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Husten

Was ist Husten?

Husten ist keine Krankheit, sondern eine Schutzreaktion des Körpers, um Schleim oder Fremdkörper aus den Atemwegen auszustoßen.



Auf der Schleimhaut unserer Atemwege sitzen Millionen von Flimmerhärchen, die sich wie ein im Wind wiegender Rasen bewegen können. Auf diesen Flimmerhärchen befindet sich eine dünne Schleimschicht. In diesem Schleim bleiben Krankheitserreger (wie Bakterien, Pilze oder Viren), Staub, Pollen und sonstige kleine Moleküle hängen und werden durch die wogende Bewegung der Flimmerhärchen mitsamt dem Schleim in Richtung Rachen transportiert, wo der Schleim entweder verschluckt oder ausgehustet wird. Dieses effektive Reinigungssystem wird jedoch behindert, wenn eine Infektion der Atemwege vorliegt. Dann wird mehr und auch zäher Schleim produziert, der nicht mehr so leicht abtransportiert werden kann und sich auf der Schleimhaut ansammelt. Der Körper reagiert darauf mit Husten, um den Schleim aus den Atemwegen zu entfernen.

Doch nicht nur Erkrankungen durch Viren oder Bakterien können eine Reizung der Atemwege bewirken. Auch Staub, Rauch oder Gase sowie verschluckte Gegenstände können Hustenanfälle auslösen.

Ursachen

Atemwegsinfekte werden durch eine Vielzahl von Viren verursacht und treten umso häufiger auf, je jünger das Kind ist und je mehr es Kontakt zu anderen Kindern hat (Eingewöhnungszeit in Gemeinschaftseinrichtungen). Bei Kleinkindern können solche Infektionen sechs- bis achtmal jährlich auftreten. Mit zunehmendem Alter nimmt die Häufigkeit der Erkrankungen ab.

Die Ansteckungsgefahr ist zwei bis vier Tage nach Ausbruch der Krankheit am größten. Über Tröpfcheninfektion, d.h. über winzige Tröpfchen, die Infizierte aushusten oder  niesen und Nahestehende einatmen oder über infiziertes Nasen-Sekret, das über Hände und Gegenstände in den Mund, die Nase oder in die Augen gelangt, erfolgt die Übertragung.

Symptome & Krankheitsbild

Husten beginnt meist mit einem Brennen in der Brust, das sich zu einem schmerzhaften, trockenen Reizhusten – meist verbunden mit Krankheitsgefühl – entwickelt. Im Verlauf wird der Husten lockerer und es löst sich die Verschleimung.

Es gibt zwei Unterteilungsschemata für Husten. Bei der Einteilung nach dem Erscheinungsbild unterscheidet man zwischen trockenem (unproduktivem Husten oder Reizhusten) und feuchtem (produktivem) Husten. Weiterhin kann man Husten nach der Dauer unterscheiden. Bei einer Dauer von unter acht Wochen spricht man von akutem Husten, ab einer Dauer über acht Wochen bzw. Monate von chronischem Husten.

Trockener Husten (unproduktiver Husten oder Reizhusten)

Wie der Name sagt, ist dieser Husten unproduktiv, d.h., es erfolgt kein Auswurf. Er tritt vor allem zu Beginn von Erkältungskrankheiten auf, außerdem bei Bronchitis, Asthma bronchiale und wenn Fremdkörper in die Atemwege gelangt sind.

Feuchter Husten (produktiver Husten)

Beim produktiven Husten wird Schleim, der sich in den Atemwegen angesammelt hat, abgehustet. Er tritt meist in späteren Stadien von Erkältungskrankheiten, Bronchitis oder Lungenentzündung auf. Normalerweise ist der ausgehustete Schleim klar. Liegt eine bakterielle Infektion vor, so wird er gelblich und grünlich und verklumpt.

