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Masernausbruch in Offenbach

In der Stadt Offenbach kam es zu einer Häufung von Masernfällen. Mindestens 30 Kinder sind erkrankt, alle waren nicht geimpft. Aufgrund der Ansteckungszeit von etwa 9 bis 12 Tagen sind weitere Infektionen nicht ausgeschlossen. Die betroffenen Kinder und deren Geschwister dürfen Kindergärten und Schulen vorerst nicht besuchen...

In Offenbach am Main sind mindestens 30 Kinder an Masern erkrankt. Wie das Gesundheitsamt Offenbach mitteilte, ereigneten sich die Infektionen in den letzten 3-4 Wochen. Alle erkrankten Kinder - vom Kleinkind bis zum Schüler - waren nicht geimpft. Neben den betroffenen Familien informierte das zuständige Gesundheitsamt in Offenbach auch alle Schulen und Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder über die Häufung der Masernfälle in der Stadt Offenbach. Da von der Infektion bis zum Ausbruch der Krankheit - der so genannten Inkubationszeit - etwa 9-12 Tage vergehen, können weitere Ansteckungen nicht ausgeschlossen werden. Schulbeginn in Hessen war der 10. Januar. Die erkrankten Kinder und deren Geschwister dürfen Kindergärten und Schulen vorerst nicht besuchen.

Kinder- und Jugendärzte raten dringend zur Masernimpfung
"Masern sind hochansteckend und mit zunehmenden Alter kann der Krankheitsverlauf mit gefährlichen Komplikationen verbunden sein. Angehörige und Kontaktpersonen sollten unbedingt ihren Impfschutz überprüfen und gegebenenfalls fehlende Impfungen nachholen", empfiehlt Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands (BVKJ). Übertragen wird das Virus durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Typisch für Masern sind: hohes Fieber mit ausgeprägtem Krankheitsgefühl, der typische Ausschlag, der sich über den ganzen Körper ausbreiten kann, tränende, lichtempfindliche Augen und ein ausgeprägter Husten. Wenn die Krankheit ohne Komplikationen verläuft, verschwinden die Beschwerden nach etwa 2 Wochen. Doch nicht selten kommt es zu Komplikationen wie Mittelohr- und Lungenentzündungen und in schlimmeren Fällen zu der gefürchteten Masern-Enzephalitis, die tödlich enden kann. Laut Angaben des Robert Koch-Institutes (RKI) in Berlin kommt ein Todesfall auf ca. 2.000 Erkrankungen. "Noch immer unterschätzen viele Eltern diese Virusinfektion - das kann fatale Folgen haben", warnt Dr. Hartmann.

Deutschland mit schlechten Impfzahlen
Laut Angaben des Robert Koch-Institutes (RKI) in Berlin bekommen nur etwa 80% aller Kinder in Deutschland die erste Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR), die zweite Impfung, die bis zum 23. Lebensmonat gegeben werden soll, erhält nur ein Bruchteil der Kinder. Bei der Schuleingangsuntersuchung wiesen im Jahr 2002 nur 35% aller Kinder eine 2. MMR-Impfung auf. "Um das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu erreichen - die Ausrottung der Masern in Deutschland bis 2007 - wären Durchimpfungsraten von über 90% für beide Impfungen nötig. Viele Eltern vergessen die notwendige zweite Impfung gegen Masern bei ihren Kindern - leider genauso wie ihre eigenen Auffrischimpfungen", kritisiert Dr. Hartmann.
Betrachtet man die Soll- und Ist-Zahlen bei den Impfungen in Deutschland, so besteht bei den Erwachsenen der größte Nachholbedarf, aber auch bei Säuglingen und Kleinkindern sind im Jahr 2003 die Durchimpfungsraten auf ca. 80 % vom Soll zurückgefallen (Erwachsene liegen unter 50% vom Soll).

Appell an alle
"Gemeinsame Anstrengungen von Ärzten, Krankenkassen und Politik sind erforderlich, um in Deutschland endlich bei Impfungen den internationalen Standard zu erreichen. Impfgegnern, die wissenschaftlich unhaltbare Behauptungen verbreiten und Eltern verunsichern, muss mit Entschiedenheit begegnet werden. Meinungsfreiheit hat dort ihre Grenzen, wo durch falsche Behauptungen Kinder schwerst an vermeidbaren Krankheiten erkranken, Dauerschäden davontragen oder sogar sterben", so Dr. Hartmann.