Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Zwei weitere Kinder aus NRW an unheilbarer Maserngehirnentzündung erkrankt

In Nordrhein-Westfalen (NRW) sind zwei weitere Kinder an einer chronischen Maserngehirnentzündung erkrankt. Besonders tragisch ist die Erkrankung eines knapp zweijährigen Kindes, das sich als Säugling wahrscheinlich während eines Türkeiaufenthaltes mit Masern angesteckt hat. Hier hat sich die Maserngehirnentzündung besonders früh entwickelt. Üblicherweise tritt diese tödliche Erkankung sieben bis zehn Jahre nach einer Masern-Infektion auf...

In Nordrhein-Westfalen (NRW) sind zwei weitere Kinder an einer chronischen Maserngehirnentzündung erkrankt. Wie das Klinikum in Bochum mitteilte, wurde bei einem 10-jährigen Jungen die so genannte Subakute Sklerosierende Panenzephalitis - kurz SSPE diagnostiziert. Besonders tragisch ist die Erkrankung eines knapp zweijährigen Kindes aus der Nähe von Datteln. Wie der behandelnde Kinder- und Jugendarzt mitteilte, hatte sich der kleine Junge als Säugling wahrscheinlich während eines Türkeiaufenthaltes mit Masern angesteckt. Beide Fälle stehen nicht in Verbindung mit der aktuellen Masernepidemie in NRW. „Der Krankheitsverlauf bei dem kleinen Jungen ist sehr ungewöhnlich, denn die als Spätfolge der Masern auftretende SSPE entwickelt sich üblicherweise erst sieben bis zehn Jahre nach einer Infektion. Genau wie die Eltern war ich daher von dieser Diagnose vollkommen geschockt, denn diese Erkrankung verläuft leider immer tödlich“, erläutert Kinder- und Jugendarzt Dr. Michael Gilbert aus Werne. Auch für viele Experten gibt das frühe Ausbrechen dieser chronischen Masern-Gehirnentzündung ein Rätsel auf. „Ich persönlich habe einen solchen Verlauf der SSPE noch nicht gesehen. In der mir bekannten Literatur gibt es auch keine Beschreibung eines so jungen Falles. Umso wichtiger ist es deshalb, die Infektionen von Säuglingen mit Masern zu verhindern. Das gilt vor geplanten Auslandsreisen genauso wie für die aktuelle Infektionswelle in Deutschland“, warnt Prof. Heinz-J. Schmitt, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) und Infektiologe an der Universitätsklinik in Mainz. In Deutschland sind nach Angaben des RKI bisher in 2006 schon mehr als 1.200 Menschen an Masern erkrankt – darunter auch mehr als 80 Säuglinge. Doch auch viele beliebte Reiseländer melden in diesem Jahr vermehrte Masernerkrankungen. So beklagte man in England das erste Masernopfer seit 14 Jahren. Ein dreizehn Jahre alter Junge aus Südengland verstarb, nachdem er sich während eines Masernausbruchs auf der Insel mit dem gefährlichen Virus infiziert hatte. Und auch aus Spanien, Griechenland, Rumänien, der Ukraine, Dänemark und Schweden wurden dieses Jahr teilweise schwere Masernausbrüche gemeldet. In den vergangenen Jahren waren auch in der Türkei und Italien immer wieder große Masernepidemien aufgetreten.

Impfungen vor Auslandsreisen dringend empfohlen
Kinder- und Jugendärzte und Reisemediziner raten dringend zur Überprüfung des Impfstatus. „Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit – im Gegenteil – sie sind hochansteckend. Nahezu jeder Ungeschützte, der mit einem Erkrankten in Kontakt kommt, wird infiziert. Bei Erwachsenen verläuft die Erkrankung mit mehr Komplikationen als bei Kindern. Wir empfehlen daher zwei Impfungen im zweiten Lebensjahr. Wer eine oder beide Impfungen nicht hat, kann sie aber jederzeit nachholen. Bis zum 18. Lebensjahr werden diese Impfungen auch von den Kassen erstattet“, rät Dr. Ursel Lindlbauer-Eisenach vom Berufsverband der Kinder – und Jugendärzte (BVKJ) aus München und Mitglied der STIKO. Für Auslandsreisen in den Süden Europas empfehlen Reisemediziner auch vorbeugende Impfungen gegen Gelbsucht. „Ähnlich wie bei Maser verlaufen Erkrankungen mit Hepatitis A – der so genannten Reisegelbsucht – bei Erwachsenen deutlich schwerer als bei Kindern. Es kann in seltenen Fällen auch zu Todesfällen kommen. Wer nach Ost- oder Südeuropa reist, sollte daher unbedingt gegen Hepatitis geimpft sein. Es lohnt sich also beim Arzt rechtzeitig vor der Reisesaison den Impfschutz überprüfen zu lassen“, so Dr. Christian Schönfeld, Leiter der reisemedizinischen Ambulanz am Tropeninstitut in Berlin. Hepatitis A ist eine Virusinfektion, die von Mensch zu Mensch weitergegeben wird. Das Virus, das die Leber angreift, wird von Infizierten mit dem Stuhl ausgeschieden und meist durch infiziertes Wasser oder über Lebensmittel, die mit verseuchtem Wasser in Berührung gekommen sind, verbreitet. Einziger Schutz vor einer Infektion bietet die Impfung, die auch noch kurz vor Reisebeginn gegeben werden kann. "Wer sich beim Arzt ausschließlich impfen lässt, zahlt keine Praxisgebühr - das gilt auch für Reiseimpfungen. Offenbar wissen das viele immer noch nicht", wundert sich Schönfeld.

TV-Tipp: Am Mittwoch, den 31.05.2006 um 22:15 Uhr beschäftigt sich Stern-TV (RTL) mit dem Thema "Masern - die unterschätzte Gefahr".