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Reiseübelkeit: Widersprüchliche Sinnesreize verringern

Reiseübelkeit ist keine Krankheit, vielmehr handelt es sich um eine normale körperliche Reaktion auf reale oder virtuelle Bewegungsreize, die nicht mit allen wahrgenommenen Sinnesreizen übereinstimmen. Um Reiseübelkeit vorzubeugen, sollte ein Kind während einer Autofahrt widersprüchliche Sinnesreize verringern, d.h. kein Buch lesen, keinen Film anschauen bzw. keinen Gameboy oder Ähnliches nutzen. Besser ist es, den Blick nach draußen auf weiter entfernt liegende Dinge zu richten bzw. auf ein mit dem Boden verbundenes Objekt.

„Reiseübelkeit wird typischerweise ausgelöst, wenn das Gehirn widersprüchliche Informationen von verschiedenen Sinnen über reale Körperbewegungen oder eine virtuelle Umgebung erhält. Die wichtigsten Sinneseindrücke erhält das Kind über die Augen, Nerven des Körpers und das Gleichgewichtsorgan im Innenohr. So kann beispielsweise das Innenohr Bewegung registrieren, während die Augen und die Nerven des Körpers Stillstand wahrnehmen“, erklärt Dr. Monika Niehaus, Kinder- und Jugendärztin und Mitglied des Expertengremiums vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Reiseübelkeit ist bei Kindern unter zwei Jahren selten, möglicherweise fehlen ihnen visuelle Erfahrungen. Darüber hinaus befinden sich Kleinkinder häufig in einer liegenden Position und sind daher weniger anfällig für Reiseübelkeit. Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren sind am meisten betroffen, insbesondere zwischen 9 und 10 Jahren. Das Gleichgewichtsorgan bzw. vestibuläre System ist in diesem Alter noch nicht voll entwickelt. Die Neigung zur Reiseübelkeit nimmt meist mit der Pubertät ab – vielleicht durch Gewöhnung. Dennoch können auch Erwachsene, insbesondere Frauen darunter leiden. Bekannt ist auch, dass Reiseübelkeit in Familien gehäuft auftreten kann.

Damit sich das Kind möglichst nicht erbrechen muss, sollte es kurz vor und bei Bedarf während der Fahrt nur leichte Mahlzeiten zu sich nehmen – am besten nicht fett und auch nicht scharf. Frische Luft während der Fahrt kann ebenso helfen. Übelkeit kann durch einen vollen Magen, körperliche Krankheit, schlechte Luft und Enge, Tabakrauch, unangenehme Gerüche (z. B. Geruch von Erbrochenem oder Autoabgase), Angst oder Aufregung verschlimmert werden. „Sobald ihrem Kind übel wird, halten Sie das Auto am besten an, damit das Kind draußen ein paar Schritte gehen kann oder sich mit geschlossenen Augen ruhig hinlegen kann. Ein kühles Tuch auf der Stirn kann zusätzlich lindernd wirken“, rät Dr. Niehaus. „Nur im Ausnahmefall wird der Kinder- und Jugendarzt für

Kinder ab drei Jahren ein Medikament gegen die Übelkeit empfehlen“, so Dr. Niehaus. Zunächst sollten andere, nicht-pharmakologische Maßnahmen ausgeschöpft werden. Medikamente, die das Erbrechen lindern, beinhalten die Antihistaminika Dimenhydrinat oder Diphenhydramin. Diese wirken auf das Zentrale Nervensystem und können bei Überdosierung u.a. Krampfanfälle verursachen. Deshalb müssen Eltern die Dosierung genau einhalten. Zudem sollten Kinder unter 3 Jahren nicht damit behandelt werden. Aufgrund ihres noch nicht vollständig entwickelten visuellen Systems ist Reiseübelkeit in dieser Altersgruppe i.d.R. auch eher selten.

In anderen Transportmitteln als dem Auto sollten sich betroffene Kinder dort aufhalten, wo die Bewegung am wenigsten zu spüren ist, d.h. im Bus vorn, auf dem Schiff in der Mitte nahe dem Wasserspiegel, im Zug möglichst in einem vorderen Wagon an einem Fenster in einem nach vorne gerichteten Sitz und im Flugzeug im Bereich der Tragflächen. Auch hier gilt es, widersprüchliche Sinneseindrücke zu vermeiden.

Quellen: <link https: doi.org s00415-022-11017-x _blank external-link-new-window external link in new>J Neurol, <link https: doi.org s00415-022-11017-x _blank external-link-new-window external link in new>Monatsschr Kinderheilkd, <link https: doi.org dic.2019-9-4 _blank external-link-new-window external link in new>Drugs Context
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