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Masern in Baden-Württemberg breiten sich aus

Beim Landesgesundheitsamt in Stuttgart wurden seit Anfang des Jahres 60 Masern-Fälle gemeldet. Laut den regionalen Gesundheitsämtern sind in allen Orten auch Maserninfektionen aus der Schweiz importiert worden. Dort sind aufgrund einer Maernepidemie mittlerweile mehr als 1.500 Erkrankungen bekannt...

Die Zahl der Masernerkrankungen, die seit Anfang des Jahres beim Landesgesundheitsamt in Stuttgart gemeldet wurde, hat sich inzwischen auf über 60 Fälle erhöht. Betroffen sind vor allem die Landkreise Lörrach (27 Fälle), Breisgau-Hochschwarzwald (9), Ludwigsburg (7), Ravensburg (6), Stuttgart (5), und Tübingen (4). Auch aus den Landkreisen Reutlingen und Karlsruhe wurden einzelne Fälle gemeldet. Wie die betroffenen Gesundheitsämter mitteilten, sind in allen Orten auch Maserninfektionen aus der Schweiz importiert worden. Die Masernepidemie in der Schweiz hat inzwischen zu weit mehr als 1500 Erkrankungen geführt. Nach Angaben des Schweizer Bundesamtes für Gesundheit handelt es sich um den größten Ausbruch in der Schweiz seit Beginn der Einführung der Meldepflicht im Jahre 1999. Unter den Erkrankten in Deutschland befinden sich vor allem ungeimpfte Schulkinder. „Alle betroffenen Gemeinschaftseinrichtungen sind umgehend informiert worden. Die Durchimpfungsraten in Baden-Württemberg sind regional sehr unterschiedlich. In einigen Bezirken sind die Quoten aber deutlich zu gering – wir müssen deshalb mit weiteren Erkrankungsfällen rechnen“, warnt Dr. Günter Pfaff vom Landesgesundheitsamt in Stuttgart.

Nach Auskunft der Kinder-und Jugendärzte aus Lörrach kommen viele der Erkrankten aus Familien, die aus weltanschaulichen Gründen die meisten Impfungen ablehnen. Eine Häufung von Masernfällen gibt es in der Waldorfschule Lörrach. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Schulen, gibt es für die Waldorfschulen keinen klassischen Schulsprengel, d.h. die Kinder kommen aus unterschiedlichen Stadtteilen und umliegenden Gemeinden - teilweise aus größerer Entfernung - in diese Einrichtungen. Insofern ist die Ausbreitung der Infektion nicht lokal einzugrenzen. „In der Praxis erlebe ich oft, dass diese Infektionskrankheit deutlich unterschätzt wird. Wir Kinder- und Jugendärzte müssen daher verstärkt darüber aufklären, dass Masern mit gravierenden Komplikationen verbunden sein können. Leider gibt es auch immer wieder Todesfälle – auch hier in Deutschland“ erläutert Dr. Klaus Rodens, Landesvorsitzender des Berufsverbandes der Kinder-und Jugendärzte in Baden-Württemberg. Typisch für Masern ist der Ausschlag, der sich über den ganzen Körper ausbreiten kann. Hinzu kommen häufig tränende, lichtempfindliche Augen. Gefürchtet sind die Komplikationen - wie Lungen- oder Gehirnentzündungen -, die mit den Masern auftreten können. Doch auch eine überstandene Masernerkrankung kann nach Monaten oder Jahren noch gravierende Spätfolgen nach sich ziehen. Die so genannte Subakute Sklerosierende Panenzephalitis – kurz SSPE – führt zu einer fortschreitenden Zerstörung des Gehirns und verläuft immer tödlich.

Mediziner raten zur Masern-Impfung vor dem Skiurlaub in der Schweiz
„Masern sind hoch ansteckend – ist die Krankheit erst einmal ausgebrochen gibt es keine Therapie. Den einzigen Schutz vor einer Ansteckung bietet die Impfung. Wir raten daher allen Menschen in den betroffenen Gebieten ihren Impfschutz zu überprüfen und gegebenenfalls versäumte Impfungen sofort nachzuholen. Das gilt nicht nur für Kinder, sondern auch für ungeschützte Erwachsene. Wer seine Osterferien in der Schweiz verbringen will, sollte sich unbedingt vorher impfen lassen“, rät Rodens. Um das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu erreichen, die Masern in Europa bis zum Jahre 2010 zu eliminieren, müssen 95% aller Kinder zweimal gegen Masern geimpft werden. Die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Institutes (RKI) in Berlin empfiehlt zwei Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken (Varizellen) (MMRV) für alle Kinder bis zum zweiten Lebensjahr.