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Was sollten Eltern beim Thema „Sucht und Drogen“ beachten?

Ein amerikanischer Suchtexperte vom Hazelden Zentrum für Jugend und Familie in Minneapolis warnt vor Fehlern, die Eltern seiner Erfahrung nach beim Thema "Sucht und Drogen" machen können. Er ist u.a. der Meinung, dass Bezugspersonen von Jugendlichen nicht zu lange warten sollen, um Hilfe zu holen bzw. den Kinder- und Jugendarzt zu kontaktieren, wenn sie den Verdacht haben, dass ihr Kind möglicherweise ein Suchtproblem hat ….

Der amerikanische Suchtexperte Dr. Joseph Lee des Hazelden Zentrums für Jugend und Familie, Abteilung für Suchtbehandlung in Minneapolis hat aus seiner Erfahrung Ratschläge gesammelt, wie Eltern seiner Meinung nach mit dem Thema „Sucht und Drogen“ umgehen sollen:

Erwartungen deutlich formulieren
Dr. Lee rät Eltern, dass sie gegenüber ihren Kinder deutlich machen sollten, dass sie Drogen missbilligen. Denn Jugendliche, die wissen, dass ihre Eltern kritisch gegenüber Drogenkonsum stehen, greifen weniger zu Suchtmitteln.

Warnzeichen von psychischen Problemen ernst nehmen
Laut Dr. Lee leiden zwei Drittel der süchtigen Jugendlichen zugleich unter psychischen Krankheiten, wie Angsterkrankungen, Depressionen, ADHS (Zappelphilippsyndrom) oder Essstörungen. Eine rechtzeitige Behandlung könnte Heranwachsende möglicherweise vor Substanzmissbrauch schützen.

Verdeutlichen, dass auch einmaliger Drogenkonsum gefährlich sein kann
Wenn Jugendliche mit Drogen experimentieren, heißt das nicht automatisch, dass sie süchtig werden. Doch selbst bei einer Überdosierung beim ersten Mal probieren, riskieren Heranwachsende ihre Gesundheit (Komasaufen). Auch wenn sich Jugendliche betrinken, tendieren sie zu unüberlegten und riskanten Handlungen, wodurch sie sich und andere gefährden können.

Eltern sollten ehrlich sein und sich vorbildlich verhalten
Eltern sollten über ihren eigenen Erfahrungen in ihrer Jugend ehrlich sein, aber diese auch mit Abstand kritisch beleuchten. Als Erwachsene und Eltern sollten sie sich verantwortungsbewusst verhalten, denn Kinder orientieren sich an ihren Eltern und übernehmen oft unbewusst deren Haltungen.

Keine Schuldzuweisungen machen
Wenn ein Kind zu Drogen, Alkohol oder Zigaretten greift, sollten Eltern sich nicht gegenseitig dafür verantwortlich machen, sondern gemeinsam als Team agieren. Es gibt keine perfekten Eltern. In vergangenen Fehlern zu verharren, ist wenig sinnvoll. Eine Therapie des Kindes hilft die gegenwärtige Situation zum Positiven zu wenden, Vergangenes zu verarbeiten und hinter sich zu lassen. Die Familie sollte ihre Energie auf die Verbesserung der Gegenwart verwenden.

Eltern sollten nicht verurteilen
Eltern sollten ein Klima schaffen, in dem ihr Kind sich immer an sie mit Problemen wenden kann und will. Sie sollten nicht vorschnell verurteilen und Schlüsse ziehen – dennoch können sie klar Stellung beziehen.

Eltern sollten Intelligenz nicht mit Reife verwechseln
Ein intelligenter Jugendlicher trifft nicht immer kluge Entscheidungen in Bezug auf Alkohol und Drogen. Die Gehirnregion, die für das Abschätzen von bestimmten Situationen und Gefahrenbewusstsein zuständig ist, der präfrontale Kortex, ist erst Mitte 25 voll ausgereift.

Alkohol, Medikamente und andere kritische Substanzen sollten schwer zugänglich sein
Alkohol und verschreibungspflichtige Medikamente sollten für Kinder und Jugendliche nicht zugänglich sein. Auch andere Substanzen, die missbraucht werden können, sollten Eltern kontrollieren und sicher aufbewahren. Zum Beispiel lösungsmittelhaltige Leime oder andere flüchtige Stoffe können beim tiefen Einatmen, dem so genannten „Schnüffeln“, zu Bewusstseinstrübungen, Herzrhythmusstörungen, zum Ausfall des Atemzentrums im Gehirn oder Sauerstoffmangel und sogar zum Tod führen. Experten sprechen von „Sudden Sniffing Death Syndrome“ (SSDS). Mehr als 3.400 Produkte aus dem Alltag können beispielsweise zum „Schnüffeln“ verwendet werden. Feuerzeuge, Deo-, Haarsprays, Campinggasflaschen, acetonhaltige Nagellackentferner, Farb- und Klebstoffe oder Verdünnungsmittel gehören dazu.

Eltern sollten Veränderungen bei ihrem Teenager genau beobachten
Veränderungen in der Stimmung, im Schlafverhalten, bei den Freunden, bei Gewohnheiten und Hobbys, in den schulischen Leistungen, Gewichtsverlust und plötzlich mangelnde Körperhygiene können Hinweise auf Alkohol- oder Drogenmussbrauch sein. Insbesondere bei belastenden Situationen, wie Umzug, Trennung von einer Jugendliebe können Jugendliche aus der Bahn werfen.

Eltern sollten rechtzeitig Hilfe suchen
Vorbeugen und rasche Hilfe sind der Schlüssel, um eine chronische Abhängigkeit zu verhindern. Deshalb sollten Eltern nicht zögern, ihren Kinder- und Jugendarzt zurate zu ziehen, wenn sie denken, dass ihr Kind möglicherweise ein Problem hat.

Quelle: CBS News