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Studie: Eine Masernerkrankung kann das Immunsystem bis zu drei Jahre lang schwächen

Eine Masernerkrankung schwächt das Immunsystem von Erkrankten für zwei bis drei Jahre. So lautet das Ergebnis einer aktuellen Studie, die die Bedeutung einer Maserimpfung unterstreicht. Denn diese kann nicht nur vor einer Masernerkrankung schützen, sondern auch vor anderen Infektionen.

Eine Maserninfektion scheint das Immungedächtnis für Keime des Alltags zu beeinträchtigen, erklärte Studienautorin Dr. Michael Mina von der Princeton Universität. Ohne dieses Immungedächtnis haben Kinder nach einer Masernerkrankung ein erhöhtes Risiko, eine Lungenentzündung, Gehirnentzündung und andere Infektionskrankheiten zu bekommen. Eine Masernerkrankung hatte anscheinend sogar auf die durch Impfungen gegen andere Infektionskrankheiten erworbenen Abwehrkräfte einen negativen Einfluss. Die Schutzwirkung der Impfungen verlor an Kraft.

Ursache-Wirkungs-Beziehung liegt nahe, muss aber noch nachgewiesen werden

Das Studiendesign erlaubte es den Forschern nur, einen Zusammenhang zwischen Maserninfektion und einem erhöhten Risiko für andere Infektionskrankheiten herzustellen. Ob es sich um eine Ursache-Wirkungs-Beziehung handelt, konnten sie nicht nachweisen. Die Daten sprächen laut Mina aber dafür, dass das Immunsystem eines Kindes, das an Masern erkrankt war, drei Jahre braucht, um sich ganz zu erholen.

Diese Ergebnisse erklären, warum durch die Einführung der Masernimpfung die Todesfälle stark zurückgingen – mehr, als die bisher durch Masern verursachten Todesfälle ausmachten.

Die Ergebnisse der Studie wurden Anfang Mai in der Zeitschrift „Science“ veröffentlicht.

Kindersterblichkeit durch Masernimpfung deutlich verringert

Die Masernimpfung konnte die Todesrate der Kindheit in ärmeren Ländern um 30% auf 50% zu reduzieren, und um bis zu 90% in den ärmsten Nationen.
Um herauszufinden, warum dies geschieht, analysierten Mina und ihre Kollegen Daten des öffentlichen Gesundheitswesens vor und nach Einführung der Masernimpfungen in Dänemark, England, Wales und in den Vereinigten Staaten.

Die Ergebnisse bestätigten, dass die Todesraten bei Kindern in diesen Ländern tatsächlich nach der Einführung der Masernimpfung um rund 50% sanken, so Mina. Darüber hinaus stellten sie fest, dass Kinder, die in diesen Ländern an Masern erkrankten und überlebten, ein erhöhtes Risiko hatten, später an einer anderen Infektionskrankheit zu versterben.

Frühere Studien gingen davon aus, dass Masern eine Art kurzfristiger "Immun-Amnesie" bewirken würden, die für Wochen oder Monate nach der Infektion andauert. Diese umfangreiche Untersuchung kommt nun zu dem Schluss, dass die Beeinträchtigung bzw. Unterdrückung der Immunkräfte durch Masern anscheinend schwerer ist und länger anhält, als bisher angenommen wurde.
Kinder hatten in England und Wales nach einer Maserninfektion 28 Monate lang ein erhöhtes Risiko, an einer viralen oder bakteriellen Erkrankung zu sterben, berichtet die Studie. In den Vereinigten Staaten dauerte die Schwächung des Immunsystems etwa 31 Monate und in Dänemark etwa 26 Monate.
Die Wirkung scheint spezifisch für Masern zu sein. Das Forschungsteam führte eine ähnliche Analyse in Bezug auf Keuchhustenerkrankungen (Perstussis) aus und fand keinen Zusammenhang zwischen der Pertussis-Rate und nachfolgenden Todesfällen bei Kindern durch andere Infektionskrankheiten.
Mina weist darauf hin, dass Masern mehr negative gesundheitliche Folgen haben, als offensichtlich ist. Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit. Die Daten legen nahe, dass Masern bei näherer Betrachtung in vieler Hinsicht eine verheerende Wirkung haben.

Quelle: <link http: www.nlm.nih.gov medlineplus news fullstory_152420.html _blank external-link-new-window external link in new>HealthDay/MedlinePlus, <link http: www.sciencemag.org content _blank external-link-new-window external link in new>Science