Kann die "Pille" bei Bulimie helfen?

Bulimie ist eine häufige Erkrankung bei jungen Frauen zwischen 15 und 25 Jahren. Laut einer schwedischen Studie haben etwa ein Drittel der bulimiekranken Frauen einen gestörten Hormonstoffwechsel mit zu hohen Testosteron- und zu niedrigen Östrogenwerten. Durch die Einnahme einer antiandrogenen Mikropille können die Testosteronwerte bei betroffenen Frauen möglicherweise gesenkt werden...

Frauen, die an Bulimie - der so genannten Ess-Brech-Sucht - leiden, kann möglicherweise eine Behandlung mit der "Pille" zur Empfängnisverhütung helfen. Das teilt der Berufsverband der Frauenärzte BVF in München mit. Eine schwedische Studie hatte herausgefunden, dass etwa ein Drittel der bulimiekranken Frauen einen gestörten Hormonstoffwechsel mit zu hohen Testosteron- und zu niedrigen Östrogenwerten haben. „Das männliche Hormon Testosteron wirkt direkt auf die Hungerregulation des Körpers - hohe Werte können zu verstärkten Hungergefühlen führen", erklärt der Präsident des BVF Dr. Christian Albring aus Hannover. „Die Bulimie ist somit nicht nur eine Erkrankung mit psychischen Ursachen, wie bisher immer vermutet wurde, sondern auch der hormonellen und genetischen Steuerung. Dadurch erschließen sich neue Behandlungsmöglichkeiten", so der Gynäkologe weiter.

Durch die Einnahme einer antiandrogenen Mikropille, also einer Pille, die eine Östrogen- und eine antiandrogen wirksame Gestagenkomponente enthält, können die Testosteronwerte bei betroffenen Frauen innerhalb von drei Monaten gesenkt werden. Dadurch vermindert sich bei der Hälfte der Bulimikerinnen der Appetit auf fett- und zuckerhaltige Nahrungsmittel ebenso, wie die starken Hungergefühle. „Einige Frauen konnten mit dieser Behandlung sogar komplett von der Bulimie geheilt werden", betont Albring.

Ess-Brech-Sucht bei jungen Frauen häufig
Bulimie ist eine häufige Erkrankung bei jungen Frauen zwischen 15 und 25 Jahren. Etwa 4 bis 6% sind betroffen und leiden unter regelmäßig wiederkehrenden, unkontrollierten „Fressattacken", bei denen teilweise ein Vielfaches des normalen Tagesbedarfes an Nahrung auf einmal verzehrt wird. Anschließend erleichtern sich die Mädchen und Frauen durch Erbrechen oder den Missbrauch von Abführmitteln, um das schlechte Gewissen zu beseitigen und nicht an Gewicht zuzunehmen. Da die Betroffenen meist ein normales Körpergewicht haben und ihre Krankheit gut verheimlichen können, gehen Experten von einer hohen Dunkelziffer aus. Bisher wurde eine Bulimie-Erkrankung ausschließlich mit Psychotherapie behandelt.

Autor/Autoren: äin-red, bvkj Redaktion

Letzte Aktualisierung: 15.12.2025