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Ärzte warnen vor Masern-Infektionen im nahen Ausland

Eltern sollten vor der Reise in die Sommerferien den Impfschutz der ganzen Familie überprüfen. Gerade in der Türkei treten beispielsweise vermehrt Masern- und Hepatitis-Infektionen auf...

Familien, die in beliebte Urlaubsländer wie die Türkei, Spanien oder auch in die Schweiz reisen, sollten dringend ihren Impfschutz überprüfen. „Nicht nur bundesweit und insbesondere in Nordrhein-Westfalen haben die Masern-Erkrankungsfälle aufgrund einer Impfmüdigkeit in der deutschen Bevölkerung seit Beginn 2006 zugenommen, auch in der Türkei sind Masern weit verbreitet“, warnt Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. So wurden in den letzten vier Jahren laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) durchschnittlich ca.7.200 Masern-Fälle gemeldet, an Mumps erkrankten 2005 sogar 19.754 Patienten. Die Durchimpfungsraten für Masern erreichen in der Türkei in einigen Gebieten teilweise nur etwa 63%. In Spanien infizierten sich zwischen Oktober 2006 und Februar 2007 in der Region von Barcelona etwa 213 Menschen mit Masern. Zwischen August 2006 und Januar 2007 berichtete Navarra im Nordosten von Spanien von über 1.300 Mumps-Fällen. In der Schweiz sind im Kanton Luzern seit November 212 Personen neu an Masern erkrankt.

In Deutschland sollten Kinder die erste Impfung gegen Masern zwischen dem vollendeten 11. und dem 14. Lebensmonat, die zweite Impfung – die oft versäumt wird - im zweiten Lebensjahr erhalten. Meist kommt dabei ein Kombinationsimpfstoff zum Einsatz, der zugleich vor Mumps und Röteln schützt. Seit kurzem steht ein Vierfach-Kombinationsimpfstoff zur Verfügung, der auch gegen Windpocken immunisiert. Erwachsene, die keinen Impfschutz haben und nicht sicher sind, ob sie die Krankheiten in der Kindheit durchgemacht haben, sollten sicherheitshalber die Impfung nachholen.

Ungeschützte Babys haben ein besonders hohes Risiko für Masern-Spätfolgen
„Säuglinge, die noch keine Impfung erhalten können, sind durch Masern besonders gefährdet. Das Risiko, an Spätfolgen zu erkranken, ist deutlich höher als bei Kleinkindern - so zum Beispiel für die tödlich verlaufende Gehirnentzündungen SSPE, die so genannte subakute sklerosierende Panenzephalitis. SSPE tritt durchschnittlich 6 bis 8 Jahre nach einer Masern-Infektion auf, beginnt zunächst mit psychischen und geistigen Veränderungen und führt im weiteren Verlauf zu immer mehr neurologischen Ausfällen“, erklärt Hartmann. In Deutschland erkrankten nach Erkenntnissen des BVKJ zwischen 2003 und 2006 mindestens 14 Kinder an einer SSPE, pro Jahr kommen etwa fünf bis zehn Fälle dazu. In der Türkei sind laut Informationen des türkischen Gesundheitsministeriums seit 1995 1.131 Fälle bekannt geworden. „Dies spricht dafür, dass die Zahl der Masern-Erkrankungen in der Türkei noch wesentlich höher ist, als offiziell bekannt ist“, warnt der Kinder-und Jugendarzt. Bis zum Abschluss der Grundimmunisierung sollten Eltern deshalb - wenn möglich -nicht mit ihrem Kind vereisen.

Hepatitis A: Infektionen durch verunreinigtes Wasser und Nahrungsmittel
Landesweit besteht in der Türkei auch ein hohes Infektionsrisiko für Reisegelbsucht (Hepatitis A). Eine Infektion mit Hepatitis-A-Viren erfolgt fäkal-oral, d.h. durch eine Kontakt- oder Schmierinfektion. Das bedeutet, dass sowohl durch engen Personenkontakt als auch durch verunreinigtes Trinkwasser oder Nahrungsmittel die Viren übertragen werden können, wie z.B. durch fäkaliengedüngtes Gemüse (z.B. Salate) oder rohe bzw. unzureichend gekochte Meeresfrüchte (z.B. Muscheln und Austern). „Obwohl Kleinkinder meist nicht so schwer an einer Hepatitis A erkranken wie Ältere oder lebergeschädigte Menschen, ist dennoch auch für sie eine Impfung vor der Reise sinnvoll, denn Magen- und Darmbeschwerden können sich u.U. schon während des Urlaubs bemerkbar machen und damit den Ferienspaß verderben. Haben sich Kinder angesteckt, so können sie zu Hause in der Schule oder im Kindergarten für eine rasche Ausbreitung der Krankheit sorgen, da eine Hepatitis-A -Infektion hochansteckend ist. Eine Hepatitis-A-Impfung schützt reisefreudige Eltern und ihre Kindern mindestens 10 Jahre vor einer Ansteckung mit der Reisegelbsucht und ihren unangenehmen Folgen“, rät Hartmann.

Nach dem ersten Geburtstag können Kinder eine Hepatitis-A-Impfung erhalten. Erste Krankenkassen, wie z.B. die Techniker Krankenkasse (TK), die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) und die Kaufmännische Krankenkasse Hannover (KKH) und einige andere gesetzliche Krankenkassen erstatten alle erforderlichen Reiseimpfungen mittlerweile auch für Erwachsene. Die Impfung gegen Hepatitis A ist auch noch kurzfristig möglich. Selbst wenn man sich erst unmittelbar vor Abflug in die Ferien impfen lässt, ist man am Urlaubsort ausreichend geschützt.