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Steht „leichte“ Form der Zöliakie ebenso in Zusammenhang mit Verhaltensproblemen bei Kindern?

Eine leichte Form der Zöliakie kann möglicherweise ebenso wie eine Zöliakie mit eindeutigen Beschwerden mit Angstzuständen und Verhaltensproblemen bei Kindern verbunden sein, vermuten niederländische Forscher.

Es ist bisher bekannt, dass Zöliakie oft mit emotionalen Problemen und Verhaltensproblemen bei Kindern einhergeht. Ob diese Assoziation jedoch bereits bei Kindern mit subklinischer, d.h. leicht verlaufenden Zöliakie vorliegt, sei unklar, wie das niederländische Studienteam in einem kürzlich in der Zeitschrift "Pediatrics" veröffentlichten Artikel erklärte.

Zöliakie ist eine der häufigsten nichtinfektiösen Darmerkrankungen, die Kinder und Erwachsene betreffen kann. Zöliakie-Patienten leiden unter einer chronischen Erkrankung des Dünndarms. Gluten, das Klebereiweiß aus Getreide, löst diese Entzündungen bei Betroffenen aus. Schon kleinste Mengen Beschwerden im Magen-Darm-Trakt auszulösen. Bei manchen Patienten treten aber keine typischen Anzeichen auf, wie Durchfall, Erbrechen und Bauchschmerzen nach einer glutenhaltigen Mahlzeit.

Dr. Jessica Kiefte-de Jong vom Universitätsklinikum Leiden in den Niederlanden und Kollegen führten eine bevölkerungsbezogene Studie mit 3.715 Kindern (Durchschnittsalter 6 Jahre) durch. Sie schlossen dabei Kinder aus, bei denen bereits eine Zöliakie diagnostiziert wurde oder die sich glutenfrei ernährten. Die Eltern füllten zudem einen Fragebogen zum Verhalten ihrer Kinder (Child Behavior Checklist: CBCL) aus.

Psychische Probleme anscheinend unabhängig von Magen-Darm-Problemen
Bei 51 Kindern (1,4%) wurde Zöliakie aufgrund von Antikörpern festgestellt. Die meisten von ihnen (92%) trugen das Risiko-Allel HLA-DQ2 oder HLA-DQ8. Bei diesen Kindern war Zöliakie deutlich mit Angst verbunden. Die Assoziation war bei Kindern mit Zöliakie, die das HLA-DQ2- und / oder HLA-DQ8-Risiko-Allel trugen, stärker. Träger beider oder eines dieses Risiko-Allels zeigten ebenso Verhaltensprobleme, wie oppositionelles Trotzverhalten und aggressives Verhalten. Diese Zusammenhänge konnten nicht durch Magen-Darm-Beschwerden erklärt werden.

Dr. Kiefte-de Jong verdeutlichte per E-Mail gegenüber Reuters Health, dass es möglich sei, dass manche ungeklärten Verhaltensprobleme auf eine nicht diagnostizierte Zöliakie bei Kindern zurückzuführen seien. "Es sind jedoch weitere Studien erforderlich, um zu bewerten, ob es (kosten-)effektiv ist, alle Kinder mit ungeklärten psychischen Problemen auf Zöliakie zu untersuchen, da viele andere Faktoren (einschließlich des sozialen Umfelds) Verhaltensprobleme bei Kindern verursachen können."

Da sich die psychischen Symptome bei einer glutenfreien Ernährung möglicherweise bessern, "[…] könnte eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von Zöliakie die weitere Entwicklung oder Verschlechterung der Psychopathologie bei diesen Kindern verhindern", schreiben die Forscher in ihrer Arbeit.

Es sind jedoch weitere Untersuchungen erforderlich, um beurteilen zu können, ob Verhaltensprobleme durch eine glutenfreie Ernährung bei Kindern mit Zöliakie, die durch Screening identifiziert wurden, verbessert werden können.

In einem mit der Studie veröffentlichten Leitartikel erklärten Dr. Laura Smith von der Universität von Südflorida in Tampa und Mitautoren, dass diese Ergebnisse zeigen, wie wichtig es sei, Zöliakie früh zu erkennen und zu behandeln, um nicht nur die körperliche, sondern auch die seelische Gesundheit zu verbessern."

Quelle: <link https: www.medscape.com viewarticle _blank external-link-new-window external link in new>Reuters/Medscape, <link https: pediatrics.aappublications.org content e20183933 _blank external-link-new-window external link in new>Pediatrics