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Starkes Übergewicht erhöht möglicherweise das Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19

 

Wie bei Erwachsenen scheint starkes Übergewicht (Adipositas) bei Kindern die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer schweren Form von COVID-19 erheblich zu erhöhen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle amerikanische Studie, die in „JAMA Pediatrics“ veröffentlicht wurde.

Der Bericht basierte auf 50 Fällen von COVID-19 bei Kindern, die so schwerwiegend waren, dass eine Aufnahme in ein New Yorker Krankenhaus erforderlich war. Elf (22%) der 50 Kinder waren fettleibig, und sechs der neun Kinder, die ein Beatmungsgerät benötigten, waren fettleibig.

Übergewicht ist seit Langem als Risikofaktor bei Erwachsenen mit COVID-19 bekannt. Forscher unter der Leitung von Dr. Philip Zachariah, ein Kinder- und Jugendarzt am Irving Medical Center der Columbia University in New York City, beobachteten 50 an COVID-19 erkrankte und im Krankenhaus behandelte Kinder. Keines von ihnen entwickelte eine gefährliche Immunreaktion, ähnlich der Kawasaki-Krankheit, die in seltenen Fällen bei anderen mit dem neuen Coronavirus infizierten Kindern beobachtet wurde. Dr. Charles Schleien, Chefarzt bei Northwell Health in New Hyde Park, NY, ein Arzt, der an der Front der Pandemie arbeitet, erklärte, sein Krankenhaus habe ähnliche Trends bei Kindern gesehen. "Wir haben bei den wirklich kranken Kindern noch höhere Adipositasraten festgestellt. […] Dies sei eigentlich nicht anders als bei Erwachsenen, bei denen starkes Übergewicht ebenso eine Schlüsselrolle für die Schwere der Krankheit spiele.

In der aktuellen Studie untersuchte Zachariahs Gruppe die medizinischen Unterlagen von 50 Kindern und Jugendlichen unter 21 Jahren, die im März und in den ersten beiden Aprilwochen erstmals auf COVID-19 getestet wurden. Neun der 50 Fälle erwiesen sich als schwerwiegend erkrankt. Ältere Kinder - im Durchschnitt 14 Jahre alt - entwickelten laut Studie häufiger einen schwereren Verlauf von COVID-19. Säuglinge wurden weitgehend verschont, und keiner in diesen jungen Jahren entwickelte eine schwere Krankheit. Bei schweren Fällen traten Husten, Atemnot und Fieber sehr häufig auf, und fast die Hälfte (44%) der Fälle litt auch unter Magen-Darm-Problemen.

Immunsuppression hat anscheinend keinen Einfluss auf Entwicklung von COVID-19

Kinder, bei denen aus irgendwelchen Gründen das Immunsystem unterdrückt werden musste (Immunsuppression), schienen kein höheres Risiko für die Entwicklung von COVID-19 zu haben. Schleien gibt zu bedenken, dass die Stichprobengröße klein sei und möglicherweise nicht das tatsächliche Risiko widerspiegele. Bei den meisten im Krankenhaus behandelten jungen Patienten dauerte die Erkrankung auch bei schwerem Verlauf nicht lange an - 76% wurden innerhalb von drei Tagen nach der Aufnahme entlassen. Ein Drittel brauchten jedoch Unterstützung beim Atmen, darunter neun, die an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden mussten, so das Columbia-Team. In zwei Fällen nahm COVID-19 einen sehr schwerwiegenden Verlauf, bei der die Sauerstoffsättigung des Blutes stark sank und es zu einem plötzlichen Herzstillstand kam. Ein junger Patient verstarb. Die Experten ermitteln nun, ob ein Blutgerinnsel daran beteiligt gewesen sein könnte. Es ist bekannt, dass COVID-19 das Gerinnungsrisiko erhöht ist. Bei 15 Patienten wurde Hydroxychloroquin, ein Malariamedikament, das sich in klinischen Studien als unwirksam gegen COVID-19 erwiesen hat, getestet. Es schien jedoch unwirksam zu sein und war sogar mit potenziell gefährlichen Nebenwirkungen verbunden, ergänzten die Forscher.

Experten glauben, dass in den allermeisten Fällen einer Infektion mit dem Coronavirus Kinder nur wenige oder gar keine Symptome zeigen. In seltenen Fällen kann die Krankheit jedoch schwerwiegend werden.

"Vieles, was wir sahen, bestätigte frühere Erfahrungen", sagte Dr. Michael Grosso vom Lehrstuhl für Pädiatrie am Huntington Hospital in Huntington, NY, der wie SChleien nicht an der Studie beteiligt war. "Kinder sterben seltener, weder Säuglinge [wie bei Influenza] noch junge Patienten unter Immunsuppression erkranken schlimmer [als Gleichaltrige]. Adipositas war jedoch ein Risikofaktor für einen schweren Verlauf und beeinflusste die Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung."

Quelle: <link https: consumer.healthday.com infectious-disease-information-21 coronavirus-1008 similar-to-adults-obesity-raises-kids-odds-for-severe-covid-19-758267.html _blank external-link-new-window external link in new>HealthDay, <link https: jamanetwork.com journals jamapediatrics fullarticle _blank external-link-new-window external link in new>JAMA Pediatrics