Akuter Husten

Eine Hustenerkrankung wird meistens durch Infektionen mit Viren (mehr als 90%) der oberen und mittleren Atemwege im Rahmen eines grippalen Infekts ausgelöst und dauert nicht länger als 8 Wochen. Leichtes Fieber und Schnupfen treten deshalb in vielen Fällen damit zusammen auf. Es gibt insgesamt über 200 Erkältungsviren. Auch Zweitinfektionen mit denselben Viren kommen recht häufig vor. Der Husten ist zunächst trocken und wird dann „feucht“, wenn sich Schleim zu lösen beginnt. Manchmal kann sich zu einem viralen Husten eine bakterielle Infektion gesellen, man spricht dann von bakterieller Superinfektion (z.B. durch Pneumokokken, Staphylokokken).

Bei Kindern besteht die Gefahr, dass sie Fremdkörper, wie beispielsweise kleinteiliges Spielzeug, Radiergummis u. a. verschlucken. Ältere Säuglinge und Kleinkinder verschlucken sich vor allem beim Essen. Der verschluckte Fremdkörper wird meist sofort wieder ausgehustet. Wenn das nicht möglich ist , sollten Eltern auf jeden Fall ihren Kinder- und Jugendarzt aufsuchen.

Chronischer Husten

Dauert der Husten (evtl. mit Auswurf) etwa acht Wochen an, so bezeichnet man ihn als chronisch. Im Vorschulalter leiden etwa 22% der Kinder unter einem Husten, drei bis 6 Wochen dauert. Die Ursachen sollten in jedem Fall vom Kinder- und Jugendarzt abgeklärt werden. Die häufigsten Ursachen für chronischen Husten sind asthmatische Erkrankungen, (auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten), chronische Bronchitis, chronische Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), Lungenentzündung, (Pertussis) und auch ständiges Einatmen von Luftschadstoffen, wie Zigarettenrauch, können zu chronischem Husten führen.

Diagnose

Der Kinder- und Jugendarzt erkennt einen akuten Husten durch die Eltern-/Patientebefragung und Untersuchungen (u.a. Abhören). In manchen Fällen muss er abklären, ob es sich nicht um eine Infektion, sondern ein allergisches Asthma handelt.

Bei kleinen Kindern mit Husten kann auch eine Fremdkörperaspiration (Verschlucken) vorliegen. Bei einem Verdacht können dies bildgebende Verfahren (z.B. Röntgen) meist bestätigen oder entkräften. Auch bei einer vermuteten Lungenentzündung sind . weitergehende Untersuchungen erforderlich.

Nächtlicher Husten kann beispielsweise auf Krupphusten oder auch auf Sodbrennen (Reflux) hinweisen. In seltenen Fällen führen auch chronische Erkrankungen zu wiederholtem Husten oder Lungenentzündungen wie z.B. Mukoviszidose (Zystische Fibrose: CF).

Begleitende Atemgeräusche und zusätzliche Symptome wie z.B. Hautausschläge, Schmerzen, Aussehen des Auswurfs, nächtliche Mundatmung geben dem Arzt wichtige Informationen für seine Diagnose. Wie viel Untersuchungen erforderlich sind, ist von der Schwere und Dauer des Hustens abhängig. Die Diagnose kann von der Anamnese über Blutabnahme bis zur differenzierten Lungenfunktionsdiagnostik und – falls nötig – invasive Maßnahmen wie die Endoskopie reichen.

Therapie

Husten ist ein Schutzmechanismus des Körpers und sollte deswegen nicht medikamentös unterdrückt werden. In Ausnahmefällen, wenn der Husten quälend ist oder vor allem nachts auftritt und den Schlaf behindert, können nach Absprache mit dem Kinder- und Jugendarzt Medikamente gegeben werden, die den Husten unterdrücken (Hustenblocker, Antitussiva) oder lösen (Hustenlöser, Expektoranzien).

In jedem Fall sollte viel Flüssigkeit, vor allem warme Getränke wie Tee, getrunken werden, da so der Schleim in den Atemwegen flüssiger wird und leichter abgehustet werden kann. Pflanzliche Stoffe in Efeu, Primel und Süßholz, Eukalyptus und Thymian können das Abhusten unterstützen. Dampfbäder und Inhalationen haben einen ähnlichen Effekt.

