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Masernausbruch in Mittelengland

In Nottingham und im benachbarten Derby sind 50 Kinder an Masern erkrankt. Experten hatten schon länger vor möglichen Ausbrüchen gewarnt, da die für die Eliminierung von Masern nötigen Durchimpfungsraten zur Zeit in England nicht erreicht werden...

In der mittelenglischen Industriestadt Nottingham und im benachbarten Derby sind 50 Kinder an Masern erkrankt. 3 Kinder mussten mit Komplikationen in Krankenhäuser eingeliefert werden. Wie die Behörden vor Ort mitteilten, ist das die größte Zahl an Infektionen, die in den letzten 10 Jahren registriert wurde. Als Grund für diese Masernepidemie werden sinkende Impfquoten genannt. In vielen Ländern Europas sind die Masern durch gezielte Impfkampagnen zurückgedrängt worden. So gelten die skandinavischen Länder als masernfrei - auch in England wurden in den letzten Jahren kaum noch Masernfälle gemeldet. Doch die für die Eliminierung von Masern nötigen Durchimpfungsraten von über 90% werden in England zur Zeit nicht erreicht. Laut Angaben der Behörden haben nur etwa 80% der 2-jährigen Kinder einen Impfschutz gegen Masern. Experten hatten daher schon länger vor möglichen Ausbrüchen gewarnt und befürchten nun eine weitere Ausbreitung der Masernepidemie.

Impfschutz für Pfingsturlauber nach England
"Masern sind hochansteckend. Urlauber, die in die betroffenen Regionen nach England reisen, sollten unbedingt geimpft sein", empfiehlt Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands (BVKJ). Übertragen wird das Virus durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Typisch für Masern sind: hohes Fieber mit ausgeprägtem Krankheitsgefühl, der typische Ausschlag, der sich über den ganzen Körper ausbreiten kann, tränende, lichtempfindliche Augen und ein ausgeprägter Husten. Wenn die Krankheit ohne Komplikationen verläuft, verschwinden die Beschwerden nach etwa 2 Wochen. Doch nicht selten kommt es zu Komplikationen wie Mittelohr- und Lungenentzündungen und in schlimmeren Fällen zu der gefürchteten Masern-Enzephalitis, die tödlich enden kann. Laut Angaben des Robert Koch-Institutes (RKI) in Berlin kommt ein Todesfall auf ca. 2.000 Erkrankungen. "Die Krankheit verläuft bei Erwachsenen oftmals sogar schwerer als bei Kindern", warnt Dr. Hartmann.

Auch Deutschland mit schlechten Impfzahlen
Laut Angaben des Robert Koch-Institutes (RKI) in Berlin bekommen nur etwa 80% aller Kinder in Deutschland die erste Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR), die zweite Impfung, die bis zum 23. Lebensmonat gegeben werden soll, erhält nur ein Bruchteil der Kinder. Bei der Schuleingangsuntersuchung wiesen im Jahr 2003 nur 35% aller Kinder eine 2. MMR-Impfung auf. "Um das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu erreichen - die Ausrottung der Masern in Deutschland bis 2007 - wäre eine Durchimpfungsrate von über 90% für beide Impfungen nötig. Viele Eltern vergessen die notwendige zweite Impfung gegen Masern bei ihren Kindern - leider genauso wie ihre eigenen Auffrischimpfungen", kritisiert Dr. Hartmann.

Die Zahl der Masern-Mumps-Röteln-Impfungen ist im Jahr 2003 gegenüber 2002 um 15% zurückgegangen, in den ersten 3 Monaten 2004 gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum sogar um 25%. Betrachtet man die Soll- und Ist-Zahlen bei den Impfungen in Deutschland, so besteht bei den Erwachsenen der größte Nachholbedarf, aber auch bei Säuglingen und Kleinkindern sind im Jahr 2003 die Durchimpfungsraten auf ca. 80% vom Soll zurückgefallen (Erwachsene liegen unter 50% vom Soll).

Appell an alle
"Gemeinsame Anstrengungen von Ärzten, Krankenkassen und Politik sind erforderlich, um in Deutschland endlich bei Impfungen den internationalen Standard zu erreichen. Impfgegnern, die wissenschaftlich unhaltbare Behauptungen verbreiten und Eltern verunsichern, muss mit Entschiedenheit begegnet werden. Meinungsfreiheit hat dort ihre Grenzen, wo durch falsche Behauptungen Kinder schwerst an vermeidbaren Krankheiten erkranken, Dauerschäden davontragen oder sogar sterben", so Dr. Hartmann.