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Kind erkrankt nach Masernepidemie in Duisburg an tödlicher Gehirnentzündung

Ein 4-jähriges Mädchen aus Duisburg ist an einer chronischen Gehirnentzündung  - Subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE), eine tödlich verlaufende Erkrankung - als Spätfolge einer Maserninfektion erkrankt. Die Ansteckung ereignete sich während der großen Masernepidemie in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2006. Das Mädchen war damals erst 4 Monate alt und konnte noch nicht geimpft werden. Diese chronische Erkrankung des Gehirns tritt erst Jahre nach einer Masernerkrankung auf ...

Ein 4-jähriges Mädchen aus Duisburg ist an der chronischen Gehirnentzündung SSPE  (Subakute sklerosierende Panenzephalitis) erkrankt. Die SSPE ist Spätfolge einer Masern-Infektion. Das Kind hatte sich als Säugling im Alter von 4 Monaten mit dem Masernvirus infiziert. Die Ansteckung ereignete sich während der großen Masernepidemie in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2006, die in Duisburg ihren Ursprung hatte. Insgesamt waren mehr als 1.700 Personen – in der Mehrzahl Kinder und Jugendliche – an dieser gefährlichen Virusinfektion erkrankt. Zwei Kinder starben bisher an den Folgen der Masernerkrankung. „Dieser neue Fall ist besonders tragisch, da die Kleine ja zum Zeitpunkt des Ausbruchs erst  4 Monate alt war und gar nicht geimpft werden konnte. Diese chronische Erkrankung des Gehirns - kurz SSPE - tritt erst Jahre nach einer Masernerkrankung auf. Je jünger die Kinder bei einer Maserninfektion sind, desto höher ist das Risiko, an dieser schweren Spätfolge der Masern zu erkranken. Leider gibt es keine Therapie – die Krankheit verläuft tödlich“, so Dr. Peter Seiffert, Chefarzt der Kinderklinik im St. Johannes-Hospital in Duisburg. Nach Angaben des Landesinstitutes für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen (LIGA NRW) hatten sich über 100 Säuglinge während des Ausbruchs mit Masernviren infiziert. „Wir wissen nicht, weshalb bei manchen Menschen diese Erkrankung ausbricht und bei anderen nicht. Jungen scheinen häufiger betroffen zu sein als Mädchen. Zwischen Infektion und dem Ausbruch der ersten Symptome liegen oft mehrere Jahre. Wir können nur hoffen, dass keine weiteren Fälle auftreten“, erklärt Seiffert. Die fortschreitende Zerstörung des Gehirns durch die Masernviren führt bei den betroffenen Kindern zum Verlust von nahezu allen Fähigkeiten. „Aufgefallen ist uns, dass Michaela plötzlich beim Laufen öfter hingefallen ist. Später kamen immer mehr Probleme dazu – sie konnte nicht mehr richtig greifen und hatte große Sprachlücken. Seit etwa einem halben Jahr ist sie jetzt nicht mehr ansprechbar – wir wissen nicht, was sie noch mitbekommt – es ist furchtbar“, klagt Sonja Knaak, 30 Jahre, Hausfrau und Mutter eines weiteren Kindes. „Wir konnten unsere Tochter nicht impfen, sie war noch zu klein.“


Kinder- und Jugendärzte fordern Impfschutz als Voraussetzung für den Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) fordert seit Jahren, dass Kinder nur mit vollständigem Impfschutz eine Gemeinschaftseinrichtung besuchen dürfen. „Noch immer sterben in Deutschland Kinder an Krankheiten, die durch Impfungen weitgehend vermeidbar sind. Gerade in Gemeinschaftseinrichtungen müssen diejenigen Kinder vor Infektionen geschützt werden, die aufgrund ihres Alters noch nicht geimpft werden können. Dieser tragische Fall zeigt – wie viele andere auch – , dass Impfungen eine gesellschaftliche Aufgabe sind. Wer seine Kinder in eine Krippe bringt, muss auch dafür sorgen, dass dieses Kind keine Gefahr für andere darstellt. Diese Regelung, die in vielen Ländern der Welt unter dem Slogan – No Vaccination, No School – bekannt ist, führt im Übrigen auch zur Ausrottung der Erkrankung. Masern sind in vielen Ländern der Welt längst eliminiert – bei uns leider noch nicht“, kritisiert Dr. Wolfram Hartmann, Präsident  des BVKJ. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt zwei Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken (MMRV) in einem Alter zwischen 11 und 24 Monaten. Versäumte Impfungen können aber jederzeit nachgeholt werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat für Deutschland das Ziel angegeben, die Masern bis 2010 zu eliminieren. Dazu sind Impfquoten für die erste und die zweite MMR-Impfung von etwa 95% nötig. Davon ist Deutschland leider noch deutlich entfernt. „Wer mit Säuglingen in den ersten zwölf Monaten Kontakt hat, sollte auf jeden Fall gegen Masern geschützt sein. Alle, die bisher nur einmal gegen Masern geimpft wurden, sollten sich unbedingt eine zweite Impfung geben lassen. Nur so ist ein zuverlässiger Schutz des Einzelnen gewährleistet, aber auch eine Ansteckung anderer zu verhindern", rät Hartmann.