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Studie: Mandelentfernung führt nicht zu Gewichtszunahme

Eine klinische Studie hat keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Adenotonsillektomien und unerwünschter Gewichtszunahme bei Kindern gefunden – entgegen weitverbreiteten Gerüchten.

Eine aktuelle Studie unter der Leitung von Forschenden der University of Michigan Medicine stellt den lang gehegten Glauben infrage, dass eine Adenotonsillektomie – eine Operation zur Entfernung der Mandeln und Polypen – bei Kindern mit leichten schlafbezogenen Atemstörungen zu einer übermäßigen Gewichtszunahme führt.

© Dron - Fotolia.com

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Die Adenotonsillektomie ist ein erfolgreiches Verfahren, wenn Kinder unter leichten Atemstörungen beim Schlafen bzw. Schnarchen leiden. Leichte schlafbezogene Atemstörungen treten auf, wenn Kinder Symptome einer obstruktiven Schlafapnoe aufweisen, bei Schlaflabortests jedoch keine eindeutige obstruktive Schlafapnoe festgestellt wird.

An der pädiatrischen Adenotonsillektomie-Studie gegen Schnarchen nahmen 458 Kinder mit leichten schlafbezogenen Atemstörungen teil, die in zwei Gruppen aufgeteilt wurden: diejenigen, die sich einer Adenotonsillektomie unterzogen, und diejenigen, die „abwartendes Beobachten mit unterstützender Behandlung“ erhielten.

Die Gesamtergebnisse zeigten, dass die Adenotonsillektomie keine statistisch signifikante Verbesserung der primären neurologischen Entwicklungsergebnisse zur Folge hatte, jedoch zu einer Verbesserung bestimmter sekundärer Ergebnisse wie Symptome, Blutdruck und Lebensqualität. Die Forschenden wollten mithilfe ihrer Daten überprüfen, ob eine unerwünschte Gewichtszunahme eine mögliche Nebenwirkung des Eingriffs ist.

Wie entstand der Mythos, dass Kinder nach einer Mandel-OP zunehmen?

„Viele Jahre lang war die Annahme, dass eine Tonsillektomie bei Kindern zu Gewichtszunahme führt, eine gängige Annahme, die auf frühen Studien mit wenigen Kontrolldaten beruhte“, verdeutlichte Dr. Erin Kirkham, M.D., M.P.H., FACS, eine pädiatrische HNO-Ärztin am C.S. Mott Children’s Hospital der University of Michigan und Hauptautorin der Studie.

„Es hat sich herausgestellt, dass übergewichtige Kinder im Laufe der Zeit dazu neigen, mehr zuzunehmen, unabhängig davon, ob sie wegen Schlafapnoe operiert wurden oder nicht. Zuvor haben wir eine natürliche Gewichtszunahme beobachtet – die ohnehin eintreten würde – und sie der Operation zugeschrieben.“

Kinder mit Adipositas entwickeln häufiger Schlafapnoe-Symptome als andere Kinder. Darüber hinaus können untergewichtige Patient*innen, die aufgrund ihrer schlafbezogenen Atmungsstörungen nicht gedeihen, nach einer Adenotonsillektomie eine gewünschte Gewichtszunahme erfahren.

Expert*innen glauben, dass eine solche „Aufhol“-Gewichtszunahme bei Kindern in früheren Studien auch zu der Wahrnehmung beigetragen hat, dass Adenotonsillektomien zu unerwünschter Gewichtszunahme führen könnten.
Die Gruppierung untergewichtiger Kinder mit normalgewichtigen und übergewichtigen Kindern ließ es so erscheinen, als ob die Gruppe als Ganzes nach der Operation zugenommen hätte.

Quellen: SciTechDaily, University of Michigan Medicine, JAMA Otolaryngology–Head & Neck Surgery