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Antibiotika können bei Babys die Immunantwort auf Impfung abschwächen

Eine amerikanische Studie macht darauf aufmerksam, dass Antibiotika bei Kindern bis zum Alter von zwei Jahren bei mehreren Impfstoffen die Antikörperspiegel verringern können.

Die Einnahme von Antibiotika in den ersten beiden Lebensjahren kann verhindern, dass Babys eine robuste Immunantwort auf bestimmte Impfstoffe entwickeln. Darüber berichten amerikanische Experten in der Fachzeitschrift „Pediatrics“. Diese Ergebnisse lieferten einen weiteren Grund gegen den übermäßigen Einsatz von Antibiotika, betonten die Forscher. Antibiotika beeinträchtigen die Darmflora, die bei der Reaktion des Körpers auf Impfstoffe eine Rolle zu spielen scheint.

Babys erhalten in den ersten beiden Lebensjahren wichtige Immunisierungen gegen bestimmte Infektionskrankheiten. Bekommen die Kinder während dieser Zeit Antibiotika verabreicht, entwickelten sie verringerte Immunantworten.

Die Immunantworten der ersten Impfserien (in Amerika Polio, Diphtherie-Tetanus-Keuchhusten, Haemophilus influenzae Typ B und Pneumokokken) fielen mit jedem Antibiotika-Zyklus um 5 bis 11%. Im zweiten Lebensjahr sanken die Antikörperspiegel, die durch die Auffrischungsimpfungen dieser Impfstoffe erzeugt wurden, um 12 bis 21% pro Zyklus.

Die Einnahme von Antibiotika stört die Darmflora. Diese Studie bestätigt wieder, dass die Verringerung der Menge und Vielfalt der Darmbakterien die Impfwirkung beeinflusst. Aus Studien an Mäusen ist bekannt, dass Antibiotika die Reaktion des Immunsystems auf Impfstoffe behindern können. Eine ähnlich abgeschwächte Immunreaktion beobachteten Forscher bei Erwachsenen in einer kleinen Studie zu Grippeimpfstoffen.

Die pädiatrische Studie ist die erste, die einen Zusammenhang zwischen der Verwendung von Antibiotika und einem beeinträchtigten Ansprechen auf Impfungen bei Kindern aufzeigt. Prof. Dr. Michael Pichichero, ein Spezialist für pädiatrische Infektionskrankheiten am Forschungsinstitut des Rochester General Hospital in New York, und seine Kollegen entnahmen Blutproben von 560 Kindern bei Routinebesuchen bei ihren Kinder- und Jugendärzten. Davon waren 342 Kindern fast 1.700 Antibiotika-Kuren verschrieben worden, und 218 Kinder hatten die Medikamente nicht bekommen. Das Team analysierte, ob die durch Impfstoffe induzierten Antikörperspiegel noch für einen Schutz reichten. Sie stellten dabei fest, dass die Werte bei den Kindern, die Antibiotika erhalten hatten, häufiger zu niedrig waren.

Zielgerichtete Antibiotika günstiger als Breitspektrum-Antibiotika

Auch die Art und Dauer der Antibiotikabehandlung spielten eine Rolle. Breitspektrum-Antibiotika bewirkten Antikörperspiegel unterhalb der Schutzwirkung, während dies bei einem zielgerichteteren Antibiotikum nicht der Fall war. Darüber hinaus reduzierte eine 10-tägige Einnahme, aber kein fünftägiger Zyklus, die impfinduzierten Antikörperspiegel.

Die Forscher untersuchten nicht, ob Kinder in der Studie mit verringerten Antikörperspiegeln ein höheres Risiko hatten, Krankheiten zu entwickeln, vor denen die Impfungen schützen sollten.

„Antibiotika sind Wundermittel“, betonte Pichichero abschließend. „Diese Studie impliziert in keiner Weise, dass Kinder, die ein Antibiotikum benötigen, es nicht bekommen sollten.“ Aber wenn möglich, sollte sie ein zielgerichtetes Antibiotikum für einen kürzeren Zeitraum erhalten, sagte er. Neben dem Risiko einer Antibiotikaresistenz, die mit dem übermäßigen Gebrauch dieser Medikamente einhergeht, müssen die Auswirkungen, die Antibiotika auf die impfstoffinduzierte Immunität haben könnten, mit bedacht werden.

Quellen: <link https: www.sciencenews.org article antibiotics-babies-immune-response-vaccines-gut-bacteria _blank external-link-new-window external link in new>ScienceNews, <link https: doi.org peds.2021-052061 _blank external-link-new-window external link in new>Pediatrics, <link https: doi.org j.cell.2019.08.010 _blank external-link-new-window external link in new>Cell