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Vernachlässigte Teenagergesundheit wirkt sich im Erwachsenenalter negativ aus

Wer seine Gesundheit im Jugendalter vernachlässigt, bekommt die Folgen davon im Erwachsenenalter zu spüren. Fast jeder fünfte Jugendliche hat spezifische Gesundheitsprobleme, die er übergeht. Dies kann einer aktuellen britisch-amerikanischen Studie zufolge eine schlechtere körperliche und seelische Gesundheit im Erwachsenenalter zur Folge haben.

"Bisherige Untersuchungen hatten gezeigt, dass Jugendliche, die die medizinische Versorgung wenig oder gar nicht nutzen, meist unter einem schlechten Gesundheitszustand leiden und zu Risikoverhalten neigen. Aber es war nicht bekannt, dass diese negativen gesundheitlichen Folgen bis ins Erwachsenenalter anhalten", kommentierte der Hauptautor Dr. Dougal Hargreaves, ein Kinder- und Jugendarzt und Forscher am University College London, England, und an der Boston-Kinderklinik in den USA, die in „Pediatrics“ veröffentlichte Studie.

Die Wissenschaftler analysierten die Daten von 14.800 Teilnehmern einer langfristigen US-Studie über Teenager- und Erwachsenen-Gesundheit. Dafür beantworteten in den Jahren 1994 bis 1995 Teenager (Durchschnittsalter 16 Jahre) Fragen zu ihrer Gesundheit. Die gleichen Personen gaben dann im Jahr 2008, als sie etwa 30 Jahre alt waren, wieder Auskunft zu ihrer Gesundheit.
Im Teenageralter gaben 19% der Jugendlichen an, dass sie unter irgendeiner Art von Gesundheitsproblem litten, das sie nicht behandeln ließen.
„Auch Jugendliche sind wie andere Altersgruppen von vielfältigen Gesundheitsproblemen betroffen", so Hargreaves. Dazu gehören akute Infektionen, Hautprobleme oder Kopfschmerzen, und chronische Erkrankungen wie Asthma, Diabetes oder Epilepsie. Teenager können auch psychische Erkrankungen haben und profitieren von Vorsorgemaßnahmen wie Check-ups (J1 und J2), Impfungen und Adipositas-Prävention.

„Einige gesundheitliche Probleme treten besonders häufig in der Pubertät auf", erklärte Hargreaves. „Angststörungen, Depressionen und andere psychische Probleme beginnen beispielsweise oft in der Pubertät und im frühen Erwachsenenalter, aber meist dauert es lange, bis Heranwachsende die Hilfe bekommen, die sie benötigen.“

Die Forscher konzentrierten sich auf fünf Bereiche von gesundheitlichen Problemen: ein allgemeiner schlechter Gesundheitszustand, Schwierigkeiten mit alltäglichen Aktivitäten, Fehlzeiten in der Arbeit oder Schule, depressive Symptome und Selbstmordgedanken.

Jene, die nicht auf ihre Gesundheit im Jugendalter achteten, hatten ein erhöhtes Risiko für alle diese Probleme – bis auf Fehlzeiten in der Arbeit.

Wer als Jugendlicher kein Gesundheitsbewusstsein lernt, bleibt meist auch im Erwachsenenalter nachlässig

"Einstellungen zur Gesundheit und zu medizinischen Versorgung werden häufig in der Adoleszenz und im jungen Erwachsenenalter geprägt", sagte Hargreaves. "Unsere Studie ergab, dass jene, die nicht als Jugendliche lernten, das Gesundheitssystem angemessen zu nutzen, dies auch nicht als Erwachsene taten." Erwachsene, die sich im Teenageralter nicht um ihre Gesundheit kümmerten, hatten im Vergleich zu anderen Studienteilnehmern ein um 52% höheres Risiko, Schwierigkeiten bei täglichen Aktivitäten zu haben, wie das Verschieben von Möbeln oder zu Fuß kurze Strecken zu gehen.
Die Erwachsenen, die als Teenager behandlungsbedürftig waren, aber dies darauf verzichteten, hatten auch ein um 27% höheres Risiko für einen schlechten Gesundheitszustand, eine 36%-ige höhere Wahrscheinlichkeit, unter depressiven Symptomen zu leiden, und 30% größere Chance, Selbstmordgedanken zu entwickeln.

Die Ursachen, warum Jugendliche wenig für ihre Gesundheit taten, waren sehr unterschiedlich, doch nur 15% gaben Kosten als Hinderungsgrund an.
Dr. Danelle Fisher, stellvertretende Vorsitzende der Kinder- und Jugendheilkunde an Providence Saint John Health Center in Santa Monica, Kalifornien, ergänzte: "Am meisten überraschte uns, dass Jugendliche aus allen sozioökonomischen Gruppen nötige medizinischen Untersuchungen, Behandlungen und Vorsorgen vermieden.“ Viele junge Leute umgingen möglicherweise medizinische Versorgungsangebote aufgrund von Verlegenheit, mangelnder Eigeninitiative in Bezug auf ihre Gesundheit oder von fehlendem Wissen darüber, wann etwas ein ernsthaftes Gesundheitsproblem sein könnte, vermutete Hargreaves.

Quellen: <link http: medicalxpress.com news _blank external-link-new-window external link in new>MedicalXpress, <link http: pediatrics.aappublications.org content early peds.2015-0237.full.pdf _blank external-link-new-window external link in new>Pediatrics