Weltdiabetestag

Erstes Anzeichen ist häufig ein übermäßiger Durst. „Ich hatte das Gefühl, innerlich zu verdursten. Dann färbte sich meine Zunge bräunlich schwarz, ich konnte kaum noch sprechen.“ So beschreibt eine Zuckerkranke ihre anfänglichen Symptome. Bereits nach wenigen Tagen verschlimmerte sich der Zustand bedrohlich. Die junge Frau musste ins Krankenhaus auf die Intensivstation. Diagnose: Diabetes mellitus, Typ 1. Diabetes ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, bei der die Konzentration des Blutzuckers (Glukose) erhöht ist und tritt bei etwa 13,5 von 100000 Kindern auf. Die Erkrankungsrate ist 2010 mit einer Häufigkeit von 20,3/100000 Kindern gerechnet.

In Deutschland sind nach Angaben von Experten rund sechs Millionen Menschen zuckerkrank. Zum Weltdiabetestag am 14. November machen Ärzte und Betroffene auf Gefahren und Behandlungsmöglichkeiten dieser Volkskrankheit aufmerksam. Mediziner unterscheiden zwischen einem Diabetes Typ 1, an dem rund 10% der Zuckerkranken und meist jüngere Patienten leiden, und einem Diabetes Typ 2. Bei dem mit 90% erheblich weiter verbreiteten Typ 2 sind die Symptome zu Beginn der Krankheit nicht so drastisch: „Die Patienten klagen meist über allgemeine Mattigkeit“, sagt Peter Bottermann, Sprecher der Deutschen Diabetes-Gesellschaft. Erst in fortgeschritteneren Stadien kommen Sehprobleme, eine taubes Gefühl an den Füßen oder schlecht heilende Wunden hinzu. „Wegen der schleichenden Symptome ist es keine Seltenheit, dass ein Diabetes Typ 2 erst per Zufall erkannt wird.“ Es drohen jedoch schlimme Spätfolgen wie Erblindung, Amputationen und Nierenversagen. „Die beste Behandlungsmöglichkeit bei Diabetes Typ 2 ist eine Änderung der Lebensgewohnheiten“, sagt Bottermann. Eine gesunde, kohlenhydratreiche und fettarme Ernährung sowie ausreichend Bewegung könnten in den meisten Fällen den Diabetes mellitus aufhalten. „Dies ist so ziemlich die einzige Krankheit, bei der der Patient sich selbst behandeln muss. Der Doktor kann nur beratend zur Seite stehen.“ Oft sei es jedoch schwer, die Betroffenen zu einem neuen Lebensstil zu bewegen. Laut Bottermann sind rund 85% der Patienten übergewichtig.

Beim Diabetes Typ 2 produziert der Körper - im Gegensatz zum Typ 1 - zwar noch eigenes Insulin, jedoch nicht in ausreichender Menge. Dieses Hormon der Bauchspeicheldrüse reguliert den Stoffwechsel. Ist die Insulinproduktion gestört, nehmen die Körperzellen nicht mehr ausreichend Zucker zur Energieversorgung auf, der Patient fühlt sich müde. Im Gegenzug steigt der Blutzuckerspiegel an, was zu den schweren Folgeschäden führen kann. Beim Diabetes Typ 1 produziert der Körper kein eigenes Insulin mehr - der Patient ist dann zwingend auf Insulinspritzen angewiesen.

Neben der Injektion gibt es inzwischen weitere Möglichkeiten der Behandlung. „Gute Erfahrungen haben wir mit Insulin-Pumpen gemacht“, sagt Bottermann. Bei dieser Methode wird ein kleiner Katheter in die Haut eingelegt. Über ein Gerät, das der Patient am Gürtel trägt, wird die Insulinabgabe reguliert. „Bislang müssen die Betroffenen jedoch noch selber den Blutzucker messen.“ Ein implantierbarer Blutzucker-Sensor wird derzeit wissenschaftlich getestet.

Nach Angaben des Deutschen Diabetikerbundes haben viele Zuckerkranke mit Diskriminierung zu kämpfen. „Es kommt etwa vor, dass ein Kleinkind nicht im Kindergarten aufgenommen wird, weil die
Betreuer die Verantwortung fürchten“, sagt der Vorsitzende des Bundes, Klaus Fehrmann. Aber auch Erwachsene bekommen Vorurteile zu spüren: „Manche Arbeitgeber sind der irrigen Ansicht, Diabetiker
seien häufiger krank als andere. Bei einem gut eingestellten Zuckerkranken ist jedoch statistisch bewiesen eher das Gegenteil der Fall.“

Nach wissenschaftlichen Einschätzungen wird sich die Zahl der Diabeteskranken in Deutschland in den kommenden 10 bis 20 Jahren verdoppeln. Eine Ursache ist der häufig ungesunde Lebensstil in
Industrieländern. „Auch weltweit ist mit einem großen Anstieg zu rechnen. Bei den so genannten Schwellenländern, bei denen es wirtschaftlich bergauf geht, steigt parallel auch die Diabetesrate“,
sagt Bottermann. Ein gutes Beispiel für dieses Phänomen sei Deutschland: „In der Nachkriegszeit gab es bei uns quasi keinen Diabetes Typ 2.“

Internet:
Deutsche Diabetes-Gesellschaft
www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de
Deutscher Diabetikerbund
www.diabetikerbund.de

Autor/Autoren: äin-red, bvkj Redaktion

Letzte Aktualisierung: 19.12.2025