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Studie bestätigt: COVID-19 verursacht bei Kindern mildere Symptome

Eine umfangreiche britische Studie untersuchte Krankenhauspatienten mit Covid-19. Demnach entwickeln Kinder und Jugendliche seltener als Erwachsene einen schweren Krankheitsverlauf oder sterben daran.

Ein Team unter der Leitung von Forschern der Universitäten Edinburgh und Liverpool, des Imperial College London und des Royal Hospital for Children in Glasgow werteten die Daten von 651 Kindern und Jugendlichen im Alter bis zu 19 Jahren aus, die mit Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert worden waren. Die Studie bestätigte bisherige Studien, die zu dem Schluss kamen, dass Kinder und Jugendliche seltener als Erwachsene bei COVID-19 seltener einen schweren Krankheitsverlauf entwickeln oder daran sterben. Übergewicht, dunkle Hautfarbe und ein Alter unter einem Monat sind Faktoren, die das Risiko erhöhen, dass ein Kind mit COVID-19 auf der Intensivstation behandelt werden muss, heißt es in dem Bericht im British Medical Journal.

Die Studie identifizierte zudem auch neue Anzeichen für einen schweren Krankheitsverlauf bei Kindern bzw. eine schwere Entzündungsreaktion (ähnlich wie das Kawasaki-Syndrom), die das Risiko, dass Kinder mit Covid-19 eine Intensivpflege benötigen, deutlich erhöhten. Die Forscher fordern deshalb, dass die WHO die Definition des Multisystem Inflammatory Syndrome (Multisystem-Entzündungssyndroms) bei Kindern (MIS-C) aktualisiert, um Ärzten dabei zu helfen, mehr Kinder mit dieser Erkrankung zu identifizieren und ihre Behandlung zu verbessern.

Die Daten stammten aus der ISARIC4C Covid-19-Studie - die größte Studie dieser Art außerhalb Chinas zu COVID-19. 138 Krankenhäusern in England, Wales und Schottland lieferten Informationsmaterial zu betroffenen Patienten.

Wenig junge Menschen müssen ins Krankenhaus

Die Ergebnisse legen nahe, dass junge Menschen selten aufgrund von Covid-19 im Krankenhaus landen. Sie machen weniger als 1% der Teilnehmer an der ISARIC-Studie aus.

Das typische Alter der ins Krankenhaus eingelieferten Kinder betrug etwa fünf Jahre. Etwa 42% der Patienten hatten mindestens eine Vorerkrankung - am häufigsten neurologische Erkrankungen und Asthma. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die an Covid-19 starben, war im Vergleich zu den Todesfällen bei Erwachsenen relativ gering - insgesamt sechs. Drei Kinder, die starben, waren Neugeborene, die bereits mit anderen schweren Gesundheitsproblemen auf die Welt kamen. Die anderen drei Kinder waren 15 bis 18 Jahre alt und hatten ebenfalls schwerwiegende gesundheitliche Probleme.

Rund 18% der hospitalisierten Kinder und Jugendlichen kamen auf die Intensivstation. Experten gehen davon aus, dass Kinder unter einem Monat und Kinder zwischen 10 und 14 Jahren bei Minderjährigen das höchste Risiko haben, aufgrund von Corona auf die Intensivstation zu müssen. Ähnlich wie bei Erwachsenen wurde auch Übergewicht und eine dunkle Hautfarbe als Risikofaktor eingestuft.

„Multisystem Inflammatory Syndrome in Children“ (MIS-C) - Kawasaki-ähnliches Syndrom

Die Studie identifizierte auch 52 Patienten mit MIS-C („Multisystem Inflammatory Syndrome in Children“) bzw. multisystemischem Entzündungssyndrom, eine starke Entzündungsreaktion des Körpers auf COVID-19. Die Forscher fanden heraus, dass die davon betroffenen Kinder fünfmal häufiger als andere Kinder ohne diese Entzündungsreaktion auf die Intensivstation verlegt werden mussten. Die Symptome, die normalerweise bei Patienten mit MIS-C auftreten, sind Bindehautentzündung, Hautausschlag oder Magen-Darm-Probleme wie Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall.
Die Experten ermittelten nun neue Covid-19-Symptome bei Kindern mit MIS-C. Dazu gehören Kopfschmerzen, Müdigkeit, Muskelschmerzen und Halsschmerzen. Die Anzahl der Blutplättchen (Thrombozytzen)– die u.a. auch an der Blutgerinnung beteiligt sind – war im Blut von Kindern mit MIS-C viel geringer als bei Kindern ohne diese Erkrankung.

Die Kombination der oben genannten Symptome mit weniger Blutplättchen (Thrombozyten) könnte von Bedeutung sein, um Kinder mit MIS-C zu erkennen, denen es im Verlauf der Krankheit meist zunehmend schlechter geht, erklärten die Experten.

Dr. Louisa Pollock, Beraterin für pädiatrische Infektionskrankheiten am Royal Hospital for Children in Glasgow, fasste zusammen: "Diese Studie sollte Eltern beruhigen. Denn sie bestätigt, dass nur sehr wenige Kinder ernsthaft von Covid-19 betroffen sind. Wenn Kinder zur Schule zurückkehren und während der Wintermonate wird es dennoch wichtig bleiben, dass wir Covid-19 bei Kindern weiterhin beobachten."

Obwohl das Risiko für junge Menschen insgesamt geringer sei, teilten Kinder mit Erwachsenen bestimmte Risikofaktoren, wie Übergewicht und dunkle Hautfarbe. Warum dies so sei, müsse ebenso noch verstanden werden, und auch, warum eine sehr kleine Anzahl von Kindern an einem multisystemischen Entzündungssyndrom leidet. Ziel sei es, sicherzustellen, dass jeder, der COVID-19 entwickelt, die für ihn bestmöglich Behandlung erhalte, so die Autoren.

Quelle: <link https: www.eurekalert.org pub_releases uoe-cld082620.php _blank external-link-new-window external link in new>EurekAlert! <link https: www.imperial.ac.uk news covid-19-less-deadly-causes-milder-symptoms _blank external-link-new-window external link in new>Imperial College London, <link https: doi.org bmj.m3249 external-link-new-window external link in new>BMJ