Um den vom Husten gereizten Rachen zu beruhigen, gibt es Hustensäfte, Sirups, Lutschpastillen, Hustenbonbons und Gurgellösungen, die die Hustenrezeptoren kurzzeitig betäuben. Die Wirksamkeit von diesen Hilfsmitteln ist bisher nicht durch wissenschaftliche Studien belegt. Die in Thymian, Eukalyptus, Eibisch, Isländisch Moos und Spitzwegerich enthaltenen Wirkstoffe können den Hustenreiz lokal lindern. Es sind bekannte Pflanzenwirkstoffe, die gut erforscht sind.

Antientzündliche Substanzen (Kortikosteroide), die inhaliert oder in gesprayt werden, erleichtern den Husten bei Asthma.

Trockener Husten (Reizhusten)

Gegen trockenen Husten helfen häufig alte Hausmittel wie heiße Milch mit Honig oder frei verkäufliche Hustensäfte. Auszüge von Heilpflanzen, etwa aus Eibischwurzel oder Isländisch-Moos können bei Reizhusten lindernd wirken. Sie werden als Demulgenzien bezeichnet, das sind lokale Hustenreizstiller.
Demgegenüber sind sogenannte Antitussiva hustendämpfende Mittel, die den Hustenreflex unterdrücken. Sie können in Extremfall bei besonders quälendem nächtlichen Hustenreiz verordnet werden. Dihydrocodein ist der am besten untersuchte Wirkstoff und ist ab 4 Jahren zugelassen. Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) empfiehlt seit Anfang 2018 codein- und dihydrocodeinhaltige Mittel nur für Erwachsene und verordnete einen Warnhinweis, der über die Gefahren des Missbrauchs, Suchtentwicklung, Überdosierung und Todesfälle sowie verlangsamtes oder erschwertes Atmen aufgrund einer Einnahme dieser Substanzen informiert. Auch die deutschen Leitlinien raten dazu, nicht-codeinhaltigen Präparate den Codeinderivaten vorzuziehen. (Leitlinien werden derzeit überarbeitet; bis 01.04.2021 soll die „Leitlinie Registernummer 026 – 005. Klassifikation S2k: Akuter und chronischer Husten, Diagnostik und Therapie von Kindern und Jugendlichen.“ Fertig gestellt werden).

Feuchter Husten (produktiver Husten)

Bei feuchtem oder produktivem Husten können Schleimlöser (Expektorantien) das Abhusten des zähen Schleims unterstützen. Der Wirkstoff Acetylcystein beispielsweise verändert die Struktur des Schleims, macht ihn weniger zäh und erleichtert so seinen Abtransport. Wirkstoffe wie Ambroxol oder Bromhexin regen die Produktion eines dünnflüssigen Schleims an. Expektorantien gibt es – abhängig natürlich vom Wirkstoff – in den unterschiedlichsten Darreichungsformen, als Saft, Kapseln, als Brausetabletten oder als Granulat zum Auflösen. Die letztgenannten Präparate haben den Vorteil, dass man zusätzlich zum Wirkstoff gleich auch Flüssigkeit zu sich nimmt.
Antibiotikatherapie ist keine primäre Hustenbehandlung und wird nur bei Hinweisen auf eine bakterielle Infektion vom Kinder- und Jugendarzt eingesetzt werden.

Nach einem Atemwegsinfekt reagieren die Bronchien oft noch einige Wochen überempfindlich, so dass in bestimmten Situationen schnell ein Hustenreiz entsteht, wie z.B. bei körperlichen Belastungen (Laufen), beim Einatmen von kalter Luft oder Schadstoffen wie Tabakrauch. Falls erforderlich verschreibt der Kinder- und Jugendarzt dann antientzündliche Substanzen.

