Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Masernalarm in Baden-Württemberg – Gesamtschule geschlossen

In Baden-Württemberg grassieren die Masern. Mittlerweile sind seit Jahresbeginng fast 150 Menschen erkrankt. Da mehrere Gemeinschaftseinrichtungen betroffen sind, geht man davon aus, dass sich noch weitere Schüler angesteckt haben. Eine Gesamtschule wurde geschlossen, um die Kontrolle der Impfpässe zu organisieren. Denn es sollen nur noch Schüler den Unterricht besuchen dürfen, die einen Schutz gegen Masern nachweisen können ..

Die Masernepidemie in Baden-Württemberg weitet sich immer weiter aus. Nach Angaben des Landesgesundheitsamtes in Stuttgart sind inzwischen fast 150 Menschen an Masern erkrankt. Vor allem in den Landkreisen Lörrach, Breisgau-Hochschwarzwald und Ludwigsburg grassiert die hoch ansteckende Virusinfektion. Einzelfälle werden aus 14 weiteren Landkreisen gemeldet. Angesteckt haben sich hauptsächlich ungeimpfte Kinder und Jugendliche. Besonders bedrohlich erscheint die Lage deshalb, weil mehrere Gemeinschaftseinrichtungen betroffen sind. Neben den Waldorfschulen in Lörrach (44 Masernfälle) und Mülheim (4 Fälle) und zwei Kindergärten im Landkreis Ludwigsburg (28 Masernfälle) sind jetzt auch in einer Gesamtschule in Freiburg die Masern aufgetreten. Eine Schülerin ist am Masern erkrankt – der Fall wurde am Dienstag gemeldet. Da das Mädchen aber während der Inkubationszeit – dem Zeitpunkt zwischen Infektion und Ausbruch der Erkrankung – zur Schule ging, besteht die Gefahr, dass ungeschützte Mitschüler angesteckt wurden. Insgesamt besuchen mehr als 1.200 Schüler die Staudinger-Gesamtschule im Freiburger Ortsteil Haslach. Um die Kontrolle der Impfpässe zu organisieren, bleibt die Einrichtung heute geschlossen. Ab morgen dürfen nur noch Schüler, die einen Schutz gegen Masern nachweisen können, die Schule besuchen. Die Behörden rechnen mit weiteren Erkrankungen. „Die Impfquoten in Freiburg gehören zu den niedrigsten in Baden-Württemberg. Es ist deshalb wichtig, dass ungeschützte Schüler möglichst rasch die versäumten Impfungen nachholen“, rät Dr. Günter Pfaff vom Landesgesundheitsamt in Stuttgart. Typisch für Masern ist der Ausschlag, der sich über den ganzen Körper ausbreiten kann. Hinzu kommen häufig tränende, lichtempfindliche Augen. Gefürchtet sind die Komplikationen - wie Lungen- oder Gehirnentzündungen -, die mit den Masern auftreten können. Doch auch eine überstandene Masernerkrankung kann nach Monaten oder Jahren noch gravierende Spätfolgen nach sich ziehen. Die so genannte Subakute Sklerosierende Panenzephalitis – kurz SSPE – führt zu einer fortschreitenden Zerstörung des Gehirns und verläuft immer tödlich.

Kinder- und Jugendärzte fordern Impfnachweis vor dem Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen
Das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorgegebene Ziel – die Eliminierung der Masern in Deutschland bis 2010 – sieht der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) außer Reichweite. Seit Anfang des Jahres sind in Deutschland bereits über 200 Menschen an Masern erkrankt. „Wir versuchen vergeblich vorhandene Impflücken zu schließen. Die Impfstatuskontrolle bei der Schuleingangsuntersuchung kommt zu spät – denn ältere Kinder sind viel zu selten beim Arzt. Kein Kind sollte eine Gemeinschaftseinrichtung besuchen, ohne einen vollständigen Impfstatus. Dieser Nachweis muss kontrolliert werden und zwar vor dem ersten Besuch einer Kinderkrippe oder eines Kindergartens. In vielen Ländern gibt es diese einfache Regelung und überall dort, wo sie angewandt wird, gibt es die Masern nicht mehr. Mediziner und Wissenschaftler fordern dies seit Jahren – es wird höchste Zeit, dass wir dies auch in Deutschland einführen“, fordert Dr. Klaus Rodens, Landesvorsitzender des Berufsverbandes der Kinder-und Jugendärzte in Baden-Württemberg.
Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin empfiehlt eine zweimalige Impfung gegen Masern ab dem 11. Lebensmonat. In Deutschland wird dazu eine Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken (Varizellen) von den Krankenkassen erstattet. „Wer in den betroffen Gebieten wohnt, sollte unbedingt seinen Impfschutz überprüfen und sich gegebenenfalls auch impfen lassen. Das gilt auch für ungeschützte Erwachsene – denn mit dem Erkrankungsalter steigt auch die Zahl der Komplikationen“, warnt Rodens.