Amerikanische Forscher um Prof. Katie Davis, Expertin für digitale Medien an der Universität in Washington, gingen der Frage nach, ob der ständige Austausch mit anderen Gleichaltrigen über Handys oder das Internet in sozialen Netzwerken zu Veränderungen in ihrer Entwicklung führt.
Digitale Medien fördern gewisse Entwicklungsschritte bei Jugendlichen
Davis und Kollegen kamen zu dem Ergebnis, dass moderne Kommunikationsmittel den Heranwachsenden helfen, ein Gefühl von Zugehörigkeit zu entwickeln sowie aufrecht zu erhalten. Sie erlauben ihnen, mit Freunden fast jederzeit über ihre Probleme zu diskutieren. Die Frage, ob diese ständige Verbindung mit dem Freundeskreis sich störend auf die Entwicklung eines unabhängigen und eigenständigen Selbstbewusstseins auswirkt, konnten die Wissenschaftler dabei nicht beantworten.
Bedürfnisse Heranwachsender haben sich wenig geändert
Prof, Davis nennt die neue Art der Kommunikation unter Teenagern „Friendship 2.0“. „Die Bedürfnisse der Teenager heute sind ähnlich wie früher – nur die Wege dazu haben sich verändert“, erklärt sie. In ihrer Studie befragte sie 32 Heranwachsende zu ihrem Umgang mit den digitalen Medien und wertete etwa 200 Beispiele für die Kommunikation unter Teenagern aus. Es zeigte sich, dass zum großen Teil über die Hausaufgaben und den Tagesablauf „gechattet“ oder „gesimst“ wird. Freunde bleiben anscheinend miteinander verbunden, indem sie häufig Kontakt aufnehmen, um etwas Lustiges mitzuteilen, um zu fragen, was der andere gerade macht oder vorhat und wie es ihm geht. Diese „digitale Plauderei“ kann einen ganzen Tag lang andauern - mit vorübergehenden Unterbrechungen durch Unterrichts- und Essenszeiten.
Über die Hälfte der Jugendlichen (68%) benutzen laut Umfrage „Facebook“, um mit anderen in Kontakt zu bleiben, z.B. auch indem sie mit größere Gruppen von Freunden Bilder oder YouTube-Videos teilen. Intimere Informationen, z.B. über eine gedrückte Stimmung oder Probleme, geben – laut eigenen Aussagen - fast 70% der Heranwachsenden (überwiegend Mädchen) preis. Dies tun sie in der Hoffnung auf Hilfe und Unterstützung durch Freunde. Insbesondere Teenager, die schüchtern oder zurückhaltend sind, sagten, dass es ihnen leichter falle, persönliche Angelegenheiten über digitale Medien mitzuteilen als von Mensch zu Mensch. Manchen gibt das Tippen ein größeres Gefühl von Kontrolle im Vergleich zum Gespräch. Für viele ist die Fähigkeit, ständig Kontakt mit Freunden aufnehmen zu können, nicht nur eine Annehmlichkeit, sondern auch eine Notwendigkeit, um sich auf dem Laufenden zu halten, sich nicht alleine oder von der Gruppe ausgeschlossen zu fühlen.
Selbstbewusstsein zu sehr vom Urteil anderer abhängig?
Davis befürchtet, dass sich das ständige Interagieren mit Freunden auf die Entwicklung eines eigenen Selbstbildes negativ auswirken könne. Denn es lässt wenig Raum für die Entwicklung eines eigenständigen Selbstwertgefühls unabhängig von äußeren Einflüssen. „Ein Selbstwertgefühl, das sich von der Bestätigung anderer abhängig macht, ist sehr zerbrechlich und wenig beständig“, gibt Davis zu bedenken. Sie räumt jedoch ein, dass dies nicht unbedingt der Fall sein muss, wenn Jugendliche digitale Medien für ihr Gefühl von Zugehörigkeit und ihren Austausch mit Gleichaltrigen benutzen.
Quelle: ScienceDaily, Journal of Adolescence