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Masernausbruch in der französischen Schweiz

Seit Anfang Mai sind mehr als 20 Kinder und Jugendliche an Masern erkrankt. Wer Ferien in den betroffenen Gebiet in der Schweiz macht oder auch in südliche Länder reist, wo die Masern noch weit verbreitet sind, sollte deshalb auf einen ausreichenden Impfschutz achten...

Im Kanton Waadt sind seit Anfang Mai mehr als 20 Kinder und Jugendliche an Masern erkrankt. Wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Bern mitteilte, musste ein 10-jähriges Kind aus Payerne infolge einer Lungenkomplikation ins Krankenhaus nach Lausanne überführt werden. Nach bisherigen Erkenntnissen hatten die meisten Betroffenen keinen Impfschutz gegen Masern. "Die Situation ist vergleichbar mit dem Vorjahr. Bei mehr als 90% der über 600 Erkrankten war kein Impfschutz gegen Masern vorhanden. Da die notwendigen Impfquoten in der Schweiz nicht erreicht werden, kann sich auch jetzt diese hochansteckende Virusinfektion weiter ausbreiten", warnt Hans-Peter Zimmermann vom BAG.

Impfschutz gegen Masern nicht ausreichend - Impfzahlen sinken
Auch in Deutschland haben viel zu wenig Jugendliche und Kinder einen ausreichenden Schutz gegen Masern. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin empfiehlt zwei Masernimpfungen bis zum zweiten Lebensjahr. "Die zweite Impfung gegen Masern haben bundesweit nur etwa ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen. Und in den ersten 3 Monaten nach Einführung der Praxisgebühr sind die Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln bundesweit um etwa 25% zurückgegangen. Offenbar wissen viele nicht, dass sie beim Kinder- und Jugendarzt keine Praxisgebühr zahlen müssen. Impfungen sind generell von der Praxisgebühr befreit", erläutert Dr. Wolfram Hartmann vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Der deutliche Rückgang bei den Impfungen gegen Masern birgt noch eine weitere Gefahr. "Wenn diese Entwicklung anhält, dann werden wir zwangsläufig auch hier in Deutschland wieder größere Epidemien sehen - und Masern sind keinesfalls harmlos", warnt Dr. Hartmann. Nach Angaben des RKI sind Komplikationen infolge einer Masernerkrankung durchaus häufig. Neben Lungen- und Mittelohrentzündungen ist vor allem die so genannte Masernenzephalitis - eine Hirnentzündung - besonders gefürchtet. Auf etwa 1.000 Erkrankungen kommt ein Fall dieser schweren Komplikation, die auch tödlich verlaufen kann.

Vor dem Urlaub Impfschutz überprüfen - auch "Last-Minute-Impfung" möglich
"Wer Ferien in den betroffenen Gebiet in der Schweiz macht oder auch in südliche Länder reist, wo die Masern noch weit verbreitet sind, sollte sich unbedingt impfen lassen. Das gilt vor allem auch für ungeschützte Erwachsene, da eine Masernerkrankung in höherem Alter schwerer verläuft", rät Dr. Hartmann. Eine Impfung ist auch kurz vor Urlaubsbeginn noch möglich. "Auch am Abreisetag kann man sich noch gegen Masern impfen lassen. Die Immunantwort des Körpers auf eine Impfung ist schneller als das Ausbreiten der Erreger bei einer echten Infektion", so Dr. Hartmann weiter. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben im Jahr 2003 weltweit etwa 750.000 Menschen durch Masern, die damit zu den gefährlichsten Infektionskrankheiten gehören.