Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Vier von fünf Kinder mit Epilepsie leiden auch unter anderen Gesundheitsproblemen

Kinder, die unter Epilepsie leiden, sind häufig auch von Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen und Aufmerksamkeits-Defizit-(Hyperaktivitäts-)Störung (ADHS) betroffen. Zu diesem Ergebnis kommen norwegische und britische Wissenschaftler.

Studien-Autor Dr. Richard Chin (Direktor des Muir Maxwell Epilepsiezentrums der Universität von Edinburgh, Schottland) rät Eltern von Kindern mit Epilepsie, besonders aufmerksam zu sein, da ihre Kinder ein erhöhtes Risiko für andere Probleme haben.

Die wissenschaftliche Arbeit zum Thema „Epilepsie bei Kindern“ basiert auf den Daten von mehr als einer Million norwegischer Kinder in der Zeit von 2008 bis 2013. Bei über 6.600 der Kinder lag die Diagnose Epilepsie vor.

Die Auswertung zeigte, dass fast vier von fünf Kindern mit Epilepsie mindestens unter einem anderen gesundheitlichen Problem litten. Dazu gehörten medizinische, neurologische, Entwicklungs- oder psychiatrische Probleme.
Demgegenüber zeigten nur 30% der Kinder ohne Epilepsie zusätzliche gesundheitliche Probleme, so die Autoren. Während Experten lange bekannt war, dass Epilepsiepatienten anfällig für andere gesundheitliche Probleme sind, sagte Chin, dass sie doch überrascht waren, dass der Anteil so hoch war und bei 80% lag.

Nach Verdauungsproblemen waren Epilepsiepatienten auch von Muskelproblemen und Beschwerden des Skelettsystems betroffen, Asthma und andere Atemwegsprobleme wurden auch genannt.

Unter den häufigeren neurologischen Störungen befanden sich Zerebralparese (Krankheit mit spastischen Lähmungen, veränderter Muskelspannung), Kopfschmerzen und neurologischen Geburtsfehler (wie Spina bifida). ADHS trat mehr als fünfmal so häufig bei Kindern mit Epilepsie auf als bei Minderjährigen ohne Anfallsleiden. Bei etwa 12% der Kinder mit Epilepsie war auch ADHS diagnostiziert worden.

Chin sagte, dass die Ergebnisse der Studie in Einklang mit einer neuen Sichtweise der Epilepsie stehen, die von einigen Experten vorgeschlagen worden ist. Demnach gilt Epilepsie nicht nur als Anfallsleiden, sondern als Erkrankung mit einem breiten Spektrum von Störungen, das von neurobiologischen, kognitiven über psychologischen bis hin zu sozialen Aspekten reicht. "Ob die anderen gesundheitlichen Probleme mit dem Alter abnehmen, wissen wir nicht“, so Chin.

Warum Kinder mit Epilepsie anfällig für andere gesundheitliche Probleme sind, darüber könne nur spekuliert werden. So kann Epilepsie als vielschichte Störung angesehen werden, wie es Chins Auffassung ist, oder auch Medikamente können aufgrund ihrer Nebenwirkungen mit dafür verantwortlich gemacht werden, dass Kinder mit neuen gesundheitlichen Problemen konfrontiert werden. Darüber hinaus können epileptische Anfälle beispielsweise bei Stürzen zu Verletzungen führen und u.a: Knochenbrüche verursachen, die dann wieder weitere Probleme zur Folge haben können.

Der beste Rat für Eltern mit einem Kind, das Epilepsie hat, ist es, sicher zu stellen, dass dessen Gesundheit gründlich kontrolliert wird und Entwicklung, psychiatrische Gesundheit, Ernährung, Wachstum und Schlafqualität ständig im Auge behalten werden.

Eltern sollten alle neu Auftretenden Beschwerden mit ihrem Kinder- und Jugendarzt besprechen. Epilepsie ist keine Garantie dafür, dass ein Kind nicht auch ein anderes medizinisches Problem entwickelt.

Quelle: <link https: medlineplus.gov news fullstory_160185.html _blank external-link-new-window external link in new>HealthDay/MedlinePlus, <link http: www.kinderaerzte-im-netz.de http pediatrics.aappublications.org content pediatrics early peds.2016-0921.full.pdf _blank external-link-new-window>Pediatrics