Wichtiger Hinweis

  • Bei akuter Atemnot sofort den Notarzt rufen!
  • Säuglinge und Kleinkinder dürfen keine Medikamente bekommen, die Pfefferminzöl, Eukalyptusöl, Menthol oder Kampfer enthalten, weder äußerlich noch innerlich. Bei Kindern unter drei Jahren können solche Erkältungsmittel mit ätherischen Ölen zu starken Atembeschwerden und sogar Erstickungsanfällen führen. Ätherische Duftstoffe wie Menthol können nämlich bei Kindern die Atemwege reizen und dann zu einer vermehrten Schleimbildung führen. Dadurch wird die Verengung und Verschleimung ihrer Atemwege, die ja aufgrund der Erkältung ohnehin schon entzündet und verengt sind, noch gesteigert. Das heißt: diese Erkältungsmittel bewirken bei Kindern keine Linderung der Beschwerden, sondern eine Verschlimmerung, die unter Umständen sogar lebensbedrohlich sein kann.
  • Tritt bei Kleinkindern plötzlich und unvermittelt starker Husten auf, muss an das „Verschlucken“ eines Fremdkörpers gedacht werden und das Kind sofort bei einem Kinder- und Jugendarzt oder in einer Kinderklinik vorgestellt werden.
  • Es gibt spezielle Hustenmittel für Kinder, da Hustensaft bei ihnen anders dosiert werden muss.
  • In den Säften und Tropfen sollte kein Alkohol und Zucker enthalten sein.
  • Bei Kindern sind häufig Erkältungskrankheiten Auslöser von Husten, aber auch Keuchhusten, Pseudokrupp und Anfänge einer asthmatischen Erkrankung können die Ursache sein, deshalb sollte ein Kind mit Husten frühzeitig vom Kinder- und Jugendarzt untersucht und behandelt werden.
  • Chronischer Husten, der über viele Wochen anhält, zum Teil auch trocken ist, kann ein Hinweis auf eine asthmatische oder allergische Bronchitis sein.
  • Husten, der mehr als zwei Wochen dauert und bei dem es keine hustenfreien Tage gibt, ist Anlass zur Sorge und sollte unbedingt vom Kinder- und Jugendarzt abgeklärt werden.
  • Hustenblocker, so genannte Antitussiva, dämpfen das Hustenzentrum und damit den Hustenreflex. Verwenden Sie diese Mittel jedoch nur bei "trockenem Husten", bei Husten mit Auswurf würde ein Sekretstau entstehen.
  • Das Risiko für eine Lungenentzündung ist bei Kleinkindern unter 5 Jahren sowie und bei Abwehrgeschwächten erhöht, wenn sie Atemwegsinfekte haben. Es steigt aber auch bei Kindern, die in Raucherfamilien groß werden.
  • Tritt Fieber evtl. zusammen mit Kurzatmigkeit auf, muss an eine Lungenentzündung gedacht werden.
  • Leidet ein Kind unter hartnäckigem Husten, sollten Eltern auch eine Keuchhustenerkrankung in Erwägung ziehen, wenn die letzte Impfung fünf bis zehn Jahre zurückliegt.

Vorsorge

Gesunde Abwehrkräfte, die durch eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und genügend Bewegung an der frischen Luft erreicht werden, sind die beste Vorsorge.

Kinder sollten grundsätzlich keinerlei Gefahr des Passivrauchens ausgesetzt werden; besonders zu beachten im Auto und das gilt auch für E-Zigaretten.

Eine Pneumokokken-Impfung (Pneumokokken sind häufig Verursacher für Infektionen der Atemwege und der Lunge) wird von der STIKO seit Juli 2006 für alle Säuglinge und Kleinkinder ab dem vollendeten 2. Lebensmonat empfohlen sowie für ältere Kinder und Jugendliche mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung. Diese Keime können sich bei Kindern mit chronischen Atemwegserkrankungen oder sonstigen chronischen Krankheiten leicht vermehren und u.a. zu einer Lungenentzündung führen. Ob eine vorbeugende Grippeschutzimpfung für Ihr Kind sinnvoll ist, kann Ihr Kinder- und Jugendarzt beurteilen.

Adressen & Links

Deutsche Lungenstiftung e.V.
Reuterdamm 77
30853 Langenhagen
Tel.: 0511 / 21 55 110
E-Mail: info@noSpam.lungenstiftung.de
Internet: www.lungenstiftung.de 

Deutscher Allergie- und Asthmabund (DAAB)
An der Eickesmühle 15-19
41238 Mönchengladbach
Tel.: 0 21 66 / 64 78 820
E-Mail: info@noSpam.daab.de
Internet: www.daab.de
DAAB-Hotline für Ratsuchende
Mo. - Do.: 9.00 - 12.00 Uhr
unter 0 2 166 / 647 88 88

Quellen