Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Weltpoliotag - Bis zur weltweiten Ausrottung ist kein Kind vor Kinderlähmung sicher

Zum Weltpoliotag am 28. Oktober legt die WHO neue ermutigende Zahlen vor. „In diesem Jahr sind bislang nur 395 Fälle bestätigt worden», sagt Claudia Drake von der WHO in Genf. Bis zum Jahresende könnten es noch mehr werden, weil bis zur endgültigen Bestätigung eines jeden Falles immer eine gewisse Zeit verstreiche. Die WHO hofft jedoch, dass bis Jahresende die Polio-Übertragung in allen Ländern bis auf zehn in Asien und Afrika gestoppt wird. Im vergangenen Jahr waren es noch 20 und 1988 bei Beginn der Kampagne 125 Staaten. Ursprünglich jedoch wollte die Anti-Polio-Initiative die Krankheit weltweit bis zum Jahr 2000 ausgerottet haben.

An ihr 9. Lebensjahr denkt die US-Schauspielerin Mia Farrow mit Schrecken zurück. „Ich fiel zu Boden und konnte nicht mehr aufstehen ... Es war 1954, und die Kinderlähmung fegte durch das Land.“ Obwohl auf dem amerikanischen Kontinent seit 1994 keine Fälle von Poliomyelitis mehr gemeldet wurden, hat sich Farrow als Botschafterin des UN-Kinderhilfswerkes (UNICEF ) in das „letzte Rennen“ zur weltweiten Ausrottung der ansteckenden Infektionskrankheit eingereiht.
Der in diesem Jahr begonnene strategische Plan der Weltgesundheitsorganisation (WHO ) sieht vor, dass die Welt bis 2005 von der Kinderlähmung befreit werden soll. Abgesehen von dem Leid der Betroffenen und ihrer Familien könnten weltweit pro Jahr 1,5 Milliarden US-Dollar (3,25 Milliarden Mark/1,66 Milliarden Euro) aus den bisherigen Polio-Immunisierungskampagnen in andere Gesundheitsprojekte fließen.
Seit 1988 die erste weltumspannende Anti-Polio-Initiative startete, sank die Zahl der Infizierten um 99 % - von 350 000 auf weniger als 3500 im vergangenen Jahr. Die 51 Länder, die innerhalb der WHO die Europa-Zone bilden, meldeten vor zwei Jahren den letzten Fall - den 33 Monate alten türkischen Jungen Melik Minas.
Die WHO hofft, dass bis Jahresende die Polio-Übertragung in allen Ländern bis auf zehn in Asien und Afrika eingedämmt wird. Im letzten Jahr waren es noch 20 und 1988 bei Beginn der Kampagne 125 Staaten. Ursprünglich jedoch wollte die Anti-Polio-Initiative die Krankheit weltweit bis zum Jahr 2000 ausgerottet haben. Die zehn größten Risikoländer teilen sich in zwei Kategorien. Zur ersten gehören Staaten wie Äthiopien, Bangladesch, Indien, Nigeria und Pakistan mit einer großen Bevölkerungszahl und schlechten hygienischen Bedingungen. In den anderen Ländern wie Afghanistan, Angola, der Demokratischen Republik Kongo, Somalia und Sudan herrscht seit Jahren Krieg oder Bürgerkrieg. Flächendeckende Schutzimpfungen oder ein Überwachungssystem nennt die WHO unter diesen Umständen eine «Herausforderung».

Im vergangenen Juli blies die WHO in Zentralafrika zum Angriff auf eine der letzten Bastionen der Polio-Viren. Im Rahmen der ersten zeitgleichen und länderübergreifenden Aktion in Bürgerkriegsgebieten erhielten 16 Millionen Kinder unter fünf Jahren in Angola, der Demokratischen Republik (DR) Kongo, der Republik Kongo und Gabun Schutzimpfungen. Allein in der DR Kongo gingen 86 000 Gesundheitsmitarbeiter von Tür zu Tür und erreichten dabei selbst entlegene, sonst schwer zugängliche Regionen. Trotz des Erfolges gilt unter Gesundheitsexperten weiter der Grundsatz: „Bis zur weltweiten Ausrottung ist kein Kind vor Polio sicher“. Warnendes Beispiel bleiben die Kapverdischen Inseln, die zu den Polio-Freien Ländern gehörten. Im August vergangenen Jahres wurde plötzlich das Virus aus Angola eingeschleppt. Von den 44 plötzlich Gelähmten, darunter auch Erwachsenen, starben 17.

Für ihre „wahrhaft olympische Anstrengung“ zur Ausrottung der Kinderlähmung haben WHO und UNICEF außer dem Rotary Club und Farrow auch die Unterstützung von Stars gefunden wie der Deutschen Claudia Schiffer, der Schweizer Tennisspielerin Martina Hingis oder auch von James-Bond-Darsteller Roger Moore oder Microsoft-Gründer Bill Gates. Der Weltpoliotag erinnert an den Entwickler des Polio-Impfstoffes, Johannes Salk, der am 28. Oktober 1914 geboren wurde.


Fachleute fordern zur Polio-Schutzimpfung auf

Fachleute haben am Dienstag in Berlin dringend zur Polio-Schutzimpfung aufgerufen. Insbesondere die 4. Impfung zur Auffrischung des Schutzes gegen Kinderlähmung fehle bei vielen Deutschen, hieß es anlässlich des Welt-Polio-Tages am diesem Sonntag. In der Bundesrepublik würden dank einer guten Durchimpfung der Bevölkerung nur noch Einzelfälle der Muskelerkrankung Poliomyelitis auftreten, sagte Adolf Windorfer, Präsident des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes. „Aber das Virus schläft nicht. Er springt in jede Impflücke.“ In Deutschland sind etwa 80 bis 90% der deutschen, aber nur 15 bis 70% der ausländischen Kinder geimpft, berichtete Windorfer auf einer Veranstaltung des Bundesverbandes Polio e.V. (Höxter/Weserbergland). In der Bundesrepublik habe es zuletzt 1990 eine Polio-Spontanerkrankung gegeben. Gelegentlich vorkommende Einzelfälle seien heute entweder importiert oder beruhten auf dem Impfstoff.

Im vergangenen Jahr wurden weltweit nur noch 400 Polio-Fälle registriert. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass die Dunkelziffer das Zehnfache betrage. Diese Zahlen seien aber gering im Verhältnis beispielsweise zu 1988, als weltweit schätzungsweise noch 350 000 Fälle auftraten, sagte Hans-Joachim Wöbbeking, Vorsitzender des Bundesverbandes. Der Welt-Polio-Tag findet jedes Jahr am Geburtstag von Jonas Edward Salk statt. Der 1914 geborene Amerikaner entwickelte 1954 einen ersten Impfstoff gegen Kinderlähmung.

Internet: Bundesverband Polio e.V.
Mehr zum Thema Impfen schützt