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Frühzeitig gegen Nahrungsmittelallergien vorbeugen

In Deutschland sind Lebensmittelallergien gegen Kuhmilcheiweiß oder Hühnerei, gefolgt von Weizen und Soja, Nüssen und Fisch am häufigsten verbreitet. Allergien gehören inzwischen zu den Volkskrankheiten. Die Ernährungswissenschaftlerin Birgitta Tummel aus Bonn gibt Eltern Tipps, wie sie bei ihren Kindern das Risiko für Nahrungsmittelallergien reduzieren können...

Allergien gehören inzwischen zu den Volkskrankheiten: Mehr als 10% aller Deutschen leiden unter einer Nahrungsmittelallergie oder -unverträglichkeit. Die Ernährungswissenschaftlerin Birgitta Tummel aus Bonn beantwortet die häufigsten Fragen zur Prävention von Nahrungsmittelallergien bei Kindern.

Gibt es eine typische "Allergiekarriere"?
Ja, das kann man so sagen. Am Anfang steht, meist bereits im Säuglingsalter, eine Lebensmittelallergie. Erst später treten allergisches Asthma oder Heuschnupfen auf.

Auf welche Lebensmittel reagieren Kinder besonders häufig allergisch?
Am häufigsten sind Lebensmittelallergien gegen Kuhmilcheiweiß oder Hühnerei, gefolgt von Weizen und Soja, Nüssen und Fisch. Diese Rangfolge gilt für Deutschland, der Vergleich mit anderen Ländern zeigt, dass häufig verzehrte Lebensmittel auch besonders häufig zu Allergien führen. In den USA wird traditionell häufig Erdnussbutter als Brotaufstrich verwendet. Dort ist die Erdnussallergie weit verbreitet, während in Japan eine Fischallergie relativ häufig ist.

Müssen betroffene Kinder ihr Leben lang auf diese Lebensmittel verzichten?
Nein, zum Glück nicht. Besonders Kuhmilch- und Hühnereiallergien verlieren sich meist bis zum Schulalter.

Was kann ich tun, um einer Lebensmittelallergie bei meinem Kind vorzubeugen?
Die beste Allergieprävention wird nach dem heutigen Kenntnisstand durch ausschließliches Stillen in den ersten sechs Lebensmonaten erreicht. Gestillte Kinder leiden signifikant seltener an Lebensmittelallergien und Neurodermitis.

Ist es sinnvoll, in der Stillzeit auf verschiedene Lebensmittel zu verzichten, um sein Kind vor einer Lebensmittelallergie zu schützen?
Ob Kinder wirklich weniger Allergien bekommen, wenn sich die Mütter allergienarm ernähren, ist wissenschaftlich nicht abgesichert. Umgekehrt wäre nämlich auch ein gewisser positiver Gewöhnungseffekt denkbar, da Babys über die Muttermilch mit kleinsten Mengen fremden Eiweißes in Kontakt kommen. Da gerade Kuhmilch, Hühnerei oder Weizen - und diese Lebensmittel können bei Kindern relativ häufig Allergien auslösen - besonders nährstoffreiche Grundlebensmittel sind, geht man nach dem heutigen Stand der Wissenschaft davon aus, dass ein Verzicht auf diese Lebensmittel mehr schadet als nützt.

Und nach dem Stillen? Was ist bei der Einführung der Beikost zu beachten?
Im ersten Lebensjahr sollte die Anzahl der Lebensmittel möglichst gering sein und auf exotische Zutaten verzichtet werden. Um für die Entwicklung notwendigen Nährstoffe zu erhalten, reichen dem Baby wenige Zutaten. Gut verträgliche Gemüsesorten sind beispielsweise Möhren, Broccoli oder Blumenkohl oder Kohlrabi, als Obstsorten eignen sich Apfel oder Birne besonders gut. Kartoffeln sind darüber hinaus wichtige Vitamin-C-Lieferanten und Rindfleisch bietet sich zur Eisenversorgung an. Brei, ob selbst gekocht oder Gläschenkost, sollte nicht mehr als vier Zutaten enthalten, die nacheinander in den Speiseplan eingeführt werden. So lässt sich schnell erkennen, ob das Kind doch auf ein Lebensmittel allergisch reagiert.