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Passivrauchen schädigt auch Herz-Kreislauf-System von Kindern

Vor allem kleine Kinder schädigt das Passivrauchen - nicht nur die Atemwege, sondern auch Herz und Blutgefäße zeigen laut einer aktuellen Studie krankhafte Veränderungen. Denn Kinder zwischen zwei und fünf Jahren absorbieren demnach etwa sechsmal so viel Nikotin wie Heranwachsende zwischen 9 und 14 Jahren...

Laut einer neuen Studie, die soeben auf der 48. Jahreskonferenz der American Heart Association vorgestellt wurde, schädigt das Rauchen von Familienmitgliedern nicht nur die Atemwege, sondern auch Herz und Blutgefäße von Kindern. Bei Kleinkindern, die in Raucherhaushalten lebten, wiesen die Forscher nicht nur höhere Dosen von Nikotin im Körper nach, sondern anhand entsprechender Marker-Substanzen in Haarproben auch Zeichen einer deutlichen Entzündung der Gefäßwände. Kinder zwischen zwei und fünf Jahren absorbieren laut der Untersuchung sogar etwa sechsmal so viel Nikotin wie Heranwachsende zwischen 9 und 14 Jahren – beim gleichen Ausmaß elterlichen Rauchens. „Kleinkinder bewegen sich meist in der elterlichen Wohnung und weniger außerhalb als ältere Kinder. Zudem atmen kleinere Kinder auch schneller und nehmen dadurch mehr Rauch auf“, erklärt Dr. Wolf-Rüdiger Horn, Suchtbeauftragter des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Auch ein bekanntes britisches Kinderkrankenhaus, Liverpools Alder Hey Hospital, warnte vor kurzem davor, dass elterliches Rauchen massiv die Krankheitshäufigkeit der betroffenen Kinder erhöht. Dr. Steve Ryan, ärztlicher Direktor der Klinik, stellte fest, dass von jährlich 35.000 stationär und ambulant untersuchten Kindern 2.000 wegen der Folgen des Passivrauchens behandelt werden. Kinder würden seiner Meinung nach weniger häufig Bronchitis, Asthma und Ohrentzündungen bekommen, wenn Eltern in ihrer Gegenwart auf das Rauchen verzichten würden. Dr. Horn stimmt mit seinem britischen Kollegen auch darin überein, dass Verbote hier nicht die richtige Lösung sind. „Es geht nicht darum, rauchende Eltern zu verteufeln. Sie fühlen sich in der Regel ohnehin schon schuldig und schlecht, leben mit reichlich Stress. Wenn es so einfach wäre aufzuhören, hätten sie es schon längst getan. Viel wichtiger ist es, Eltern auf die verschiedenen Risiken von Passivrauchen aufmerksam zu machen und gemeinsam mit ihnen Wege zu entwickeln, wie sie ihre Kinder davor bewahren können. Natürlich sollten auch Wege zum Rauchstopp aufgezeigt werden“, empfiehlt Dr. Horn. Auf keinen Fall sollten Eltern im Auto rauchen. Denn in kleinen geschlossenen Räumen sind Kinder besonders hohen Konzentrationen von giftigen Stoffen ausgesetzt. Selbst in der Kleidung finden sich noch Rückstände von Zigarettenrauch, die in der Wohnung langsam abgegeben und von den Kindern mehr als von den Erwachsenen eingeatmet werden. „Eltern sollten sich auf keinen Fall durch die Rauchverbote in öffentlichen Gebäuden und Gaststätten dazu verleiten lassen, mehr zu Hause zu rauchen. Auch daheim sollten sie sich wie in Restaurants verhalten und zum Rauchen nach draußen gehen – am besten mit einer extra ‚Raucherkleidung’, die sie drinnen wieder auswechseln“, rät Dr. Horn.

Hilfreiche Infos und Broschüren zum Passivrauchen sind unter www.bzga.de zu erhalten. Anmeldekarten zur Kampagne „Rauchfrei 2008“ (www.rauchfrei2008.de) des Deutschen Krebsforschungszentrums finden sich in Apotheken und Arztpraxen. Interessierte Jugendliche und junge Erwachsene, also auch junge Eltern, bekommen ausführliche Tipps zum Rauchstopp unter www.justbesmokefree.de.