Das zwanghafte Ausüben von Sport wird auch als Anorexia athletica bezeichnet, da es sich um eine zwanghafte Störung ähnlich der Magersucht (Anorexie) handelt. Die „Sportsucht“ kann von einer Essstörung begleitet sein, muss aber nicht. Auch bei einer Magersucht kann übermäßiges Trainieren Bestandteil der Krankheit sein, wenn es dazu dient, Gewicht zu verlieren. Er oder sie trainiert nicht mehr aus freiem Willen, sondern steht unter dem Zwang, Sport zu treiben. Ohne ein gewisses Pensum an Sport plagt den Jugendlichen sein schlechtes Gewissen, er fühlt sich nicht mehr wohl in seiner Haut. Verletzung, Krankheit, ein Ausflug mit Freunden, schlechtes Wetter sind für einen Betroffenen keine Ausrede. Das ganze Leben wird rund um den Sport geplant. Es ist aber schwierig, den Bewegungsdrang eines Heranwachsenden von einer krankhaften Sportsucht zu unterschieden.
Trainieren Teenager immer wieder jenseits aller Anforderungen und gegen ihre Gesundheit, könnte dies ein Anzeichen für zwanghaftes Verhalten sein. Ähnlich wie bei Menschen mit einer Essstörung haben Menschen, die zwanghaft Sport treiben, dadurch das Gefühl, eine bessere Kontrolle über ihr Leben zu haben. Auch Mädchen und jungen Frauen sind davon besonders betroffen. Sie definieren sich über ihre sportlichen Leistungen und versuchen Gefühle, wie Ärger oder Traurigkeit dadurch abzuschütteln, indem sie an die Grenzen ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit gehen. Indem sie sich an einen rigorosen Trainingplan halten, erhalten sie ein Gefühl von Macht und Selbstbestimmung, das ihnen bei der Überwindung ihres geringen Selbstwertes hilft. Aber auch bei Sportlern und Sportstudenten kann der übermäßige Druck (von Trainern, Freunden oder Eltern), sich zu verbessern, schließlich dazu führen, dass sie oder er immer noch mehr an ihre/seine Grenzen und darüber geht.
Mögliche Schäden durch eine „Sportsucht“
- Abnutzung an Sehnen, Bändern, Knochen, Knorpeln und Gelenken, wenn kleine Verletzungen keine Zeit haben auszuheilen.
- Mädchen, die zwanghaft trainieren und zusätzlich vielleicht noch wenig essen, stören das Hormongleichgewicht in ihren Körpern. Auch das Risiko für Osteoporose kann sich erhöhen.
- Eine übermäßige sportliche Belastung kann auch das Herz schädigen, insbesondere, wenn gleichzeitig die Nahrungszufuhr eingeschränkt wird.
- Psychologisch neigen Sportsüchtige oft zu Depressionen. Sie haben oft ein negatives Selbstbild und fühlen sich wertlos. Ihre sozialen Kontakte und die Schule vernachlässigen Betroffene evtl., um möglichst viel Sport treiben zu können.
Mögliche Warnzeichen
Ein Teenager treibt u.U. zwanghaft Sport, wenn er:
- kein Training auslässt, auch wenn er müde, krank oder verletzt ist.
- anscheinend keine Freude an den Übungsstunden hat, sondern sich verpflichtet fühlt.
- Schuldgefühle zeigt und unglücklich ist, wenn er ein Training verpasst.
- versucht ein versäumtes Training nachzuholen, indem er das nächste Mal doppelt so lange übt.
- sich ständig mit seinem Trainingsplan und seinem Gewicht beschäftigt.
- nicht entspannt sitzen kann, aus Angst davor, dass nicht genug Kalorien verbrannt werden.
- viel Gewicht verloren hat.
- mehr Sport treibt, wenn er mehr gegessen hat.
- seine Freunde versetzt, Aktivitäten aufgibt und Aufgaben liegen lässt, um mehr Zeit für seinen Sport zu haben.
Anorexia athletica ist eine psychiatrische Erkrankung. Bestimmte Sportarten haben ein besonderes Risiko, so dass bei entsprechender Veranlagung - aufgrund der Legitimation durch den Sport meist unbemerkt - ein Kontrollverhalten krankhaft werden kann: z.B. bei Eisläufern, Turnern, Ringern und Tänzern, aber auch Ausdauersportler.