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Art der Geburt beeinflusst Immunreaktion bei Impfung

Ob ein Baby auf „natürlichem“ Weg oder durch Kaiserschnitt auf die Welt kommt, beeinflusst anscheinend , wie sein Immunsystem auf zwei wichtige Impfstoffe für Kinder reagiert. Dies legt eine Studie niederländischer und schottischer Forscher*innen nahe.

Die Wissenschaftler*innen stellten fest, dass natürlich geborene Babys höhere Antikörperspiegel aufweisen als solche, die per Kaiserschnitt geboren wurden, nachdem sie Impfungen gegen Pneumokokken und Meningokokken C erhalten hatten. Diese Impfungen schützen vor Bakterien, die Lungeninfektionen und Hirnhautentzündungen (Meningitis) verursachen.

Die Forscher*innen untersuchten die Beziehung zwischen Darmmikroben und Antikörperspiegeln nach den Pneumokokken- und Meningokokken Impfungen bei 120 Babys. Dafür beobachteten sie die Entwicklung des Darmmikrobioms – der Mikrobengemeinschaft, die in unserem Körper lebt – im ersten Lebensjahr des Kindes und seine Immunantwort auf die Impfstoffe, indem sie Speichelproben im Alter von 12 und 18 Monaten testeten.

Nach der Pneumokokken-Impfung fanden die Wissenschaftler*innen (101 Babys) doppelt so hohe Antikörperspiegel bei vaginal geborenen Babys im Vergleich zu denen, die durch Kaiserschnitt auf die Welt kamen.

Bei 66 Babys wurden die Antikörperspiegel nach der Meningitis-Impfung analysiert. Die Experten*innen stellten hierbei fest, dass die Antikörperspiegel bei natürlich entbundenen Babys unabhängig vom Stillen 1,7-mal höher waren als bei denen, die per Kaiserschnitt entbunden wurden.

Stillen wirkt sich zusätzlich positiv aus

Gestillte Babys zeigten 3,5-mal höheren Antikörperspiegeln als bei natürlich entbundenen Kindern, die mit dem Fläschchen gefüttert wurden.

Das Darmmikrobiom bildet sich bei der Geburt aus, entwickelt sich in den ersten Lebensmonaten schnell und wird hauptsächlich durch die Art der Entbindung, das Stillen und den Einsatz von Antibiotika beeinflusst.

Klarer Zusammenhang zwischen Darmflora des Babys und dem Antikörperspiegel

Unter einer Vielzahl von Bakterien im Darm wurden insbesondere hohe Konzentrationen von zwei – Bifidobacterium und Escherichia coli (E. Coli) – mit einer starken Antikörperreaktion auf den Pneumokokken-Impfstoff in Verbindung gebracht.

Hohe Konzentrationen von E. Coli alleine bewirkten eine starke Antikörperreaktion auf den Meningitis-Impfstoff.

Das Baby erwirbt die Bifido- und E.coli-Bakterien durch die natürliche Geburt und Muttermilch liefert die Nährstoffe für diese Bakterien.

Das Team kommt zu dem Schluss, dass das Mikrobiom der Babys die Reaktion des Immunsystems auf die Impfstoffe entweder verstärkt oder verringert und damit auch den Schutz vor bestimmten Infektionen in der Kindheit.

Professor Debby Bogaert, Studienleiterin und Inhaberin des Lehrstuhls für Pädiatrie an der Universität Edinburgh, kommentierte: „Ich finde es besonders interessant, dass wir mehrere nützliche Mikroben identifiziert haben, die die Wirkung eines Impfstoffs beeinflussen können. In Zukunft sind wir vielleicht in der Lage, Kinder, die per Kaiserschnitt geboren wurden, mit diesen Bakterien auszustatten, beispielsweise durch „Stuhltransplantationen“ von der Mutter zum Baby oder durch den Einsatz speziell entwickelter Probiotika.

Quellen: <link https: www.sciencedaily.com releases _blank external-link-new-window external link in new>Science Daily, <link https: www.ed.ac.uk news baby-s-jab-responses-linked-to-birth-delivery-meth _blank external-link-new-window external link in new>University of Edinburgh, <link https: www.nature.com articles s41467-022-34155-2 _blank external-link-new-window external link in new>Nature Communications