Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Neurodermitis: Kampf gegen den Juckreiz

"Nicht kratzen, sondern waschen" ist ein Ausspruch, den Kinder häufig zu hören bekommen. In manchen Fällen ist Waschen jedoch nicht das beste Mittel gegen den Juckreiz. Das gilt vor allem dann, wenn der Betroffene unter Neurodermitis leidet. In diesem Fall ist der Gang zum Haut- oder Kinder- und Jugendarzt oberstes Gebot. Nur der Mediziner kann die Hautkrankheit richtig behandeln. Die in Schüben auftretende Neurodermitis, in der Fachsprache auch atopisches Ekzem genannt, ist ein chronisches Leiden.

Neurodermitis äußert sich durch quälenden Juckreiz an betroffenen Hautpartien sowie durch Rötung und Schuppung der Haut, erklärt Oberarzt Joachim Saloga von der Hautklinik der Universität Mainz. Ursache ist eine erbliche, so genannte atopische Veranlagung: Die Betroffenen reagieren mit Hautausschlägen auf bestimmte Reizfaktoren.

Die allergische Reaktion kann sich allerdings auch auf andere Organe ausbreiten: "Sie äußert sich in Neurodermitis, Asthma oder Heuschnupfen", erklärt Waltraud Knipping, Vorsitzende des
Landesverbandes Bayern der Kinder- und Jugendärzte aus München. Oftmals könne daher Neurodermitis bei Kindern später in Asthma umschlagen.

Kinder von Neurodermitis häufig betroffen
Am häufigsten tritt das atopische Ekzem laut Knipping im Kindesalter auf: "Rund 3% aller Säuglinge und 10% aller Kinder bis sieben Jahre erkranken an Neurodermitis. "Gut ein Drittel der betroffenen Kinder hat jedoch das Glück, dass die Symptome mit dem Heranwachsen verschwinden. Typisch für Neurodermitis ist das altersabhängige Erscheinungsbild. "Säuglinge haben vornehmlich Ausschläge im Wangen- und Kinnbereich. Sie sind schuppig und nässend. Man spricht vom so genannten Milchschorf", sagt Medizinerin Knipping. Bei Kindern und Erwachsenen dagegen sind die Ekzeme nicht mehr so feucht und befallen hauptsächlich die Beugeseiten der Arme und Beine. Es kann aber auch die Haut an Gesicht, Hals und Körper betroffen sein.

Um die lästigen Hautveränderungen zu vermeiden, müssen einige Regeln beachtet werden: Allergene, die so genannte Triggerfaktoren - Auslöser - für Neurodermitis sein können, müssen gemieden werden. Zum Beispiel können Neurodermitisschübe durch bestimmte Nahrungsmittel ausgelöst werden. "Am häufigsten sind das Kuhmilch, Eier, Weizen, Soja oder Fisch", sagt Saloga. Man solle jedoch nicht eigenständig eine Diät vornehmen, sondern auf jeden Fall immer erst zum Kinder-oder Jugendarzt gehen. Denn einseitige Diäten könnten leicht zu Fehlernährung führen.

Die Unverträglichkeit von Nahrungsmitteln gibt sich bei Kindern oftmals nach einigen Jahren von selbst. Weitere Triggerfaktoren können Hausstaubmilben, Haustiere, Rauchen, Kleidungsstoffe wie Wolle, überheizte Räume und psychische Faktoren wie Stress sein. Johannes Müller-Steinmann, Hautarzt in Kiel, weist außerdem auf die Bedeutung einer ausgewogenen Hautpflege hin: "Am wichtigsten ist es, Seife zu meiden. Auch seifenfreie Waschstücke sind ungeeignet. Gut dagegen sind rückfettende Ölbäder."

Genauso wichtig sei es, sich regelmäßig einzucremen und der trockenen Haut Feuchtigkeit zuzuführen. Kommt es trotz ausgewogener Hautpflege und Vermeiden von individuellen Triggerfaktoren zu einem Neurodermitis-Schub, kann man nur versuchen, die Symptome zu lindern. Das schlimmste Leidensmerkmal des atopischen Ekzems, der peinigende Juckreiz der betroffenen Hautpartien, ist tückisch: Ausgiebiges Kratzen verschlimmert die Situation zusätzlich, da aufgekratzte Stellen sich entzünden können.

Deshalb sollte zuerst der Juckreiz gemindert werden. "In besonders schlimmen Fällen ist eine örtliche Behandlung mit Kortison oder die Einnahme von Juckreiz stillenden Medikamenten nötig", sagt Knipping. Ansonsten empfehlen sich alternative Methoden zur Linderung wie
feuchte Umschläge, Schwarzteekompressen oder kühlende Kompressen. Müller-Steinmann verweist zudem auf die positive Wirkung von Kuren im allergiearmen Klima: "Besonders geeignet sind die Berge und das Meer."

Am wichtigsten scheint jedoch, trotz Neurodermitis die innere Ruhe zu bewahren, weil auch Stress sich negativ auf die Haut auswirken kann. Deshalb warnt Knipping davor, dass Eltern von Kindern mit Neurodermitis zu hohe Erwartungen an die Behandlung richten: "Ein Rückfall ist leider selbst nach Phasen der Beschwerdefreiheit stets möglich." Bei schlimmen Fällen empfiehlt sie daher, sich beim Kinder- und Jugenarzt oder Hautarzt über Schulungskurse zu erkundigen, die von Kinder-und Jugenärzten und Hautärzten angeboten werden: Hier werden Eltern und Kinder ausgiebig zum Thema Neurodermitis informiert und beraten.

Weitere Informationen in der Rubrik "Krankheiten A-Z": Neurodermitis