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Unverträglichkeit bei Nahrungsmitteln

Wenn die Haut juckt und die Schleimhäute sich entzünden, kann eine Lebensmittelunverträglichkeit oder -allergie der Grund sein. Die Bonner Diplom-Ernährungswissenschaftlerin Martina Spaeth erklärt, wann man von einer Nahrungsmittelallergie spricht und wie sie behandelt werden kann...

Juckende Haut, entzündete Schleimhäute - Eltern, die diese Symptome bei ihren Kindern bemerken, verdächtigen häufig Lebensmittel als Ursache für die Beschwerden. Oft zu Recht, wie die Bonner Diplom-Ernährungswissenschaftlerin Martina Spaeth weiß. Dennoch sind die Beschwerden kein Grund zur Panik.

Was ist eigentlich genau eine Allergie?
Unter Allergie versteht man eine überschießende, unangemessene Reaktion des Immunsystems auf eine körperfremde ­eigentlich unschädliche ­Substanz, das so genannte Allergen. Bei wiederholtem Kontakt mit dem Allergen bildet der Körper Abwehrstoffe (Antikörper). Es kommt zu einer "Antigen-Antikörper-Reaktion", bei der bestimmte Botenstoffe ausgeschüttet werden wie das Histamin, was dann die Symptome der Allergie hervorruft. Eine Vielzahl von Substanzen, z.B. in Waschmitteln, Kleidungsstücken oder Werkstoffen können als Allergene wirken. In Lebensmitteln sind es vor allem Proteine, die zu einer allergischen Reaktion führen können. Lebensmittelallergien sind im Vergleich zu anderen Allergien übrigens viel seltener als viele vermuten.

Welche Symptome kann denn so eine Allergie auslösen?
Die häufigsten allergischen Reaktionen findet man an der Haut und Schleimhaut beispielsweise als Juckreiz, Anschwellung, Rötung oder Neurodermitis. Oft treten auch Beschwerden der oberen und unteren Atemwege auf, wie Schnupfen oder Asthma, und Störungen im Magen-Darmtrakt. Die schwerste Form einer allergischen Reaktion ist ein lebensbedrohlicher Kreislaufzusammenbruch, der allergische Schock.

Wie kann eine Lebensmittelallergie behandelt werden?
Das Grundprinzip besteht in der konsequenten Meidung der Allergene. Bei einigen Lebensmitteln wie Obst und einigen Gemüsesorten reicht es aber oft, das Lebensmittel zu garen. Die allergene Potenz verringert sich nämlich häufig durch Kochen oder anderes Verarbeiten. Bei sehr aggressiven Allergenen, z.B. in Erdnüssen oder Seefisch, wirkt das allerdings nicht. Bei verarbeiteten Lebensmitteln ist in jedem Fall der Blick auf das Zutatenverzeichnis wichtig. Um eine ausgewogene Ernährung zu gewährleisten, sollte man nach gleichwertigem Ersatz für die gemiedenen Lebensmitteln suchen. Dabei kann Ihr Arzt oder eine Ernährungsfachkraft helfen.

Kann man das Allergierisiko bei Kindern durch eine entsprechende Ernährung vermindern?
Bei Kindern, deren Eltern oder Geschwister Allergiker sind, besteht ein höheres Risiko, dass sie ebenfalls an Allergien erkranken. Konsequentes Stillen über sechs Monate ist dabei die beste Allergievorbeugungsmaßnahme. Wenn die Mutter nicht stillen kann oder will, ist der beste Muttermilchersatz für allergiegefährdete Säuglinge eine im Handel erhältliche allergenarme Säuglingsanfangsnahrung (HA-Nahrung), bei Hochrisikokindern stark hydrolysierte Nahrung. Allergenarme Beikost sollte erst nach sechs Monaten gegeben werden. Im Einzelfall sollte bei Unsicherheiten immer der Kinderarzt zu Rate gezogen werden.

Oft hört man ja auch von Lebensmittelintoleranzen: ­Sind das ebenfalls Allergien?
Intoleranzen gegenüber Lebensmitteln sind weitaus häufiger als Allergien. Dazu gehören die Pseudo-allergischen Reaktionen. Sie zeigen die gleichen Symptome wie Allergien, werden aber nicht über das Immunsystem ausgelöst, sondern es wird direkt Histamin ausgeschüttet. So kann es bei manchen Menschen beispielsweise nach dem Genuss von Rotwein mit Käse zu Kopfschmerzen oder geschwollenen Nasenschleimhäuten kommen. Auch die Laktoseintoleranz, die sich durch Durchfälle und Blähungen äußert, ist keine Allergie. Es handelt sich hierbei um mangelnde Aktivität des Enzyms, das den Milchzucker (Laktose) spaltet. Meist ist es nicht notwendig, ganz auf Milchprodukte zu verzichten. Käse und Sauermilchprodukte, wie Joghurt oder Dickmilch, werden oft vertragen.