiko für Typ-1-Diabetes untersucht. Das primäre Ziel der Studie war es, Umweltursachen für Typ-1-Diabetes zu finden.

Für die Studie lagen die Daten von fast 6.000 Heranwachsenden aus sechs US-amerikanischen und europäischen medizinischen Zentren vor. Die Teilnehmer hatten alle die notwendigen Autoantikörper-Tests durchgemacht. Im Durchschnitt wurden die Kinder 66 Monate (5,5 Jahre) lang beobachtet.

Bei 367 Kindern wurden Autoantikörper gefunden, die im Zusammenhang mit der Entwicklung von Typ-1-Diabetes stehen. Autoantikörper, die zu Zöliakie führen können, wurden bei 808 Kindern nachgewiesen. Autoantikörper, die mit beiden Erkrankungen verknüpft werden, wurden bei 90 Kindern gefunden.

Kann Diabetes Typ 1 auch ein Auslöser für Zöliakie sein?

Autoantikörper für Typ-1-Diabetes ließen sich typischerweise früher aufspüren, als Autoantikörper für Zöliakie, wie die Autoren der Studie feststellten.
Das bedeutet nicht unbedingt, dass Typ-1-Diabetes die Entwicklung von Zöliakie-Autoantikörpern verursachte, sagte Dr. Christine Ferrara, Assistenzprofessorin an der Universität von Kalifornien in San Francisco. Sie verfasste einen Leitartikel, der die Studie begleitete. "Die Ergebnisse dieser Veröffentlichung zeigen eine Assoziation, aber sie zeigen keine Ursache", sagte Ferrara.

Hagopian vermutete, dass es dennoch möglich sei, dass Typ-1-Diabetes irgendwie Zöliakie auslösen kann. Aber es könnte auch ein teilweise gemeinsamer Umweltfaktor sein, der den Krankheitsprozess in beiden Fällen auslöst, fügte er hinzu.

Hagopian ergänzte, dass es wichtig sei zu erwähnen, dass die Studie nur Kinder unter 6 Jahren einschloss. Fazit aus der Studie sei, dass Kinder mit Diabetes Typ 1 ein erhöhtes Risiko für Zöliakie haben.

Quelle: <link https: medicalxpress.com news _blank external-link-new-window external link in new>medicalXpress, <link http: pediatrics.aappublications.org content early peds.2017-1305 _blank external-link-new-window external link in new>Pediatrics