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Neue US-Leitlinien: Neurologisch kranke Kinder gegen Grippe impfen

Die US-amerikanische Impfkommission (ACIP) hat ihre Leitlinien zur Grippe-Schutzimpfung aktualisiert. Aufgrund neuer Studienergebnisse rät die Behörde, alle Kinder und Jugendliche mit bekannten neurologischen Erkrankungen impfen zu lassen. Denn gerade diese Kinder haben ein deutlich erhöhtes Risiko ein Lungenversagen zu entwickeln, wenn sie wegen einer Grippe (Influenza) in ein Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Sie sind demnach sogar gefährdeter als z.B. Kinder mit Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems, denen die Schutzimpfung generell empfohlen wird...

Die Gesundheitsbehörden der USA raten jetzt auch Kindern und Jugendlichen mit neurologischen Erkrankungen zur jährlichen Grippe-Impfung. Grund für diese erweiterte Empfehlung ist eine kürzlich erschienene Studie, die den Vorteil dieser Schutzmaßnahme deutlich unter Beweis stellt. „Die Ergebnisse zeigen, dass junge Patienten mit neurologischen Erkrankungen ein sechsfach erhöhtes Risiko für ein Lungenversagen besitzen, wenn sie wegen einer Grippe-Infektion (Influenza) in ein Krankenhaus eingeliefert werden müssen“, berichtet Prof. Peter Wutzler vom Institut für Virologie und Antivirale Therapie der Universitätsklinik Jena und Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Virus-Krankheiten (DVV). Diese Kinder sind sogar gefährdeter als Gleichaltrige mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder chronischen Krankheiten der Atmungsorgane, die nicht auf Asthma zurückzuführen sind, so der Experte.

Eine Forschungsgruppe an der Kinderklinik in Philadelphia hat im Rahmen der Untersuchung sämtliche Krankenakten von Kindern ausgewertet, die 2002 bis 2004 wegen einer Influenza stationär behandelt wurden. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass vor allem Patienten mit neurologischen Erkrankungen wie beispielsweise Epilepsie und gestörter oder verminderter Wahrnehmung bzw. Gedächtnis- und Denkleistung ein hohes Komplikationsrisiko hatten. Auch wenn die Kinder an so genannten neuromuskulären Erkrankungen litten, d.h. Erkrankungen des Muskels, die durch ein Nervenleiden bedingt sind (z.B. Muskelschwund), waren sie besonders gefährdet, ein lebensbedrohliches Lungenversagen zu entwickeln.

Der nun nachgewiesene Zusammenhang zwischen einer neurologischen Vorerkrankung und einem Lungenversagen bei an Grippe erkrankten Kindern ist neu, aber nicht sonderlich überraschend, betonen die amerikanischen Mediziner. Denn bei Patienten mit neurologischen bzw. neuromuskluären Erkrankungen ist die Lungenfunktion oftmals eingeschränkt, so dass sie einfach besonders anfällig für Atemwegskomplikationen während einer Grippe-Infektion sind.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Berliner Robert Koch-Instituts (RKI) führt in ihrem aktuellen Bericht die Multiple Sklerose als einzige neurologische Erkrankung auf, für die eine Empfehlung zur Grippe-Impfung explizit ausgesprochen wird. Kindern und Jugendlichen mit chronischen Atemwegserkrankungen oder Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems wird auch in Deutschland generell zur Impfung geraten.