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Masernausbruch im Landkreis Esslingen

Seit Anfang Januar sind im Landkreis Esslingen 13 Masernerkrankungen aufgetreten. Davon betroffen sind Kinder im Alter zwischen 3 und 16 Jahren. Drei Kinder mussten aufgrund von Komplikationen ins Krankenhaus eingewiesen werden. Alle dem Gesundheitsamt in Esslingen gemeldeten Fälle waren ungeimpft. Die Ansteckungen erfolgten offenbar über verschiedene Gemeinschaftseinrichtungen, die die meisten dieser Kinder besuchen...

Im Landkreis Esslingen sind seit Anfang Januar 13 Masernerkrankungen aufgetreten. Wie das Gesundheitsamt in Esslingen mitteilte, sind Kinder im Alter zwischen 3 und 16 Jahren betroffen. „Alle uns gemeldeten Fälle waren ungeimpft. Die Ansteckungen erfolgten offenbar über verschiedene Gemeinschaftseinrichtungen, die die meisten dieser Kinder besuchen. 3 Kinder mussten aufgrund von Komplikationen ins Krankenhaus eingewiesen werden“, erläutert Dr. Magnus Brändle vom Gesundheitsamt in Esslingen. Masern sind hochansteckend und werden durch kleine Tröpfchen von Mensch zu Mensch übertragen. Typisch für Masern ist der Ausschlag, der sich über den ganzen Körper ausbreiten kann. Hinzu kommen häufig tränende, lichtempfindliche Augen. Wenn die Krankheit ohne Komplikationen verläuft, verschwinden die Beschwerden nach etwa 2 Wochen wieder. Doch es kann auch zu Komplikationen wie Mittelohrentzündungen und Lungenentzündungen kommen und in selteneren Fällen tritt die gefürchtete Masern-Enzephalitis auf, die tödlich enden kann. Im hessischen Wetteraukreis war bei einer Masern-Epidemie Ende Februar 2005 ein 14-jähriges Mädchen an den Folgen von Masern verstorben.

Keine Impfungen gegen Masern?
„Die meisten Kinder- und Jugendärzte in unserem Landkreis impfen nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Institutes (RKI) in Berlin zweimal gegen Masern. An den Waldorfschulen gibt es fast immer einen eigenen schulärztlichen Dienst. In wie weit diese bundesweite Impfempfehlung dort befolgt wird, kann ich nicht sagen“, so Dr. med. Ralph Alexander Gaukler, Obmann des Berufsverbandes der Kinder – und Jugendärzte (BVKJ) in Esslingen. „Bei den Schulärzten der Waldorfschulen handelt es sich in der Regel um anthroposophisch ausgerichtete Mediziner, die von den Waldorfschulen selbst empfohlen werden. Diese werden aber nicht vom Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) bezahlt – insofern ist der Begriff der Schulärzte etwas irreführend“, so Gaukler weiter.
Die Impfquoten gegen Masern im Landkreis Esslingen sind – im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland – sehr gut. „Laut den Zahlen der Schuleingangsuntersuchungen aus dem Jahr 2004 haben mehr als 94% aller schulpflichtigen Kinder die erste Impfung gegen Masern und mehr als 70% auch die zweite Impfung bekommen. Offensichtlich gibt es aber in unserem Landkreis auch Menschen, die aus ideologischen Gründen Vorurteile gegen die Impfung haben. Viele dieser Eltern wissen scheinbar nicht, welche schweren Komplikationen bei einer Masernerkrankung auftreten können. Nur so kann ich mir diese impfkritische Haltung eines Teils der Elternschaft erklären“, kritisiert Gaukler

Tödliche Masernspätfolgen werden unterschätzt –
3 Fälle im Südwesten
Neben den Komplikationen, die unmittelbar in Folge einer Masernerkrankung auftreten können, gibt es auch eine chronische Gehirnentzündung, die erst Jahre nach einer Maserninfektion ausbrechen kann. Die so genannte Subakute sklerosierende Panenzephalitis – kurz SSPE – führt zu einer fortschreitenden Zerstörung des Gehirns und verläuft immer tödlich. „SSPE-Fälle treten im Schnitt erst sieben bis zehn Jahre nach einer Erkrankung auf. Je jünger Kinder bei einer Maserninfektion sind, desto höher ist das Risiko, später an einer SSPE zu erkranken. Bei Kindern unter 1 Jahr kann das Risiko einer SSPE bei 1:5.000 liegen – bei Kindern, die sich später infizieren, kommt auf etwa 10.000 Erkrankungen ein Fall", zitiert Prof. Heinz-J. Schmitt, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) und Infektiologe an der Universitätsklinik in Mainz, die Ergebnisse der neuesten Untersuchungen aus den USA und England. Und auch im Südwesten von Deutschland gibt es derzeit eine Häufung von SSPE-Fällen. Ein 10-jähriges Mädchen aus dem Saarland und zwei 10- und 11-jährige Jungen aus Baden-Württemberg sind an der tödlichen Gehirnentzündung erkrankt.. Alle Kinder hatten sich als Säuglinge im Alter zwischen 4 und 6 Monaten mit dem Masernvirus angesteckt.

Zweifacher Masernimpfschutz empfohlen
Die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Institutes (RKI) in Berlin empfiehlt zwei Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) für alle Kinder bis zum zweiten Lebensjahr. Diese Impfungen werden für alle Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahre von der Kasse erstattet. Wer sich beim Arzt impfen lässt, muss keine Praxisgebühr zahlen - Impfungen sind Vorsorgeleistungen und daher von dieser Gebühr befreit.