Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Masernwelle breitet sich weiter aus

Inzwischen wurden dem Gesundheitsamt Duisburg mehr als 90 Kinder und Jugendliche mit Masernerkrankungen gemeldet. Fast alle Betroffenen hatten keinen ausreichenden Impfschutz. Auch aus den Gesundheitsämtern in Dortmund, Kleve, Wesel, Düsseldorf, Krefeld, Oberhausen und Mülheim wurden inzwischen Fälle gemeldet. Insgesamt sind in der Region mehr als 160 Masernerkrankungen bekannt – so viele Fälle gab es in Nordrhein-Westfalen seit drei Jahren nicht mehr...

Die Zahl der Masernerkrankungen in Nordrhein-Westfalen steigt immer mehr an. Wie das Gesundheitsamt in Duisburg mitteilte, sind inzwischen mehr als 90 Kinder und Jugendliche an der hochansteckenden Virusinfektion erkrankt. „Die meisten Fälle betreffen Kinder und Jugendliche von 12-18 Jahren – leider ist der notwendige Impfschutz in dieser Altersgruppe sehr schlecht. Fast alle Betroffenen hatten keinen ausreichenden Impfschutz“, so Dr. Georg Vogt, Leiter der Abteilung Gesundheitshilfe am Gesundheitsamt der Stadt Duisburg. Auch aus den Gesundheitsämtern in Dortmund, Kleve, Wesel, Düsseldorf, Krefeld, Oberhausen und Mülheim wurden inzwischen Fälle gemeldet. Insgesamt sind in der Region mehr als 160 Masernerkrankungen bekannt – so viele Fälle gab es in Nordrhein-Westfalen seit 3 Jahren nicht mehr. “Wir wissen bisher nicht, ob es zwischen diesen Fällen eine Verbindung gibt. Das wird zur Zeit noch untersucht. Unter den Erkrankten befinden sich nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern mittlerweile auch fünf Säuglinge“, erläutert Dr. Ulrich van Treeck vom Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (LÖGD) in Münster.
„Wir empfehlen dringend die Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln nach den Richtlinien der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI). Jeder sollte seinen Impfpass kontrollieren und versäumte Impfungen gegebenenfalls nachholen Das gilt nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern natürlich auch für ungeschützte Erwachsene. Masern sind nicht nur hochansteckend, sondern mit zunehmendem Alter steigt auch die Zahl der Komplikationen. Bisher mussten 36 Personen in Krankenhäusern behandelt werden“, so van Treeck weiter.

Fünf Kinder in NRW an chronischer Maserngehirnentzündung erkrankt
Typisch für Masern ist der Ausschlag, der sich über den ganzen Körper ausbreiten kann. Hinzu kommen häufig tränende, lichtempfindliche Augen. Gefürchtet sind die Komplikationen - wie Lungen- oder Gehirnentzündungen -, die mit den Masern auftreten können. Säuglinge zeigen oft in stark abgeschwächter Form Krankheitssymptome – nicht selten werden die Masern gar nicht erkannt und schon nach wenigen Tagen können diese leichten Symptome auch wieder verschwinden. Doch auch eine überstandene Masernerkrankung kann nach Monaten oder Jahren noch gravierende Spätfolgen nach sich ziehen. Die so genannte Subakute Sklerosierende Panenzephalitis – kurz SSPE – führt zu einer fortschreitenden Zerstörung des Gehirns. „Wir wissen inzwischen, dass Säuglinge, die sich im ersten Lebensjahr mit Masern anstecken, ein erhöhtes Risiko haben, an SSPE zu erkranken. Es gibt aktuell 5 SSPE-Fälle, die alleine in Nordrhein-Westfalen aufgetreten sind. Bei fast allen Kindern war die Erkrankung auf eine Masernansteckung im ersten Lebensjahr zurückzuführen“, verweist Prof. Heinz-J. Schmitt, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) und Infektiologe an der Universitätsklinik in Mainz, auf Erkenntnisse des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). „Die Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln ist in Deutschland zwar erst ab dem ersten Lebensjahr empfohlen – dort, wo sich Masern ausbreiten, würde ich aber auch schon früher impfen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt diese Impfung in vielen Ländern - wie z.B. in Frankreich - schon ab neun Monaten, teilweise gelten die Impfempfehlungen schon ab dem sechsten Monat. Dabei ist aber zu beachten, dass diese zusätzliche Impfung die beiden regulären Impfungen im zweiten Lebensjahr nicht ersetzt. Die von der STIKO empfohlenen Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln sollten dann im zweiten Lebensjahr durchgeführt werden“, empfiehlt Schmitt.