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Masernfälle in Deutschland nehmen zu

In den Landkreisen Passau und Rottal/Inn sowie in Nordrhein-Westfalen sind weitere Fälle von Masernerkrankungen aufgetreten. Mit einer weiteren Ausbreitung der Krankheit ist zu rechnen. Bisher mussten zwei Kinder mit Komplikationen im Krankenhaus behandelt werden...

Die Zahl der Masernerkrankungen in den Landkreisen Passau und Rottal/Inn sowie in Nordrhein-Westfalen hat sich weiter erhöht. Nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Oberschleißheim haben sich seit Beginn des Ausbruchs Ende Februar mindestens 50 Kinder im Alter zwischen 6 und 14 Jahren mit dem hochansteckenden Virus infiziert. Die meisten erkrankten Kinder sind ungeimpfte Schüler der Montessori-Schulen in Kößlarn und der Region. Die zuständigen Landratsämter in Passau und Rottal/Inn registrieren aber auch erste Erkrankungen außerhalb der betroffenen Einrichtungen. „Es ist damit zu rechnen, dass die Ausbreitung nicht so schnell zum Stillstand kommt. Trotz eigentlich guter Impfquoten im Landkreis gibt es immer wieder Eltern, die diese gefährliche Erkrankung unterschätzen und ihre Kinder nicht impfen lassen. So werden die Infektketten aufrechterhalten. Bisher mussten zwei Kinder mit Komplikationen im Krankenhaus behandelt werden. Masern können sehr schwer verlaufen. Daher raten wir dringend zur Impfung, damit sich die Masern hier nicht noch weiter ausbreiten“, warnt Dr. Wolfgang Huber, leitender Medizinaldirektor am Landratsamt Passau.

Auch in Düsseldorf, Bochum und Herne und einigen anderen Orten in Nordrhein-Westfalen (NRW) sind neue Masernerkrankungen bekannt geworden. „Insgesamt wurden uns in 2007 bisher etwa 40 Masernerkrankungen gemeldet. Vor allem Jugendliche im Alter zwischen 12 und 15 Jahren sind erkrankt. Noch ist keine Gemeinschaftseinrichtung von einer Häufung betroffen. Alle zuständigen Behörden und Einrichtungen sind informiert und angewiesen, Kinder und Jugendliche bei Verdacht auf eine Erkrankung sofort von der jeweiligen Gemeinschaftseinrichtung fern zu halten. Außerdem sind Ärzte, Eltern und die Schüler selbst angehalten, unbedingt versäumte Impfungen sofort nachzuholen. Eine schwere Epidemie, wie die des letzten Jahres darf sich nicht noch einmal wiederholen“, warnt Dr. Ulrich van Treeck vom Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (LÖGD) in Münster. Bei der Masernepidemie, die 2006 im Großraum Duisburg ausgebrochen war, mussten mehr als 200 Kinder mit Komplikationen in Krankenhäusern behandelt werden. Ein 3-jähriger Junge war im Januar dieses Jahres an den Folgen einer schweren Maserngehirnentzündung verstorben. Ein weiteres Kind schwebt noch immer in Lebensgefahr.

Kombinationsimpfungen reduzieren die Zahl der notwendigen Impftermine
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin empfiehlt zwei Masernimpfungen ab dem 11. Lebensmonat im Abstand von 4 Wochen - in Kombination mit der Mumps-, Röteln- und Windpockenimpfung. Mit Inkrafttreten der Gesundheitsreform am 1.4.07 werden die von der STIKO empfohlenen Impfungen von allen Kassen erstattet. „Wir Kinder- und Jugendärzte wollen die Zahl der notwendigen Impfungen für die Kinder so gering wie nötig halten und dennoch die Kleinen vor möglichst vielen gefährlichen Krankheiten schützen. Dafür stehen uns moderne Kombinationsimpfstoffe zur Verfügung, die sehr gut verträglich sind. Bisher gab es häufig in jedem Bundesland und oft auch bei vielen Kassen völlig uneinheitliche Erstattungsregelungen, die es schwer machten, eine konsequente Impfpraxis für ganz Deutschland zu etablieren. Ich hoffe, dass dies sich jetzt zügig ändern wird“, erläutert Dr. Ursel Lindlbauer-Eisenach, Kinder- und Jugendärztin aus München und Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO). In Bayern, Sachsen und einigen anderen Regionen wurde die so genannte vierfach-Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken bisher von den Krankenkassen nicht erstattet.