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Atopie-Test: Pollen lösen Neurodermitis aus

Pollenflug kann im Frühjahr die Hautkrankheit Neurodermitis auslösen oder verstärken. Pollen von Bäumen und Gräsern könnten die Beschwerden bei den Betroffenen deutlich verschlimmern oder die Krankheit gar erst zum Ausbruch bringen, erläutete der Leiter der Haut- und Allergieklinik an der Technischen Universität München, Johannes Ring. «Allergene aus der Luft können nicht nur Asthma und Heuschnupfen, sondern auch Reaktionen an der Haut auslösen», sagte Ring.

Jüngste Untersuchungen mit einem an der TU entwickelten Atopie- Patch-Test haben laut Johannes Ring, Leiter der Haut- und Allergieklinik an der Technischen Universität München, ergeben, dass Pollen von Birken, Hasel, Erlen, Gräsern und Kräutern auf der Haut bestimmter Menschen Ekzeme auslösten - «und Neurodermitis ist letztlich ein Ekzem». Dabei seien von dieser Art der Pollenallergie an der Haut auch Menschen betroffen, die nicht unter Heuschnupfen oder anderen Allergien litten. «Dass bei Neurodermitis auch Allergien im Spiel sind, war lange umstritten - man ging von einer angeborenen Krankheit aus, die durch psychische Einflüsse verstärkt wird.»

Bei wie vielen Betroffenen Pollen oder andere Allergene aus der Luft wie Hausstaubmilden oder Katzenhaare die Neurodermitis auslösten oder verstärkten, sei noch nicht wissenschaftlich untersucht. «Dazu fehlen noch umfassende Studien.»

Eine Hyposensibilisierung wie bei Heuschnupfen sei bei Hautreaktionen auf Pollen noch nicht möglich. «Unser Wissensstand darüber ist vergleichbar mit dem bei Heuschnupfen vor 50 Jahren - man hat bisher an Neurodermitis als Form der Allergie nicht gedacht.» Jedoch könnten die Beschwerden des einzelnen Betroffenen gelindert werden, indem sie die speziell für sie krank machenden Substanzen mieden. «Es kann zum Beispiel helfen, abends die Haare zu waschen, damit sich die Pollen nicht auf dem Kopfkissen verteilen», erläuterte der Dermatologe.

Umfassende Karenzvorgaben bezeichnete Ring als unsinnig. «Der Fehler, der immer wieder gemacht wird: Es wird für alle das gleiche empfohlen.» Es müsse jedoch für jeden Betroffenen individuell getestet werden, auf was er allergisch sei - nur diesen Stoff müsse er meiden. «Bei Nahrungsmittelallergien von Kindern gibt es zum Teil furchtbare Diätempfehlungen, die Kinder werden mit unzähligen Verboten regelrecht misshandelt.»

Insgesamt seien von Neurodermitis und anderen Allergien immer mehr Menschen betroffen. 10 bis 20% der Kinder im Alter von 5 bis 6 Jahren litten unter Neurodermitis - «das ist eine erschreckende hohe Zahl.» Zugleich verwies Ring auf eine Zunahme von Mehrfach-Allergien. Immer mehr Menschen litten unter mehreren Unverträglichkeiten. Ein «totales Allergiesyndrom» gebe es aber nicht. «Es gibt niemanden, der wegen seiner Allergien im Sauerstoffzelt leben muss.»