Impulsivität – unüberlegtes Handeln
Kinder mit beeinträchtigter Impulskontrolle verhalten sich impulsiv, d.h., sie handeln ohne nachzudenken. Sie sind ungeduldig und platzen ständig in Gespräche oder Spiele anderer hinein und stören andere insbesondere beim Telefonieren. Sie können nur schwer warten, bis sie an die Reihe kommen. Sie reden unüberlegt, viel, ungebremst und wechseln oft das Thema.
Impulsive Kinder ordnen sich schlecht in eine Gemeinschaft ein und stören meist die geregelten Abläufe in Familie, Kindergarten und Schule. Sie haben zudem oft Probleme, Mimik und Gestik ihres Gegenübers einzuschätzen. Sie fühlen sich schnell bedroht und provoziert. Dieses impulsive Verhalten wird häufig mit Aggressivität gleichgesetzt.
Heftige Stimmungsschwankungen, eine allgemeine starke Reizbarkeit, Distanzlosigkeit, Dazwischenreden und Wutausbrüche über geringfügige Ursachen (Frustrationsintoleranz) sind ebenfalls mögliche Zeichen einer gestörten Impulskontrolle.
Hyperaktivität – übersteigerter Bewegungsdrang
Starker Bewegungsdrang, der sich in unkontrollierter motorischer Unruhe äußert, nennt man Hyperaktivität. Die Kinder fuchteln mit Händen und Füßen herum oder rutschen auf dem Stuhl hin und her, sind insgesamt unruhig. Besonders in unpassenden Situationen, wie z.B. im Schulunterricht, sind sie dauernd in Bewegung. Sie haben große Schwierigkeiten, still zu sein, und fallen häufig durch übermäßig lautstarkes Spielen auf. Die Kinder schlafen wenig, sind zudem oft experimentierfreudig und - weil sie Gefahren oft schlecht einschätzen können – unfallgefährdet.
ADHS-begleitende Störungen
Oft entwickeln ADHS-Patienten neben den Kernsymptomen weitere Störungen (so genannte Komorbiditäten), die unbedingt mit behandelt werden müssen, da sie die Prognose der ADHS maßgeblich negativ beeinflussen können. Etwa 60% der betroffenen Kinder weist derartige Begleiterscheinungen auf – hierzu zählen vor allem:
- Störungen des Sozialverhaltens (z.B. Aggressivität); vor allem beim vorwiegend hyperaktiv-impulsiven Typ
- Entwicklungsstörungen (z.B. im motorischen und sprachlichen Bereich sowie in der visuellen Wahrnehmungsfähigkeit), schulische Leistungsdefizite und Hinweise auf Teilleistungsschwächen (Lese-Rechtschreib- und/oder Rechenschwäche);
- negatives Selbstbild oder depressive Störungen, vor allem beim vorwiegend unaufmerksamen Typ;
- Angststörungen (besonders Leistungsängste), vor allem beim vorwiegend unaufmerksamen Typ;
- beeinträchtigte Beziehungen zu Familienmitgliedern, zu Erziehern/Lehrern und zu Gleichaltrigen;
- auch die Kombinationen mit Autismus-Spektrum-Störungen (Asperger) sind weitaus häufiger, als man früher gedacht und in ICD oder DSM vorgegeben hat;
- auch bei Kindern mit einer Minderbegabung kommt ADHS genauso häufig vor. Bei Kombination mit geistiger Behinderung ist die Diagnose noch schwieriger zu stellen.
Neben einem gestörten Sozialverhalten kommen bei Schulkindern mit einer beeinträchtigten Aufmerksamkeit Lernschwierigkeiten am häufigsten vor. Die Leistungen in der Schule liegen meist weit unter den eigentlichen Fähigkeiten. Es fehlt an Konzentration und Geduld, damit werden viele auditive, visuelle und taktile Informationen nur teilweise wahrgenommen. Trotz Wiederholung werden Informationen oft nicht vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis übernommen! Eine Lese-Rechtschreib- und/oder eine Rechenschwäche bestehen oft neben guten Leistungen in anderen Bereichen.
Positive Auffälligkeiten
ADHS-Kinder haben gewiss nicht nur negative Eigenschaften. In vielen Bereichen sind sie ihren gesunden Altersgenossen sogar überlegen. So sind sie meist hilfsbereit. Sie beeindrucken und bereichern ihre Umgebung durch Spontaneität, Phantasie, schnelle Auffassung, Begeisterungsfähigkeit und unkonventionelle Ansichten. Häufig fallen sie durch ausgesprochenen Gerechtigkeitssinn auf. Viele finden ihr Betätigungsfeld in kreativen und künstlerischen Bereichen.