Die Zahl der Allergiker wird in den kommenden Jahren nach Meinung Freiburger Mediziner deutlich zunehmen. „Derzeit läuft in Deutschland fast jeder 3. Gefahr, an einer Allergien zu erkranken“, sagt der Allergie-Experte am Universitätsklinikum Freiburg, Jan C. Simon. Besonders gefährdet sind seiner Ansicht nach Kinder. „Möglicherweise wachsen Kinder heutzutage zu hygienisch auf“, sagt Simon. Ihr Immunsystem sei häufig unterfordert und reagiere stattdessen um so heftiger auf eigentlich ungefährliche Stoffe, wie zum Beispiel Pollen oder Staub. Heuschnupfen, Asthma oder können die Folge sein.
Um Allergien zu verhindern, müsse die Prävention verbessert werden, so Simon, der die interdisziplinäre klinische Forschergruppe Allergologie an der Albert-Ludwigs-Universität leitet. Derzeit wird in Freiburg untersucht, in wie weit unschädliche Bestandteile von Bakterien das menschliche Immunsystem so anregen können, dass die Neigung allergisch zu reagieren, sinkt. Dadurch könnte die Situation der Allergie-Patienten verbessert werden. „Reagiert jemand allergisch, bemühen wir uns, das Immunsystem umzuerziehen“, nennt Simon eine weitere Möglichkeit im Kampf gegen Allergien. Dabei würden die Immunzellen, die die Überreaktion
auslösen, gezielt in «eine Art Winterschlaf» versetzt. Das restliche Immunsystem bleibe in Takt.
Für die Zukunft hofft Simon auf noch bessere, maßgeschneiderte Therapieformen gegen die Zivilisationskrankheit Allergie. „Durch eine gezielte Analyse wollen wir im Vorfeld herausfinden, auf welches Medikament der Patient am besten anspricht“, sagt der Allergie-Experte. Auch setzt er darauf, schon vor einer Überreaktion des Immunsystems fest zu stellen, ob ein Mensch zu Allergien neigt. “Wir haben noch viel zu tun, wenn wir wirksam gegen die Volkskrankheit Allergie vorgehen wollen“, sagt Simon.