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Sexuell übertragbare Krankheiten: Teenager auch über Hepatitis B aufklären

Etwa der Hälfte der Jugendlichen ist nicht bekannt, dass Hepatitis B durch Geschlechtsverkehr und Drogenkonsum übertragen werden kann, und nur ein Viertel der Heranwachsenden rechnet mit einem Infektionsrisiko durch Tätowierungen und Piercings. Darauf macht der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages am 28. Juli aufmerksam...

Etwa der Hälfte der Jugendlichen ist nicht bekannt, dassHepatitis B durch Geschlechtsverkehr und Drogenkonsum übertragen werden kann, und nur ein Viertel der Heranwachsenden rechnet mit einem Infektionsrisiko durch Tätowierungen und Piercings. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage bei knapp 1.300 Schülern der achten Klassen (Gymnasium, Realschule und Hauptschule bzw. Mittelschule). „Jugendliche wissen demnach zu wenig über die gefährliche Lebererkrankung. Eltern und Schulen sollten sie darüber aufklären. Für Hepatitis B ist derzeit in Deutschland der Geschlechtsverkehr der Hauptübertragungsweg“, kommentiert Dr. Martin Terhardt das Ergebnis der Befragung. In Deutschland infizieren sich jährlich mehrere Tausend neu mit dem Hepatitis-B-Virus. Etwa eine halbe Million Menschen sind dort chronische Hepatitis-B-Virus-Träger. Weltweit sind 350 Millionen Menschen von einer chronischen Leberentzündung betroffen.

Verschiedene Experten vermuten in jüngster Zeit, dass die Dunkelziffer in manchen europäischen Ländern mit geringer Hepatitis-B-Verbreitung (z.B. Deutschland, Niederlande, Finnland, Dänemark, Schweden, Großbritannien) wesentlich höher sei, da Immigranten aus Ländern mit höherer Krankheitslast einen großen Anteil an neu und chronisch erkrankten Patienten haben und bei der Erfassung der Verbreitung unterrepräsentiert sind, ebenso wie Obdachlose, Drogensüchtige und Gefängnisinsassen. „Seit 1995 empfiehlt die STIKO die Impfung von Säuglingen gegen Hepatitis B. Allen Jugendlichen mit unklarem Impfstatus rät die STIKO ebenso zu einer Nachholimpfung. Viele der heute 17-Jährigen dürften keine Impfung erhalten haben, und auch manche Teenager ab etwa 12 Jahren profitierten als Säugling noch nicht von der Empfehlung“, so Dr. Terhardt, der auch Mitglied der Ständigen Impfkommission ist.

Kondom bietet gewissen Schutz
Das Hepatitis-B-Virus wird durch kleinste Spuren von Blut, Speichel oder anderen Körperflüssigkeiten übertragen und kann durch winzige Verletzungen der Haut oder der Schleimhäute eindringen. Es ist 100-mal ansteckender als das HI-Virus, das die Immunschwächekrankheit AIDS auslöst. „Deshalb bietet ein Kondom keinen 100%-igen Schutz. Sicherer ist eine Impfung“, rät Dr. Terhardt. Eine Leberentzündung durch Hepatitis-B-Viren kann chronisch werden, es kann sich in der Folge eine Schrumpfleber (Leberzirrhose) und in seltenen Fällen auch Leberkrebs entwickeln. Leberkrebs ist derzeit in Deutschland der Tumor mit der am schnellsten zunehmenden Patientenanzahl. Bei Kindern kann Hepatitis B u.a. auch zu Wachstumsstörungen führen. Je jünger das Kind, desto höher ist das Risiko für einen chronischen Verlauf. Etwa 1% der Patienten droht ein akutes Leberversagen.

Quellen: JVH, Eur J Public Health, Monatsschr Kinderhlkd