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Cochlear-Implant: Chance für taube Kinder

Eins von tausend Neugeborenen in Deutschland ist Experten zufolge taub oder so hochgradig schwerhörig, dass selbst herkömmliche Hörgeräte nicht helfen können. Hinzu kommen Kinder, die zum Beispiel durch Hirnhautentzündungen oder Unfälle frühzeitig das Gehör verlieren. Doch es gibt Hoffnung für die Betroffenen: Jedes Jahr gewinnen in der Bundesrepublik 800 Menschen durch Implantate den Kontakt zu ihrer Umgebung zurück oder treten zum ersten Mal mit ihr in akustische Verbindung.

Auch Janek, der Sohn von Sylvia und Heiko Zastrow aus Bremen, kam taub auf die Welt. Für seine Eltern brach damals eine Welt zusammen. „Durch Zufall erfuhren wir von einer Möglichkeit, dass Janek vielleicht wieder hören konnte“, sagt seine Mutter, „aber so richtig glauben, konnten wir das damals nicht.“
Das kleine Gerät heißt «Cochlear-Implant» und ersetzt Teile des Ohres. Das etwa fünfmarkstückgroße Gerät wird hinter dem Ohr eingesetzt und übernimmt die Funktion Hörschnecke: Die Technik wandelt Schall in elektrische Reize um und sendet sie auf den Hörnerv. Dadurch können Geräusche, Töne und schließlich auch Sprache verstanden werden. „Mit diesem Implant haben taube Kinder eine sehr
gute Chance, hören und sprechen zu lernen“, erklärt der Bremer Hörbehindertenpädagoge Uwe Martin.

Gerade für taub geborene Kinder sei es wichtig, dass sie so schnell wie möglich operiert werden. „Der Spracherwerb entwickelt sich zwischen dem 3. und 4. Lebensjahr“, sagt Martin. Danach sei ein natürlicher Spracherwerb kaum noch möglich.

Für taube Erwachsende ist das Gerät nur bedingt geeignet, denn: „Nur wer schon einmal gehört hat und über einen Spracherwerb verfügt, kann mit dem Implant anschließend auch wieder hören“, sagte Prof. Thomas Lenarz, der Leiter der Hals-Nasen-Ohrenklinik in Hannover. Theoretisch kommt das Implant nach Lenarz Angaben für fast alle taub geborenen Kinder in Frage. „Wenn alle tauben Kinder rechtzeitig ein Implant eingesetzt bekämen, müsste es in Zukunft keine tauben Kinder mehr geben.“

Janek war anderthalb Jahre alt, als er von Lenarz operiert wurde. Jährlich setzt der Mediziner rund 140 Kindern das Gerät ein. „Je eher man die Kinder operiert, desto größer sind ihre Chancen hören und sprechen zu lernen.“ Janek hörte das erste Mal nach zwei Monaten auf seinen Namen. „Als er anfing, die ersten Worte zu sprechen, da waren wir einfach nur noch glücklich“, erinnert sich seine Mutter.

Heute ist Janek 8 Jahre alt und besucht die 2. Klasse einer ganz normalen Schule. Er spricht vollkommen normal, hat viele Freunde und singt gerne. Ein Leben ohne das Implant ist für ihn nicht mehr vorstellbar: „Ich trag das fast immer. Auch nachts.“

Wissenschaftler gehen davon aus, dass etwa 1600 der Kleinkinder pro Jahr hörgerätebedürftig sind oder für eine Innenohr-Implantation in Frage kommen. Jedes Jahr gewinnen in der Bundesrepublik 800 Menschen durch Implantate den Kontakt zu ihrer Umgebung zurück oder treten zum ersten Mal mit ihr in akustische Verbindung. Insgesamt leben in Deutschland etwa 95 000 Gehörlose oder Schwersthörgeschädigte.

Weitere Informationen zum Thema Schwerhörigkeit hier.