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"Ritzen" - die Sucht, sich selbst zu verletzen

Immer mehr Jugendliche, vor allem Mädchen, fügen sich durch Messer, andere spitze Gegenstände oder Zigaretten selbst Schmerzen zu. Das SVV, selbstverletzendes Verhalten, scheint als psychisches Krankheitsbild teilweise die Magersucht abzulösen...

Selbstverletzungen nehmen unter Jugendlichen zu. In den USA und in Deutschland verstümmelt sich ca. 1% der Bevölkerung, unter den Jugendlichen liegt der Anteil mindestens doppelt so hoch. Insbesondere Mädchen sind - ähnlich wie bei den Essstörungen - von der psychischen Störung betroffen. Sie scheinen im Gegensatz zu Jungen mehr zu Selbstaggressivität zu neigen. Sie fügen sich durch Messer, andere spitze Gegenstände wie Rasierklingen oder Glasscherben selbst Schmerzen zu - "Ritzen" heißt dies umgangssprachlich.

Körperlicher Schmerz soll die seelische Qual betäuben
Der Schweizer Jugendseelsorger und Psychologe Norbert Hänsli hat als einer der ersten 1996 SVV, selbstverletzendes Verhalten, als Entwicklungsstörung beschrieben. Jugendliche, die sich "ritzen", haben meist Schwierigkeiten, mit ihren Gefühlen umzugehen und leiden unter starken psychischen Spannungszuständen. Sie wollen sich nicht selbst umbringen. Die Verletzungen wirken für sie spannungslösend, sie geben ihnen wieder das Gefühl lebendig zu sein. In 40% der Fälle haben diese Jugendlichen Gewalterfahrungen hinter sich, in mindestens jedem zweiten Fall waren sie sexuellen Übergriffen ausgesetzt und zu 70% wurden sie vernachlässigt. Betroffene sollten unbedingt psychologische Hilfe erhalten. Unbehandelt kann - abgesehen von den körperlichen Narben - im Erwachsenenalter das Ritzen in andere Suchtprobleme oder psychosomatische Störungen übergehen.